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Darkover 16 - Die Winde von Darkover

Titel: Darkover 16 - Die Winde von Darkover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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mußte, war das Ergebnis verdammt nahe an negativ . Doch er schluckte es hinunter. In letzter Zeit hatte er eine Menge über sich selbst gelernt, und er war nicht mehr derselbe Mann wie früher. Wenn er neben seinen Halluzinationen auch ein paar Talente entwickelte, war das vielleicht auf das Gesetz der Kompensation zurückzuführen. Ganz gewiß war es ihm dadurch leichter geworden, mit Valdir zu sprechen. Also warum sollte er sich beklagen?
   Sorgfältig legte er die Gegenstände in die Kiste zurück. Valdir sagte, sie werde für den Ritt hinauf zu der Feuerwache, wo Barron arbeiten sollte, ordnungsgemäß verpackt und gesichert werden. Ein paar Minuten später verabschiedete Barron sich und ging den Flur hinunter. Und auch wenn er sich nicht darüber wunderte, erschütterte es ihn doch, daß er Valdirs und Lerrys’ Stimmen immer noch wie ein fernes Flüstern in seinem Kopf hörte.
   » Meinst du, die Terraner haben absichtlich einen Telepathen ausgewählt?«
   »Nein, Pflegevater. Ich glaube nicht, daß sie genug wissen, um einen erkennen oder ausbilden zu können. Und er ist selbst zu überrascht von der ganzen Sache. Ich sagte dir schon, daß er von irgendwoher ein Bild Sharras aufgefangen hat.«
   »Ausgerechnet von Sharra! « - Valdirs geistige Stimme verriet Staunen und so etwas wie Bestürzung. » Du hast ihm also dein Messer gegeben, Lerrys! Du weißt ja, was das bedeutet. Ich entbinde dich von deinem Gelübde, wenn du willst. Sag ihm, wer du bist, sobald es dir notwendig erscheint.«
   »Es ist nicht, weil er Terraner ist. Aber wenn er in diesem Zustand auf Darkover herumläuft, muß jemand etwas unternehmen - und ich verstehe ihn wahrscheinlich besser als die meisten anderen Leute. So leicht ist es nicht, die Welten zu wechseln.«
   »Zieh keine voreiligen Schlüsse, Lerrys. Du weißt nicht, ob er die Welten wechselt .«
   Lerrys’ Antwort klang überzeugt und doch irgendwie traurig. O doch, das wird er. Wohin unter den Terranern sollte er danach gehen? «

6
    Melitta tastete sich die lange Tunneltreppe hinunter. Seit der schwache Lichtschimmer aus den Ritzen hinter ihr verloschen war, befand sie sich in völliger Dunkelheit und mußte auf jeder Stufe mit dem Fuß fühlen, bevor sie ihr Gewicht verlagerte. Sie wünschte, sie hätte daran gedacht, ein Licht mitzunehmen. Aber andererseits brauchte sie beide Hände, um den Weg zu finden und sich abzustützen. Hier unten war sie noch nie gewesen, aber ihre Kindheit war voll gewesen von Geschichten über ihre Storn-Ahnen und die Menschen, die vor diesen die Burg erbaut hatten. Sie wußte, daß Geheimausgänge und Tunnel mit scheußlichen Überraschungen für Leute, die ohne angemessene Vorsichtsmaßnahmen hindurchstolperten, gespickt sein konnten.
   Ihre Vorsicht war nicht überflüssig. Bevor sie mehr als ein paar tausend Fuß in die Schwärze hinuntergestiegen war, hörte die Wand zu ihrer Linken plötzlich auf. Ein muffiger Dunst wehte sie aus ungeheurer Tiefe an. Die Luft bewegte sich, und sie hatte keine Angst zu ersticken. Nur hallten die Echos aus solcher Entfernung zurück, daß sie schier verzagte bei dem Gedanken an den Abgrund links von ihr. Einmal trat sie ein Steinchen los. Es rutschte über den Rand und schien ewig zu fallen, bis es endlich mit einem fernen Wispern weit unten landete.
   Plötzlich stießen Melittas Hände gegen kalten Stein, und sie stellte fest, daß sie vor einer nackten Mauer gelandet war. Nach dem ersten Schrecken fühlte sie umher und entdeckte, daß sie sich Zoll für Zoll auf einem schmalen Sims am Fuß der Treppe entlangschob. Ihre Hände durchfuhren und zerrissen dicke Spinnweben, und sie wand sich innerlich bei dem Gedanken an die unsichtbaren Kreaturen, die sie hergestellt hatten. Vor gewöhnlichen Spinnen hatte sie keine Angst, aber wer konnte wissen, welche Greuel hier schlüpften, seit Anbeginn der Welt vor dem Sonnenlicht verborgen, über was sie in der Finsternis krochen und was für grauenhafte Dinge sie zum Fressen fanden! Melitta nahm sich zusammen, schob ihr kleines Kinn vor und dachte: Jedenfalls werden sie mich nicht zum Fressen bekommen . Sie packte den Griff ihres Messers und hielt es vor sich.
   Zu ihrer Linken schimmerte ein schmaler Streifen grünlichen Lichts. War sie bereits an das Ende des Tunnels gelangt? Es war weder normales Tageslicht noch Mondschein. Woher das Licht auch kommen mochte, von draußen fiel es nicht herein. Der Sims verbreiterte sich plötzlich.

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