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Darkover 09 - An den Feuern von Hastur

Titel: Darkover 09 - An den Feuern von Hastur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Mercedes Lackey
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riskieren. Mehr als das - wenn ich versage, bin ich bereit, es von neuem zu versuchen, immer wieder und wieder, bis ich Erfolg habe.«
   »Wenn du in diesem Geist an die Sache herangehst… « Jetzt lächelte auch Fiora. »… brauchst du ein Versagen nicht zu fürchten . Erleben wirst du es bestimmt - wie jede Bewahrerin es beim Lernen erlebt hat - , aber du brauchst es nicht zu fürchten.«
   »Ich danke Euch, vai leronis «, sagte Leonie mit schmerzlicher Demut.
   Als sie sich zum Gehen wandte, fragte Fiora: »Hast du uns nun diesen Regen gegeben?«
   Noch vor einer Stunde hätte Leonie auf diese Frage mit einem Zornausbruch reagiert. »Hätte ich das nach Euren Regeln nicht tun dürfen?«
   »Ich hoffe, der Tag wird kommen, an dem du dir diese Frage selbst beantworten kannst«, antwortete Fiora, und sie lachte beinahe. »Aber wenn dieser Tag kommt, wirst du der einzige Mensch sein, dem du für dein Handeln verantwortlich bist. Und ich glaube, du wirst feststellen, daß du dir eine strengere Zuchtmeisterin sein wirst, als ich es bin.« Nun lachte sie wirklich. »Wahrscheinlich würde niemand - niemand außer mir, heißt das - dir glauben, wenn du behauptetest, es getan zu haben. Vielleicht nicht einmal eine andere Bewahrerin. Im Grunde fangen wir also in diesem Augenblick an, Leonie.«
   Fiora verließ das Zimmer, und Leonie holte tief Atem. Wieder überfielen sie Ruhelosigkeit und böse Ahnungen, und nach einer Weile gab sie den Gedanken ganz auf, sich wieder der weggelegten rryl zu widmen.
   Es war jetzt später Abend. Die letzten Spuren Rot am Himmel waren verblaßt, und langsam und stetig fiel der nächtliche Regen hernieder, so ganz unähnlich dem heftigen Gewitter, das Leonie herbeigerufen hatte. Trotz des trostlosen Geräuschs, mit dem der Regen auf die Blätter, das Dach und die Pfützen trommelte, spürte Leonie keinen Drang, daran herumzupfuschen. Es war nicht der Regen, der sie störte.
   Nein, mit dem Regen hatte ihre Unruhe nichts zu tun, auch nicht mit dem Wetter im allgemeinen. Was sie spürte, kam von anderswoher.
   Nach einiger Zeit stieg sie zu dem Zimmer hinauf, das ihr zugewiesen worden war, einer geräumigen und luftigen Kammer im dritten Stock. Verglichen mit ihren Räumen in Burg Hastur oder ihrem Teil der Hastur-Suite in Thendara war sie kahl und armselig, aber die Neuheit, an einem ihr völlig fremden Ort zu sein, hatte sich noch nicht abgenutzt. Außerdem wußte sie, wenn sie das Zimmer so, wie es war, einmal satt hatte, konnte sie es möblieren lassen, ganz wie sie wollte. Darüber sann sie eine Weile nach und versuchte, sich von dem ernüchternden Gespräch mit Fiora und dem Unbehagen, das sie immer noch erfüllte, abzulenken.
   Vielleicht sollte sie ihren Raum mit Wandbehängen aus karmesinroter Seide dekorieren? Nein, sie würde noch genug Rot in ihrem Leben um sich haben, wenn sie Bewahrerin geworden war, und im Augenblick war sie entschlossen, sich mit nichts Geringerem zufriedenzugeben. Vielleicht eine blaue, mit Grün durchschossene Seide, die sie auf dem Markt gesehen hatte, als sie durch Temora kam. Das war eine Farbe, die sie nie zuvor gesehen hatte, ein echter Triumph der Kunst des Webers, und sie würde Helligkeit in diese Kammer bringen, das Gefühl, im Himmel zu leben.
   Der Turm rings um sie schlief. Leonie war sich der schlafenden kleinen Mädchen bewußt, einer einsamen Beobachterin an den Relais, die Botschaften von der Dauer eines Lidschlags über das Angesicht der Welt schickte, von Domäne zu Domäne. Zu dieser Stunde war es ziemlich unwahrscheinlich, daß irgendwelche Botschaften durchkommen würden, und doch mußte jederzeit eine Arbeiterin dort Wache halten, denn es konnte ja ein Notfall eintreten. Leonie war sich Fioras bewußt, die sich in ihrer ewigen Dunkelheit bewegte und sich zum Schlafengehen vorbereitete. Wie seltsam das sein mußte - niemals den Tag von der Nacht unterscheiden zu können, außer durch die Handlungen anderer…
   Während sie über die Bewahrerin nachdachte, erkannte sie, daß sie eine Freundin gefunden hatte. Es war kein unangenehmer Gedanke, daß ihr Freundschaft jetzt dort entgegengebracht wurde, wo anfangs nur Feindseligkeit gewesen war. Fiora stand von nun an auf ihrer Seite - und obwohl ein schwerer Weg vor ihr lag, bis sie ihr Ziel erreicht hatte, würde Fiora ihn nicht noch schwerer machen.
   Leonie legte sich hin und versetzte sich in eine leichte Trance, statt einzuschlafen. Sie mußte

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