Darkover 09 - An den Feuern von Hastur
du aber verlegt«, hielt David ihr vor.
»Ich nicht«, wehrte Elizabeth entrüstet ab. »Meine Aufgabe ist, über das Wetter zu berichten und es vorherzusagen, nicht, es zu machen. Vielleicht ist es eine Fehlfunktion des Computers. Vielleicht hat der Computer ein Tief gemeldet, wo in Wirklichkeit keins war, und die Gewitterwolken waren nur… nur eine seltsame, in Auflösung begriffene Formation. Oder der Sturm hatte die Absicht, herausgeröhrt zu kommen, wo auch immer diese Stürme herauszuröhren pflegen, und irgend etwas zwang ihn wegzugehen.«
Ysaye kroch zum Terminal hinüber, zog die Hülle ab und begann, Diagnostiken durchlaufen zu lassen. »Vielleicht«, meinte sie versonnen, »hat jemand da unten das alte Problem gelöst. ›Alle reden vom Wetter, und niemand tut etwas dagegen.‹«
Sie schwieg eine Weile, da ihre eigenen Worte eine seltsame Saite in ihr zum Schwingen gebracht hatten. Habe ich eben etwas darüber geträumt? Sie versuchte, sich zu erinnern, aber der Traum war zerstoben.
David sah ernst auf sie hernieder.
»Das glaubst du?«
»Wir haben doch eben gesagt, möglich ist alles«, wich Ysaye aus. »Auch Eingeborene mit einer Technologie, die ganz anders ist als das, was wir uns unter Technologie vorstellen.«
David bedachte den jetzt leeren Schirm mit einem Stirnrunzeln. »Nun, wenn wirklich jemand das Wetter verändert hat… ganz gleich, wer er ist, wenn er diese Art von Macht hat, möchte ich den Mann gern kennenlernen - oder die Frau oder die Leute.« Er überlegte.
»Andererseits«, sagte er leise, »vielleicht möchte ich es lieber nicht.«
IV
Im Garten des Dalereuth-Turms gingen drei Mädchen spazieren, zwei eng beieinander wie beste Freundinnen, während die dritte ein bißchen Abstand hielt. Alle drei hatten das rote Haar und in ihren Zügen das starke aristokratische Gepräge der Comyn , der erblichen Autarkie der Domänen. Als Comyn bezeichnete man die Nachkommen der sieben Familien, und man betrachtete sie mit Ehrfurcht und Neid, denn jede Familie hatte eine besondere Gabe, ein Laran . Nicht jedes Mitglied der Comyn besaß die Gabe in voller Kraft - oder überhaupt - , denn in dieser Zeit war ihr Blut dünner geworden, und die Kräfte starben aus. Türme, die früher einmal Botschaften und sogar Boten über weite Entfernungen geschickt hatten, standen dunkel und leer. Das machte diese drei Mädchen so kostbar - sowohl für ihre Familien als auch für den Turm.
Melora und Rohana Aillard, zehn und zwölf Jahre alt, waren Kusinen, sahen sich jedoch ähnlich wie Schwestern. Das dritte Mädchen war Leonie Hastur, ein bißchen größer, ein bißchen heller im Teint, ein bißchen älter als die anderen - und sich ihres Ranges und der Kraft ihres Laran sehr viel stärker bewußt. Ihr Stolz zeigte sich schon in ihrer Haltung. Sie hielt den Kopf hoch erhoben und dachte nicht daran, die Augen mit der jungfräulichen Schüchternheit, die die Gesellschaft gern sah, niederzuschlagen.
Zu dieser Zeit, spät am Tag, durften die jüngeren Mädchen im Turm in den Garten gehen, sofern das Wetter es erlaubte, spielen und sich vergnügen, wie sie wollten. Leonie betrachtete sich als viel zu alt für solchen Unsinn wie Spiele, aber es war eine Chance, den Mauern des Turms wenigstens für eine Weile zu entrinnen.
»Setz dich auf die Schaukel, ich werde dich anstoßen«, sagte Melora, die zart gebaut und die kleinste von den dreien war. »Noch regnet es nicht, und ich möchte so lange wie möglich draußen bleiben.«
»Lange wird es nicht mehr dauern«, antwortete Rohana mit einem Seufzer. »Zu dieser Jahreszeit regnet es hier abends wohl immer. Hoffen wir nur, daß es erst anfängt, wenn wir hineingegangen sind.«
»Heute abend wird es nicht regnen«, behauptete Leonie überzeugt und mit einem schlauen Lächeln. »Ich möchte die Monde sehen, auch wenn sie nach der Konjunktion schon wieder dabei sind, sich zu trennen. Es ist sehr wichtig für mich.«
Sie sagte nicht, warum es für sie wichtig war, und die beiden anderen Mädchen machten sich nicht die Mühe zu fragen. Auch wenn sie sich erst kurze Zeit kannten, wußten sie, daß Leonie es ihnen nicht erzählen würde.
»Und ich vermute«, spottete Rohana Aillard, »das Wetter wird mitspielen und gut bleiben, nur weil du es von ihm verlangst. Das hätte ich natürlich wissen müssen. Sogar das Wetter muß gehorchen, wenn eine Hastur spricht.«
»Für gewöhnlich tut es das«,
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