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Darkover 09 - An den Feuern von Hastur

Titel: Darkover 09 - An den Feuern von Hastur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Mercedes Lackey
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du auch nur ein wenig Schmerz ertragen kannst. Und das hier ist erst der geringste Teil der Ausbildung, das kleinste Opfer.«
   Leonie saß da und dachte darüber nach. In all ihren Tagträumen hatte sie nur an die Macht einer Bewahrerin gedacht und nicht daran, was es kostete, diese Macht zu erlangen. Ihr Vater hatte mehr als einmal gesagt: »Große Macht verlangt ein ebenso großes Opfer«, und sie hatte nie ganz verstanden, was das heißen sollte. Jetzt hatte sie ein bißchen gesehen - nur ein bißchen - , und zum erstenmal fragte sie sich, ob ihre Tagträume falsch gewesen seien. Darin hatte sie nie auf irgend etwas verzichten müssen.
   Wieviel hatten die anderen Bewahrerinnen für ihre Macht geopfert? Und warum hatten sie es getan? Endlich bat sie: »Erzählt mir, wie Ihr hergekommen seid, Fiora.«
   Fiora hatte nicht direkt in den Gedanken des Mädchens herumgestöbert - das gehörte sich nicht, solange man nicht dazu eingeladen war - , aber bestimmte Dinge und bestimmte Befühle waren übergeflossen, und es ließ sich so manches daraus schließen. Leonie dachte nach, statt vorauszusetzen. Das war ein Anfang, und so antwortete Fiora ruhig: »Ich wurde bei einem Fest gezeugt. Man verheiratete meine Mutter, die noch sehr jung war, an einen kleinen Bauern im Tal. Als ich ungefähr fünf Jahre alt war, bekam ich eine Krankheit, die meine Augen angriff, und es stand fest, daß ich früher oder später erblinden würde. Mein Vater wollte mich schnell verheiraten, damit mein zukünftiger Gatte nicht merkte, einen wie schlechten Handel er machte. Aber die Schwester meiner Mutter berichtete einer leronis von der Krankheit und von meiner Ähnlichkeit mit den Comyn . So wurde ich auf Laran getestet. Ich war begabt und kam her. Ich war begabt genug, geduldig genug und willens, genug zu leiden, so daß ich schließlich zur Bewahrerin gemacht wurde.«
   »Es war für Euch nur die zweite Wahl?« wunderte Leonie sich. »Ich hätte gedacht, jemand, der sich entschließt, eine leronis zu werden, müßte sich dies mehr als alles andere wünschen.«
   »Sicher, zuerst war es nur die zweite Wahl«, gestand Fiora. »Aber nachdem ich eine Zeitlang hier war, erkannte ich, wie klein und bedeutungslos mein Leben andernfalls geworden wäre. Ich wäre nichts anderes gewesen als eine Frau wie meine Mutter, hätte ein Kind nach dem anderen geboren, im Haus und auf dem Feld geschuftet, und mit sehr, sehr viel Glück hätte ich einen Mann bekommen, der freundlich zu mir gewesen wäre. Dagegen hat eine leronis die Macht, viel Gutes zu tun - zu heilen, das richtige Wetter herbeizurufen, vor Feuer und Sturm zu schützen. Mir wurde bewußt, daß ich, wäre mir die Wahl geblieben, das Leben einer leronis gewählt hätte. Vor allem anderen.« Sie nickte, dann fuhr sie fort: »Aber nur wenige genießen den Luxus, wählen zu gönnen. Heute würde ich mein Leben nicht einmal verändern, um Königin der Domänen zu werden, aber unter den Comyn gibt es viele Frauen, die durch den Willen ihrer Familien ebenso gebunden sind, wie ich es durch den Willen meines Vaters war.«
   Leonie biß sich bei Fioras Wortwahl auf die Lippe. Sie hätte ihr Leben nicht einmal verändert, um Königin zu werden? Mit leiser Stimme sagte sie: »Ich denke… « Nein, ich weiß , berichtigte sie sich in Gedanken, denn sie hatte diese Wahl ja gehabt und das Leben einer Königin nicht haben wollen. »… daß auch ich ein solches Leben nicht verändern würde, um Königin zu werden.«
   »Dann bist du glücklich«, erwiderte Fiora. »Du bist eine von denen, die den Luxus der Wahl hatten und sich entschieden haben, nach dem eigenen Traum zu greifen. Die Frage ist, wenn sich der Traum als die scharfe Schneide einer Klinge erweist, wirst du dann immer noch den Mut und den Willen haben, ihn nicht nur zu ergreifen, sondern auch festzuhalten? Wenn ja, versichere ich dir, solange du es dir mehr als alles andere wünschst, wird es sehr wenig geben, was du nicht vollbringen kannst.«
   »Das glaubt Ihr wirklich?« Leonie suchte in Fioras Gesicht nach Bestätigung und Zuneigung, und plötzlich sehnte sie sich danach wie nie zuvor.
   Fiora nickte entschieden. »Ja.«
   »Ich will«, erklärte Leonie ganz leise, »und ich werde alles dafür riskieren. Sogar - wie Ihr gesagt habt - das Versagen.« Sie lächelte zitterig, und wieder vergaß sie, daß Fiora das nicht sehen konnte. »Ich will versuchen, nicht an das Versagen zu denken, aber ich bin bereit, es zu

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