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Darkover 09 - An den Feuern von Hastur

Titel: Darkover 09 - An den Feuern von Hastur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley / Mercedes Lackey
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Selbstaufopferung in dem erforderlichen Ausmaß fähig bist. Wie du selbst erzählst, hast du nie etwas getan, das du nicht tun wolltest, du hast dich nie an etwas Gefahrvollem versucht, und du hast nie bei irgend etwas versagt. Vielleicht ist dieses Fehlen von Mißerfolgen weniger deinen Fähigkeiten zuzuschreiben als vielmehr der Tatsache, daß du dich nur an solche Dinge heranwagst, die dir leichtfallen, und allem, was dich langweilt, aus dem Wege gehst.«
   Leonie öffnete den Mund, um zu protestieren, und schloß ihn wieder, als sie erkannte, daß diese Worte, so grausam sie waren, nichts als die absolute Wahrheit enthielten. Ihr Unbehagen wuchs. Fiora mußte sie auf eine Weise durchschauen können, wie es noch nie jemandem gelungen war - ausgenommen, manchmal, Lorill - , und es sah ganz so aus, als sei das, was Fiora im Innersten ihrer Seele gefunden hatte, ihr wenig sympathisch und ziemlich schäbig.
   Fiora sprach ganz ruhig weiter, als würde sie nichts von der Unruhe bemerken, in die sie ihre neueste Schülerin versetzte. »Du hast noch nicht einmal begonnen, die Grenzen irgendeiner deiner Fähigkeiten zu erkunden. Bei der Ausbildung hier magst du zum erstenmal erleben, was Versagen ist, und ich weiß nicht, wie gut du das verkraften wirst. Gar nicht gut, vermute ich.«
   Leonie blinzelte. Sie war erschüttert und zutiefst ernüchtert. Das war eine völlig neue Erfahrung für sie, zudem eine, die ihr überhaupt nicht gefiel. »Dann glaubt Ihr, ich werde versagen, Fiora? Oder aufgeben, sobald das Lernen schwierig wird?«
   Fiora zuckte leicht die Achseln, als spiele es für sie keine große Rolle. »Das kann niemand wissen außer dir selbst. Doch ich kann dir sagen, ganz gleich, wie groß deine Gabe ist, der Erfolg ist dir nicht sicher. Du wirst erst dann wissen, daß du es schaffen wirst, wenn du bereit bist, die Grenzen hinauszuschieben, die dir Körper und Geist setzen, und das Versagen zu riskieren. Doch wie sollst du willens sein, das zu tun, wenn du es noch nie zuvor getan hast? Und wenn du, nur indem du durch die Tore des Turms wieder hinausspazierst, alles haben kannst, was du aufgegeben hast - Diener, hübsche Dinge, Rang, Prestige, Bewunderung und eine Menge Schmeichler zu deinen Füßen?«
   Das schmerzte schlimmer als ein körperlicher Schlag. »Gibt es einen Weg, auf dem ich sicher zum Erfolg gelange?« fragte Leonie beinahe verzweifelt.
   »Einen sicheren Weg gibt es nicht.« Fiora lachte vor sich hin, als finde sie die Frage lustig. » Niemand kann einen solchen Weg finden. Suchst du nach einer Möglichkeit zu betrügen oder nach einer leichten Antwort? Nach den zehn einfachen Schritten, um eine Bewahrerin zu werden? Nach den schnellen, richtigen Antworten, nach allen auf einmal?«
   Leonie ließ den Kopf hängen. Das war natürlich genau das, was sie sich erhofft hatte, als sie mit dieser fürchterlich dummen Frage herausgeplatzt war. Jetzt wünschte sie, den Mund gehalten zu haben.
   Fiora spürte, daß Leonie schwach wurde, und nahm ihren Vorteil wahr. »Ich glaube schon, wenn du bereit bist, hart dafür zu arbeiten, ist es dir auch möglich, so gut wie alles zu erreichen. Aber du mußt es stark genug wollen , stark genug, um hart und fleißig zu arbeiten«, setzte sie Leonie auseinander. »Ich weiß nur nicht, ob du die Fähigkeit hast, das zu tun, besonders wenn das Lernen langweilig ist und du vieles dafür opfern mußt. Weißt du, warum Bewahrerinnen rote Gewänder tragen?«
   Leonie schüttelte benommen den Kopf. Die Frage hatte sie überrascht, und sie vergaß für den Augenblick, daß Fiora sie nicht sehen konnte.
   »Sie sollen damit nicht als etwas Besonderes hervorgehoben werden.« Es war, als habe Fiora die Geste doch gesehen. »Sie sollen nicht als Personen gekennzeichnet werden, denen große Achtung gebührt. Sie werden damit als gefährlich ausgewiesen, Leonie. Es ist gefährlich, lebensgefährlich, eine Bewahrerin im Kreis zu berühren. Sieh her… «
   Sie streckte ihre blassen Hände aus, und jetzt sah Leonie, daß sie mit winzigen Narben wie von Brandwunden bedeckt waren, als sei ein Schauer von Feuerfunken auf sie niedergefallen und habe das Fleisch verbrannt.
   »Es ist so gefährlich für andere, daß eine Bewahrerin lernt, niemals eine Berührung zu erlauben, ob im Kreis oder außerhalb des Kreises. Und so lernen wir - durch Schmerz, Leonie. Du wirst in deinem Leben noch nicht viel Schmerz erlitten haben. Ich bin mir nicht sicher, ob

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