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Darkover 10 - Die zerbrochene Kette

Titel: Darkover 10 - Die zerbrochene Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Margali. Sei nicht böse!«
   Magda nahm den Wein an. Ihre Handflächen schwitzten; sie wischte sie verstohlen an ihrem Hemd ab. Das kann auch nur mir passieren! Diese Klippe habe ich umschifft. Aber was werden sie mir sonst noch an den Kopf werfen? Sie trank den Wein und knabberte an den Nüssen, die Rayna herumreichte. Sie waren in etwas Scharfes und stark Gewürztes eingelegt worden, und Magda fiel auf, das Jaelle, die ihre Süßigkeiten verschmäht hatte, mit Appetit von den scharfen Nüssen aß.
   Sie ist jung. Doch ich darf sie nicht unterschätzen!
   Lauter Lärm von den Männern um das andere Feuer riß sie aus ihren Gedanken, und sie drehte sich nach ihnen um. Sie sprachen eifrig einer Flasche zu, die sie von Hand zu Hand weitergaben, und brüllten dermaßen vor Lachen, daß sie den Sturm draußen übertönten. Magda strengte ihre Ohren an. Wenn sie von Sain Scarp sind, könnten sie etwas über Piedro wissen…
   Camillas Finger schlossen sich wie eine Stahlklammer um ihr Handgelenk, und Magda hätte vor Schmerz fast aufgeschrien. » Pfui! « rügte die alte Amazone mit messerscharfer Stimme. »Bringt Temora-Haus seinen Töchtern ein solches Benehmen bei, schamloses Mädchen, daß du betrunkene Männer anstarrst wie eine Straßendirne? Dreh ihnen den Rücken, du schlecht erzogenes Balg!«
   Magda riß ihre Hand von den drahtigen alten Fingern los. Vor Zorn und Demütigung traten ihr Tränen in die Augen. Im Flüsterton erklärte sie: »Ich habe mich nur gefragt, ob es Räuber sind…«
   »Was sie auch sind, es geht uns nichts an«, stellte die alte Frau entschieden fest. Magda rieb sich das Handgelenk. Sicher hatte sie dort morgen blaue Flecken.
   Ich mache alles verkehrt. Am besten halte ich den Mund und gehe zu Bett, sobald ich kann . Sie legte sich auf ihre Decken zurück und tat, als schlafe sie. Das Lachen und Singen der betrunkenen Räuber ging weiter. An dem Feuer der Frauen gab es noch ein bißchen gedämpfte Unterhaltung, Kichern und Scherzen - sie zogen Sherna wegen etwas auf, das sich beim Mittsommerfest ereignet hatte. Magda verstand nichts davon. Die Frauen machten ihre wildledernen Knöchelstiefel wasserfest, säuberten Satteltaschen, reinigten und verstauten das Eßgeschirr und begannen, sich zum Schlafen fertigzumachen.
   Eine sagte: »Ich wünschte, Rafi wäre hier mit ihrer Harfe, dann würden wir ein schöneres Lied als dies Gebrüll hören!« Sie warf einen schnellen Blick über die Schulter auf die ausgelassene Gesellschaft am anderen Ende der Hütte, doch wie Magda bemerkte, drehte sie den Kopf nicht. Amazonenetikette?
   Camilla erzählte: »Rafi war bei mir, als wir diese beiden Frauen in Thendara bestraften. Ihr seid neu bei uns, Rayna, Sherna, habt ihr nicht davon gehört? Du, Margali, kommst doch aus Thendara. Ist die Geschichte bereits auf dem Marktplatz herum?«
   »Welche Geschichte?« Magda wagte es nicht, so zu tun, als schlafe sie zu fest, um zu antworten.
   »Du hast auch nichts davon gehört? Also, es kam uns zu Ohren, daß im Goldenen Käfig - du kennst doch den Goldenen Käfig?« fragte sie und wartete. Magda nickte. Der Goldene Käfig war ein berüchtigtes Bordell, nicht allzuweit von der Terranischen Zone entfernt; sie wußte, daß Raumfahrer und Touristen aus dem Imperium es manchmal besuchten.
   »Es kam uns zu Ohren, daß dort zwei Unterhalterinnen auftraten…« - sie betonte den höflichen Ausdruck ironisch -,»… die sich das Haar kurz geschnitten hatten und allabendlich eine Zurschaustellung von besonders unanständiger Art boten. Ich bin überzeugt, daß sich jede von euch die Einzelheiten vorstellen kann. Der alte Kuppler, der das Etablissement leitet, kündigte sie als ›Liebesgeheimnisse der Freien Amazonen‹ an. Da gingen Rafaella und ich…«
   »Liebe Tante«, unterbrach Jaelle gähnend, »ich weiß seit meinem vierzehnten Jahr, und alle anderen hier wissen es auch, daß es Frauen gibt, die Frauen lieben, und daß manche Männer mit ihrer Männlichkeit nichts Besseres anzufangen wissen, als sich schmutzigen Phantasien über sie hinzugeben. Glaubst du, wir langweilen uns so sehr, daß du uns mit solchen Geschichten unterhalten mußt, Camilla, Schatz?«
   »Dann hast du nicht gehört, wie wir diese Schlampen dafür bestraft haben, daß sie sich als Amazonen ausgaben und Schimpf und Schande über uns brachten? Errätst du es, Margali?«
   Magda antwortete nichts als »Nein«, denn sie traute sich nicht, mehr

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