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Darkover 16 - Die Winde von Darkover

Titel: Darkover 16 - Die Winde von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Melitta konnte zurücktreten und richtig gehen, statt sich weiterzuschieben.
   Das grünliche Licht wuchs langsam, und jetzt sah sie, daß es durch einen Bogengang am Ende ihres Weges fiel. Melitta war alles andere als ängstlich, aber an diesem grünlichen Licht war etwas, das ihr mißfiel, noch ehe sie mehr als einen Schimmer davon erblickte. Es war etwas, das unter die Wurzeln des Bewußtseins ging und alte Halberinnerungen aufstörte. Darkover war eine alte Welt, und die Berge waren die ältesten Knochen der Welt, und niemand wußte, was unter den Bergen gewimmelt hatte, als die Sonne vor vielen Zeitaltern abzukühlen begann, und sich bis heute widerlich vermehrte.
   Melitta war in ihren pelzgefütterten Stiefeln leise gegangen. Jetzt schlich sie so dahin, daß sie kaum die Luft bewegte. Sie hielt den Atem an aus Angst, sie werde irgendwelche versteckten Scheußlichkeiten stören. Das grüne Licht wurde kräftiger, und obwohl es immer noch nicht heller als Mondschein war, tat es ihren Augen weh. Sie kniff sie bis auf schmale Spalte zusammen und versuchte, das Licht nicht unter ihre Lider eindringen zu lassen. Hier unten war etwas sehr Schreckliches.
   Nun , dachte Melitta, auch wenn es ein Drache ist, kann er nicht viel schlimmer sein als Brynats Männer. Ein Drache wird mich schlimmstenfalls nur fressen wollen. Jedenfalls hat es auf Darkover seit tausend Jahren keine Drachen mehr gegeben. Sie wurden alle vor dem Zeitalter des Chaos getötet .
   Der Eingang, dem das grüne Licht entströmte, war ganz nahe. Melitta empfand die giftige Helligkeit als Angriff auf ihre Augen. Sie trat an den Eingang und lugte hindurch, und sie mußte sich Mühe geben, angesichts des geisterhaften Glühens dahinter nicht aufzuschreien.
   Das grüne Licht ging von einem dicken, giftigen Schwamm aus, der in den langsamen Luftströmen wuchs. Der Raum vor ihr war hoch und gewölbt. Sie sah mit Schwamm bedeckte Steinmetzarbeiten und am hinteren Ende verwischte, überwachsene Umrisse, die einmal eine Estrade und so etwas wie Sessel gewesen waren.
   Melitta gestattete sich nicht, die Nerven zu verlieren. Warum soll das böse sein, nur weil es grün und schleimig ist? fragte sie sich selbst. Das ist ein Frosch auch, und Frösche sind harmlos. Das ist das Moos auf einem Felsblock auch. Warum habe ich bei Pflanzen, die auf ihre eigene Art wachsen, das überwältigende Gefühl von Schlechtigkeit und Unheil? Trotzdem konnte sie ihre Füße nicht zwingen, den ersten Schritt in das Gewölbe zu tun. Die Augen schmerzten ihr von dem grünen Licht, und da war ein schwacher Geruch wie nach Aas.
   Allmählich gewöhnten sich ihre Augen an das Grün, und sie sah die Wesen, die durch den Schwammbewuchs krochen.
   Sie waren weiß und träge. Ihre Augen, groß und merkwürdig schillernd, bewegten sich langsam in Melittas Richtung, und bei diesem blinden Starren drehte sich dem Mädchen der Magen um. Wie gelähmt stand sie da, und ihre Gedanken rasten: Das muß neu sein, sie können nicht schon immer hier gelebt haben, dieser Gang ist vor vierzig Jahren noch in gutem Zustand gewesen. Ich erinnere mich, daß mein Vater davon sprach. Allerdings war er seit Jahren vor meiner Geburt nicht mehr hier unten gewesen .
   Melitta trat zurück und musterte die grünen Stalaktiten aus Schwamm und die Kriechtiere. Sie sahen fürchterlich aus, aber waren sie gefährlich? Obwohl sie bei ihrem Anblick eine Gänsehaut bekam, mochten sie so harmlos wie die meisten Spinnen sein. Vielleicht war nichts weiter nötig, als daß sie den Mut aufbrachte, einfach hindurchzurennen.
   Ein leises Rascheln hinter ihr ließ sie zu Boden blicken. Dicht zu ihren Füßen saß ein kleines, rotpelziges Nagetier auf den Hinterbeinen und zögerte, die Höhle zu betreten. Sein nervöses Zirpen spiegelte Melittas eigene Besorgnis wider. Es war ein schmutzig aussehendes kleines Geschöpf, aber im Vergleich mit den Kreaturen der grünen Höhle wirkte es normal und freundlich. Melitta hätte ihm beinahe zugelächelt.
   Es quiekte wieder, rannte plötzlich los und hinein in den Schwamm.
   Die grünen Äste peitschten auf das Tierchen nieder. Es kreischte dünn und war still, erstickt von dem Grün, das in geisterhaftem Licht pulsierte. Durch das Phosphoreszieren schwärmten die goldäugigen Schrecken und entfernten sich wieder. Nicht einmal Knochen blieben übrig; da lag nur noch ein winziger Fetzen rötlichen Fells.
   Melitta zwängte sich die Faust in den Mund,

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