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Darkover 10 - Die zerbrochene Kette

Titel: Darkover 10 - Die zerbrochene Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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weg von dem Weg, schneller, als ein guter Reiter es durfte. (Aus ihrer Kindheit kannte sie ein Sprichwort der Berge: »Laß auf einem steilen Weg dein Pferd die Geschwindigkeit bestimmen.«) Doch sie hastete weiter abwärts. Steinchen lösten sich unter den Hufen des Pferdes und polterten den Berg hinunter.
   Es dauerte nicht lange, bis Magda merkte, daß es so nicht ging. Wenn eins ihrer Tiere fiel und sich ein Bein brach, mußte sie zu Fuß weitergehen. Sie hielt das Pferd an und klopfte, um Entschuldigung bittend, seine wogenden Flanken. Was ist los mit mir, warum bin ich auf diese Weise weggelaufen? Kein Mensch war auf dem Weg zum Paß hinter ihr zu sehen. Vielleicht sind sie mir gar nicht gefolgt… Aber sie fühlte das vage Unbehagen, die »Ahnung«, der sie in vielen Jahren erfolgreicher Agententätigkeit zu vertrauen gelernt hatte. Diese innere Stimme riet ihr laut und deutlich: Lauf, versteck dich, verschwinde . Die Frau, die sie auf einer weit entfernten anderen Welt ausgebildet hatte, pflegte zu sagen: »Jeder gute Undercover-Agent hat ein bißchen parapsychische Begabung, sonst würde er im Dienst nicht lange am Leben bleiben.«
   Und jetzt? Sie konnte den Männern nicht davonlaufen, mit ihrem Gepäck und ihrem Packtier. Früher oder später würden sie sie einholen, und dann kam es zum Kampf.
   Magda betrachtete den Boden, der bedeckt mit schmelzendem Schnee und Schlamm war, eine amorphe, zertrampelte, bräunliche Masse. Mein Glück. In Neuschnee sähen sie meine Spuren… und die Stelle, wo ich den Weg verlassen habe, was schlimmer wäre … In dem ablaufenden, schlammigen Wasser und dem Schneematsch verschwanden jedoch alle Spuren ebenso schnell, wie sie entstanden. Magda führte die Tiere durch eine schmale Lücke in den Bäumen und band sie in einem dichten, immergrünen Gebüsch an, wo sie gut verborgen waren.
   Dann kehrte sie auf den Weg zurück, verwischte mit den Händen die Stelle, wo sie den Hang hinuntergeschlittert war, und versteckte sich zwischen Bäumen und Unterholz an einem Punkt, der eine gute Aussicht bot. Nervös auf einem Stück Trockenobst kauend, wartete sie darauf, ob ihr Trick Erfolg haben werde.
   Es dauerte fast eine Stunde, bis die Reiter, die sie gesehen hatte, sich näherten. Sie ließen ihre Tiere so schnell laufen, wie es auf dem glitschigen Pfad eben möglich war. Keiner von beiden warf einen Blick in Magdas Richtung. Als sie außer Sicht waren, kroch sie aus ihrem Versteck. Ihr zitterten die Knie, und ihre Hände waren feucht.
   Was ist los mit mir? Ich benehme mich nicht wie eine ausgebildete Agentin - und nicht einmal wie eine Freie Amazone! Ich benehme mich wie - wie ein Kaninchen!
   Und warum bin ich eigentlich in Panik geraten? Ich habe vernünftig gehandelt. Jeder unserer Agenten, ob Mann oder Frau, hätte in dieser Situation auf jeder Welt wie ich gehandelt und sich aus Schwierigkeiten herausgehalten…
   Nur war ihre Flucht leider nicht verstandesmäßig begründet gewesen. Ich bin in Panik geraten. Daran gibt es nichts zu beschönigen.
   Ich habe mich benommen wie… wie… Blitzartig kam ihr die Einsicht. Nicht wie eine terranische Agentin. Nicht wie eine Freie Amazone. Sondern wie ein normales, konventionell erzogenes darkovanisches Mädchen.
   Auf diese Rolle habe ich mich in Thendara eingeübt. So bin ich aufgewachsen, damals in Caer Donn…
   Der kurze Wintertag ging zur Neige, und sie dachte: Ich werde heute im Wald übernachten, damit sie mir ein gutes Stück vorauskommen. Bis morgen haben sie zwei oder drei weitere dieser kleinen Dörfer durchquert, und wenn ich Glück habe, glauben sie, ich hätte in einem der Dörfer Obdach gefunden, und geben es auf .
   Möglicherweise waren sie aber auch ehrbare Händler, die ihren eigenen rechtmäßigen Geschäften nachgingen und es eilig hatten, nach Hause zu ihren Frauen und Kindern zu kommen, überlegte sie.
   Magda stellte ihr kleines Zelt auf. Es war ein Kompromiß, der höchstmögliche Schutz vor schlechtem Wetter, kombiniert mit dem kleinstmöglichen Gewicht und Umfang; ein Mittelding zwischen einem winzigen Zelt und einem großen Schlafsack. Auf Darkover benutzten es viele Reisende. Magda wußte bereits, daß niemand, der seinen Verstand beisammen hatte, eine Nacht im Freien verbrachte, wenn es sich irgend vermeiden ließ. Deshalb standen ja die Unterkünfte am Weg, und deshalb waren sie geheiligte Orte der Neutralität.
   Trotzdem verbrachte sie diese Nacht im

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