Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 10 - Die zerbrochene Kette

Titel: Darkover 10 - Die zerbrochene Kette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
ihre Brüste. Sie schlug ihm heftig mit dem Handrücken auf den Mund. In Zorn geratend, schleuderte der Betrunkene sie auf den Boden, wo sie halb bewußtlos liegenblieb. »Verdammt noch mal, du Schlampe, so nicht! Halt sie fest, Rannar…«
   Sie wehrte sich stumm, voller Angst, wenn sie den Mund öffnete, könne ihr ein Wort in Terra-Standard entschlüpfen. Die Räuber scharten sich um sie und johlten dem Mann, der sie festhielt, Ermunterungen zu. Magda war seit ihrem sechzehnten Lebensjahr im waffenlosen Kampf trainiert worden. Sie versuchte, wieder zu Atem zu kommen, in sich die Kraft zu einer wirksamen Gegenwehr zu finden, doch sie wurde eisern festgehalten.
   Warum kann ich mich nicht verteidigen? Wie ist es mit mir bis dahin gekommen? Plötzlich erkannte Magda die Antwort, blitzartig, wie vor den Augen eines Ertrinkenden sein ganzes Leben vorbeiziehen soll. Ich habe mich jahrelang darauf konditioniert, mich wie ein normales darkovanisches Mädchen zu benehmen. Und die sind zu scheu, um zu kämpfen - sie verlassen sich darauf, daß Männer da sind, die sie verteidigen. Auf diese Haltung habe ich mich eingestimmt, und das hat meine Ausbildung als terranische Agentin zunichte gemacht…
   Es war ihr kaum bewußt, daß sie zu schreien begann…

9
    Plötzlich stach Magda ein Licht in die Augen. Eine Fackel senkte sich nieder und blendete den Mann, der sie festhielt. Er fuhr aufbrüllend zurück. Dann richteten sich ein Dutzend Messer, so sah es aus, auf die Räuber.
   »Laßt sie los!« befahl eine ruhige Stimme, und Magda erkannte Jaelles Gesicht über der Fackel. Der Mann, der sie festhielt, wich zurück. Magda stieß den anderen beiseite, riß sich los, raffte ihr zerrissenes Hemd zusammen und mühte sich auf die Füße. Der Schnauzbart brüllte eine Obszönität, stürzte vor und griff nach seinem Schwert. Klingen blitzen und klirrten, ein Aufheulen, und der Mann fiel. Er umklammerte eine Wunde, die quer über seine Oberschenkel lief. Magda sah Blut an Jaelles Messer. Eine der Frauen half Magda, ihre zerrissene Kleidung halbwegs in Ordnung zu bringen. Die Männer scharten sich murmelnd zusammen.
   »Paßt auf!« rief Gwennis scharf. Die Frauen zogen sich zurück. Sie hielten die Messer wie eine Mauer vor sich. Magda, die unbeachtet in die Ecke gedrängt worden war, beobachtete das langsame, entschlossene Vorrücken der Räuber gegen die nicht weichende Barrikade, die die Frauen mit ihren Messern bildeten. Sie wartete auf den Zusammenprall, und das Bild prägte sich ihr für immer ein: die rauhen, drohenden Gesichter der Männer, die ebenso grimmigen Gesichter der Frauen, das Fackellicht, die in dunklen Schatten liegenden Balken, sogar das Muster des Steinfußbodens. Sie konnte später nicht sagen, wie lange dies Warten dauerte - es schienen Stunden, Tage zu sein. Die Spannung wuchs. Am liebsten hätte Magda losgekreischt: Nein, nein, tut es nicht, es war nicht meine Absicht… Sie preßte die Hände auf den Mund, damit sie nicht schrie.
   Dann fluchte einer der Männer unflätig und senkte sein Schwert. »Zur Hölle mit alldem! Nicht der Mühe wert. Steckt eure Messer weg, Mädchen. Waffenstillstand?«
   Keine der Frauen rührte sich, aber der Anführer der Räuber - der große, schwarzhaarige Mann, der Magda am Boden festgehalten hatte - winkte seinen Männern, und einer nach dem anderen senkte sein Schwert. Als die Spitze des letzten nach unten zeigte, entspannten sich die Frauen langsam und ließen auch ihre Messer sinken.
   Jaelle sagte: »Ihr habt den Frieden der Reiseunterkunft gebrochen, indem ihr euch an einer von uns vergriffen habt. Würde ich das auf einer Station der Patrouille melden, könntet ihr alle für drei Jahren als vogelfrei erklärt werden, so daß jeder das Recht hätte, euch zu töten.« Die Schönheit ihres von Fackeln beleuchteten Gesichts mit dem kupferfarbenen Haar um die blassen Züge bildete einen seltsamen Gegensatz zu ihren harten Worten. Der Anführer stammelte: »Das werdet Ihr doch nicht tun, nicht wahr, mestra? Wir haben ihr nichts getan.«
   »Wir konnten alle sehen, wieviel Vergnügen sie an euren Annäherungsversuchen hatte«, stellte Jaelle trocken fest.
   Der Schnauzbart erklärte mit dicker Zunge: »Hölle, sie ist zu uns gekommen - wie sollten wir wissen, daß sie nicht auf ein bißchen Spaß aus war?« Aus den Wunden an seinen Oberschenkeln sickerte immer noch Blut, aber Magda sah, daß sie nicht tiefer als einen halben Zoll waren,

Weitere Kostenlose Bücher