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Darkover 09 - An den Feuern von Hastur

Titel: Darkover 09 - An den Feuern von Hastur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Mercedes Lackey
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erklärte Leonie, als habe sie nichts von Rohanas verschleiertem Hohn gemerkt. »Wenn du nicht schaukeln willst, Rohana, dann laß mich.«
   »Nein, zuerst bin ich an der Reihe.« Rohana kletterte in die Schaukel und setzte sie in Bewegung. Ihren Versuch, Leonie aus der Fassung zu bringen, gab sie auf. »Hier müßte es zwei Schaukeln geben.«
   »Oder drei, aber wie oft hat man hier mehr als eine Person, die jung genug ist, um sich dafür zu interessieren?« fragte Melora. Mit unschuldiger Fröhlichkeit wandte sie sich Leonie zu. »Ich bin froh, daß du bei uns bist, Leonie, alle anderen sind so alt und gesetzt.«
   »Flora ist nicht alt«, widersprach Rohana, erfüllt von einem vagen Loyalitätsgefühl gegenüber der Bewahrerin.
   »Sie ist so gut wie alt«, lautete Leonies Urteil. »Sie handelt, als sei sie hundert Jahre alt, und ist verknöcherter als jeder alte Großvater. Als sie mich hier willkommen hieß, hielt sie mir eine fürchterlich lange Predigt. Sie betonte, ich sei jetzt eine leronis und müsse ständig die besten Eigenschaften der Comyn repräsentieren.« Leonie gab ein verächtliches Schnauben von sich. »Als ob ich das nicht sowieso täte! Ich bin schließlich eine Hastur. Man hat mich in meinen Pflichten unterwiesen, seit ich die Wiege verließ!«
   »Und du hast jetzt vermutlich schon mehr von einer leronis und bist eine bessere Telepathin als die meisten von uns nach der Ausbildung.« Rohanas Stimme klang ein bißchen resigniert. Dann leuchtete Neugier in ihren Augen auf, und sie vergaß ihren Versuch von vorhin, Leonie durch Sticheleien zu reizen. »Sag doch, Leonie, hast du die Hastur-Gabe?«
   Leonie ließ sich nicht - nicht ganz - anmerken, wie stolz sie darauf war. »Ja, ich denke schon.«
   »Was heißt, du bringst ohne Matrix mehr fertig als wir anderen mit «, sagte Rohana ehrfürchtig. »Erzähl mal, warum schickt man dich, wenn das wahr ist, überhaupt in einen Turm?«
   Leonies schönes, arrogantes Gesicht wurde sehr ernst. Laran -Kräfte - besonders ihre eigenen - waren etwas, über das sie niemals leichtfertig oder frivol sprach. »Von frühester Kindheit an«, antwortete sie, »hat man mir gesagt, daß eine unausgebildete Telepathin eine Gefahr für sich selbst und jeden in ihrer Umgebung darstellt. Und das trifft zu - auf mich vielleicht noch mehr als auf jeden anderen in den Domänen. Als ich getestet wurde, stellte die leronis fest, daß ich einige von den älteren Gaben besitze, von denen bekannt ist, daß sie manchmal… « Sie zögerte, suchte nach dem richtigen Wort. »… unkontrollierbar werden, jedenfalls ohne entsprechende Ausbildung.«
   Rohana erschauerte, Melora ebenfalls. Jedes Kind wußte, was passieren konnte, wenn eine Gabe außer Kontrolle geriet. Zusammen mit Gespenstergeschichten sorgten Erzählungen über wildgewordenes Laran für Unterhaltung an so manch einem winterlichen Kamin - und bescherten so manchem Kind Alpträume.
   Leonie wartete einen Augenblick, damit ihre Worte volle Wirkung erzielten. Macht, woher sie auch stammte, trug sofort Respekt ein. Diesen Respekt - oder zumindest eine vorsichtige Haltung ihr gegenüber - hatte sie bereits gewonnen. Sie sah es in den Gesichtern der Mädchen. Gut. Jetzt würde es keine taktlosen Sticheleien mehr geben.
   Sie zuckte die Achseln und stieg ein Stückchen von dem Gipfel des Mysteriums herab, auf den sie sich selbst gestellt hatte. »Außerdem bin ich eine Frau«, fuhr sie fort, »und Frauen haben nur die eine Möglichkeit, eine leronis zu werden, wenn sie dem Schicksal entrinnen wollen, im frühestmöglichen Augenblick an irgendeinen schwachsinnigen jungen Burschen verheiratet zu werden und sechs oder sieben seiner schwachsinnigen Kinder zu gebären.«
   »Sie sind doch sicher nicht alle schwachsinnig«, protestierte Rohana, die ehrgeizige Ziele auf dem Heiratsmarkt hatte.
   »Nein, nur neun Zehntel von ihnen«, entgegnete Leonie. »Und was meinst du, wie deine Chancen stehen, einen von dem restlichen Zehntel zu bekommen?«
   Melora meinte friedlich: »Du hast bestimmt den besten Weg gewählt, um es für ein oder zwei Jahre hinauszuschieben.«
   »Für länger.« Leonies Ton ließ keinen Widerspruch zu. »Ich weiß, was ich will. Das weiß ich, solange ich denken kann. Ich werde überhaupt nicht heiraten, und es ist meine feste Absicht, einen Sitz im Rat zu bekommen.«
   »Dafür müßtest du erst einmal Bewahrerin von Arilinn werden«, meinte Rohana lachend.

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