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Darkover 16 - Die Winde von Darkover

Titel: Darkover 16 - Die Winde von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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ihrem Gesicht hervorrief, schätzte sie, daß die Nacht schon weit vorgeschritten war. Bis zum Morgen mußte sie in einem sicheren Versteck sein.
   Wirklich? Ich könnte einen oder zwei Tage lang in dem Tunnel bleiben, bis man die Suche nach mir aufgibt .
   Dann erkannte sie, daß das nicht ging. Sie konnte sich nicht in diesem Ausmaß auf Allira verlassen. Ihre Schwester würde sie nicht absichtlich verraten. Aber wenn Brynat argwöhnte, Allira wisse Bescheid, würde er alles versuchen, um ihr die Information zu entreißen. Melitta traute ihrer Schwester nicht zu, daß sie längere Zeit einem Verhör standhielt.
   Nun ging es in dem Tunnel weniger steil abwärts, bis sie auf eine leicht abschüssige Rampe kam. Sie mußte sich dem Ende der langen Treppe nähern. Melitta konnte Entfernungen gut abschätzen, und sie wußte, daß sie in dieser Nacht eine beträchtliche Strecke zurückgelegt hatte. Der Tunnel führte in die Höhlen und Klippen weit unterhalb der Burg. Dann stand sie vor einer großen bronzenen Doppeltür und schob sie auf. Sie war draußen und frei.
   Es war immer noch dunkel, obwohl der Geruch der Luft verriet, daß es bis zur Morgendämmerung weniger als zwei Stunden waren. Die Monde waren untergegangen, und der Regen hatte aufgehört, obwohl in Bodennähe noch Nebel wallte. Melitta blickte auf die geschlossenen Türen hinter sich zurück.
   Sie wußte, wo sie sich befand. Diese Türen hatte sie von außen gesehen, wenn sie als Kind in dem Schmiededorf spielte. Jetzt stand sie auf einem offenen Platz, auf allen Seiten von Klippen umgeben. In den Fels waren ringsum Türen geschnitten. Der Himmel hoch droben war nur ein Fleck. Melitta betrachtete die dunklen Haustüren, von denen einige offenstanden, und dachte mit dem ganzen Verlangen ihres müden Körpers, wie schön es sein würde, in eins der verlassenen Häuser zu kriechen, sich hinzulegen und stundenlang zu schlafen.
   Doch sie zwang sich, dem Pfad zu folgen, der zwischen den Klippen abwärts führte. Ebenso wie den Tunnel würde Brynat auch in dem leeren Schmiededorf als erstes nach ihr suchen, wenn es ihm gelang, Allira das Geheimnis des Ganges zu entreißen. Ambosse standen im Freien. Hier hatten die Schmiede vor zahllosen Jahren gearbeitet und schöne und seltsame Dinge hergestellt, Schmuck aus Kupfer und die eisernen Tore ihrer eigenen Burg, die bei der Belagerung eingedrückt und niedergerissen worden waren. Melitta warf einen Blick nach oben. Von hier konnte sie einen Teil der Außenwerke sehen. Brynat hatte keine Zeit verloren, die Befestigungen von Storn reparieren zu lassen. Offensichtlich glaubte er, die Burg gegen Angreifer verteidigen zu müssen.
   Und er wird angegriffen werden. Ich schwöre es bei Avarra und Zandru, ich schwöre es bei Sharra, der Göttin der Schmiede und des Feuers! Er soll zehnfach leiden…
   Dafür war keine Zeit. Wenn sie Brynat leiden lassen wollte, konnte sie das nur auf einem einzigen Weg erreichen: Sie mußte selbst davonkommen. Ihre eigene Sicherheit kam jetzt zuerst. Sie ging an dem alten Kreis der Feuerstellen vorbei, die kalt und rostig waren. Sogar die Statue Sharras im Mittelpunkt war trüb geworden, das Gold ihrer Ketten, das sich von dem dunkleren Metall ihres Körpers abhob, mit Spinnweben und Vogeldreck überzogen. Melitta schauderte vor dem Sakrileg. Sie war keine Verehrerin der Flammenhaarigen, aber wie jedes Kind der Berge hatte sie große Ehrfurcht vor der geheimen Kunst der Schmiede.
   Falls ich zurückkomme - sobald ich zurückkomme, soll Sharras Bild gereinigt und von neuem verehrt werden… Auch dafür war jetzt keine Zeit.
   Der Horizont rötete sich merklich, als Melitta sich mit wunden Füßen zu der Tür eines kleinen Hauses weit unterhalb der Burg schleppte und schwach anklopfte. Sie hatte ihre letzten Kräfte verbraucht. Wenn niemand sie hörte, wenn niemand ihr half, würde sie umfallen und hier liegenbleiben, bis sie starb oder Brynats Männer sie fanden.
   Aber es dauerte nur ein paar Augenblicke. Dann öffnete sich die Tür vorsichtig um einen Spalt, mütterliche Arme faßten Melitta und zogen sie hinein und an ein Feuer.
   »Schnell - verriegele die Tür, zieh die Vorhänge zu - Damisela , woher kommt Ihr? Wir glaubten, Ihr hättet bei der Belagerung den Tod gefunden, oder Schlimmeres! Wie seid Ihr freigekommen? Evanda behüte uns! Eure armen Hände, Euer Gesicht - Reuel, du Stiesel, schnell, bring Wein für unsere kleine Lady!«
   Kurze

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