Darkover 10 - Die zerbrochene Kette
von ihrer Familie gegeben, sie kannte kaum seinen Namen. Und doch hat sie es in so vielen Jahren fertiggebracht, sein Leiden vor allen Außenstehenden zu verheimlichen! Sie muß die Warnzeichen gesehen und versucht haben, das Unheil abzuwenden…
»Mutter, verzeih«, flehte Kyril. »Ich war ehrlich überzeugt, er müsse es erfahren.«
Rohana streifte ihn mit einem Blick äußerster Verachtung. »Wirklich, mein Sohn? Du erträgst den Gedanken nicht, irgendeine Frau bringe es fertig, dir nicht wie einem Gott zu gehorchen! Und nun hast du geglaubt, sie sei dir auf Gnade und Ungnade ausgeliefert. Wie schäbig du denkst, Kyril! So wolltest du deinen verwundeten Stolz heilen und dich an Jaelle rächen. Durch deine Schuld hat dein Vater einen Anfall bekommen und wird tagelang krank sein.« Seine Entschuldigungen wollte sie nicht hören. »Geh und ruf seinen Leibdiener, hilf ihm, ihn ins Bett zu tragen, und spare dir weitere Worte. Du hast unsere Gäste beleidigt, und das werde ich dir lange nicht verzeihen.«
Kyril ging mit finsterem Gesicht, und Jaelle trat zu Rohana. »Rohana, es tut mir leid - ich hatte mir nicht klargemacht…«
Rohana seufzte und lächelte ihr zu. »Natürlich nicht, Kind; du glaubtest, es mit einem rational denkenden Mann zu tun zu haben. Du hast dir mehr Zurückhaltung auferlegt, als ich dir zugetraut hätte, und nichts gesagt, was nicht der Wahrheit entspräche. Und ich weiß, daß Kyril dich provoziert hatte.«
Ihr Blick blieb auf Jaelles Armen hängen, als könne sie die schmerzhaften Male dort sehen, und Jaelle fragte sich: Ob sie jetzt meine Gedanken liest?
Kyril und der Leibdiener trugen den bewußtlosen Dom Gabriel hinaus, und Rohana erhob sich. Sie sah müde und mitgenommen aus.
»Ich weiß, ihr drei…« - ihr Blick schloß Peter und Magda mit ein - »… habt für heute eure Abreise geplant. Könnt ihr sie noch um einen Tag aufschieben? Heute muß ich hierbleiben und mich vergewissern, ob Gabriel sich erholt. Morgen kann ich mit euch nach Thendara reiten.«
»Du willst mit uns kommen? Warum?« fragte Jaelle.
Rohana sah zu Magda hin. »Weil ich eine sehr wichtige Entdeckung gemacht habe und mit Lorill Hastur sprechen muß. Er ist in einer falschen Vorstellung befangen, die die ernstesten Konsequenzen für unsere beiden Welten haben kann, wenn sie nicht sofort berichtigt wird. Wollt ihr euch also meine Gesellschaft auf der Straße nach Thendara gefallen lassen, brechen wir morgen früh zusammen auf.«
16
Es regnete, als sie die Reiseunterkunft in der Abenddämmerung erreichten. Sie stiegen ab, und Rohana sagte: »Ich hatte gehofft, heute noch nach Thendara zu kommen, aber ich habe keine große Lust, die halbe Nacht zu reiten. Morgen sind wir dann bestimmt da.«
»Dann werde ich froh sein«, bemerkte Magda. Gleich darauf fragte sie sich, was sie in Thendara erwarten mochte. Schon die Gnadenfrist dieser einen Nacht war ihr willkommen.
Sie sattelte ihr Pferd ab. Darrill, Sohn Darnaks, trat zu ihr und nahm ihr den schweren Sattel aus den Händen. Sie ließ ihn lächelnd gewähren und blieb neben ihm stehen, während er die Tiere fütterte. Darrill wartete, bis sich die Männer von Rohanas Leibgarde zurückgezogen hatten. (Die Frau des Lords von Ardais konnte natürlich nicht ohne ansehnliche Eskorte reisen!) Dann fragte er mit leiser Stimme: »Freust du dich, in deine eigene Welt zurückzukehren, Margali?«
Beunruhigt antwortete sie: »Ich bin mir nicht sicher, ob es noch meine Welt ist, Darrill. Ich habe mich den Freien Amazonen angelobt.«
»Aber… Piedro erzählte mir, du habest dich nur verkleidet, um ungefährdet reisen zu können.«
»Piedro weiß überhaupt nichts darüber«, stellte Magda mit unerwarteter Schärfe fest.
»Das verstehe ich nicht.«
»Ich verstehe es selbst kaum«, gestand Magda. »Wahr ist, daß ich den Eid als Mittel zum Zweck geleistet habe und mir nicht wirklich klar darüber war, was es bedeutet. Später jedoch entschloß ich mich aus freiem Willen, ihn zu halten, und das werde ich weiterhin tun, einerlei, was geschieht.«
Darrill nickte bedächtig. »Das verstehe ich. Aber was werden die Terraner dazu sagen?«
Das ist die Frage , dachte Magda. Werde ich bis ans Ende meines Lebens ein Flüchtling vor der Justiz des Imperiums sein? »Ich versuche, Urlaub zu bekommen, damit ich meine Verpflichtung gegenüber dem Gildenhaus erfüllen kann«, antwortete sie. »Und ich glaube,
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