Darkover 11 - Das Zauberschwert
mochte verheiratet sein und sechs Kinder haben (na, das kaum in ihrem Alter), sie mochte eine schreckliche Person sein - was wußte er schon über die Frauen dieser Welt? Alles, was er über sie wußte, war…
Alles, was er über sie wußte, war, daß sie ihn aus irgendeinem Grund brauchte. Das, was er über sie wußte, war vollauf genug: Sie brauchte ihn. Sie hatte niemanden als ihn, und wenn sie sein Leben wollte, konnte sie es haben. Er würde sie aufspüren, würde sie von dem Ort wegholen, wo sie im Dunkeln gefangen saß, wo man ihr wehtat und ihr Angst machte. Er würde sie befreien. ( Genau wie der Held , spottete sein zynisches zweites Ich, der für seine schöne Dame Drachen erschlägt. Schnell erstickte er diese innere Stimme.) Und dann, wenn sie frei und glücklich war…
Diese Brücke wollen wir überqueren, wenn wir bei ihr angelangt sind , sagte er sich fest und rollte sich wieder zum Schlafen zusammen.
Der Sturm dauerte fünf Tage lang, wenn seine Schätzung stimmte. (Sein Chronometer war bei dem Absturz beschädigt worden und für immer stehen geblieben.) Am dritten oder vierten Tag erwachte er bei trübem Licht und sah die schattenhafte Gestalt des Mädchens dicht neben ihm schlafen. Schlagartig wurde er sich ihrer körperlichen Nähe bewußt. Da lag sie, weiblich, schön, in diesem dünnen, zerrissenen Hemd, das alles zu sein schien, was sie anhatte - er wollte sie in die Arme nehmen, und dann kehrte er in die enttäuschende Wirklichkeit zurück. Es war ja nichts da, was er berühren konnte. Die Intensität seiner Gedanken mußte sie erreicht haben, denn der Ausdruck ihres Gesichts zeigte, daß sie erwachte, und die großen grauen Augen öffneten sich. Erstaunt und ein wenig bestürzt sah sie ihn an.
»Es tut mir leid«, murmelte sie. »Du… hast mich erschreckt.«
Carr schüttelte den Kopf und versuchte, sich zu orientieren. »Ich bin es, der sich zu entschuldigen hat. Ich muß wohl gedacht haben, daß ich träume und es keine Rolle spielt. Ich wollte dich nicht beleidigen.«
»Ich bin nicht beleidigt«, stellte sie einfach fest und sah ihm gerade in die Augen. »Wenn ich hier so neben dir läge, hättest du jedes Recht zu erwarten - ich meinte nur, es tut mir leid, daß ich unwissentlich ein Begehren erregt habe, das ich nicht befriedigen kann. Ich habe es nicht mit Absicht getan. Ich muß im Schlaf an dich gedacht haben, Fremder. Doch ich kann an dich nicht immer als Fremder denken.« Über Callistas Gesicht huschte leichte Belustigung.
»Mein Name ist Andrew Carr«, sagte er, und sie wiederholte den Namen leise.
»Andrew. Es tut mir leid, Andrew. Ich muß im Schlaf an dich gedacht haben und deshalb zu dir gekommen sein, ohne aufzuwachen.« Ohne Hast oder Verlegenheit zog sie das Gewand dichter um ihre bloßen Brüste und glättete die durchsichtigen Falten des Rockes um ihre runden Schenkel. Sie lächelte, und jetzt war fast so etwas wie Schelmerei in ihrem Gesicht zu lesen. »Ach, ist das traurig! Das erste Mal, das allererste Mal liege ich bei einem Mann, und ich bin nicht im Stande, es zu genießen! Aber es ist gemein von mir, dich zu ärgern. Bitte, glaube nicht von mir, daß ich schlecht erzogen bin.«
Tief gerührt von ihrem tapferen Versuch zu scherzen, entgegnete Andrew sanft: »Ich könnte nie etwas anderes als Gutes von dir denken, Callista. Ich wünschte nur… « - und zu seiner eigenen Überraschung brach ihm die Stimme - »… ich wünschte, ich könnte dir irgendeinen echten Trost geben.«
Sie streckte die Hand aus - beinahe als habe auch sie, dachte Andrew verwundert, einen Augenblick lang vergessen, daß er für sie nicht körperlich anwesend war - und legte sie über sein Handgelenk. Er sah seinen Arm durch ihre zarten Finger, und doch war die Illusion irgendwie tröstlich. Sie sagte: »Es ist doch schon etwas, daß du mir Gesellschaft leistest und… « ihre Stimme schwankte; sie weinte »… und mir, die ich allein im Dunkeln bin, das Gefühl einer menschlichen Präsenz gibst.«
Der Anblick ihrer Tränen zerriß ihm das Herz. Als sie sich ein bißchen beruhigt hatte, fragte er: »Wo bist du? Kann ich dir irgendwie helfen?«
Sie schüttelte den Kopf »Sie halten mich im Dunkeln, denn wenn ich genau wüßte, wo ich bin, könnte ich anderswo sein. Da ich es aber nicht weiß, kann ich diesen Ort nur im Geist verlassen. Mein Körper muß bleiben, wo sie ihn eingekerkert haben, und das wissen sie. Verflucht sollen sie
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