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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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hat. Ich weiß nicht, wer sie war.« Dann, zögernd, sich bewußt, daß es ein wesentlicher Hinweis war, wiederholte er die Worte, die er in der Nacht, als er in der Altstadt niedergeschlagen wurde, gehört hatte.
   »Sag dem Sohn des Barbaren, er soll nie mehr auf die Ebenen von Arilinn kommen. Die Goldene Glocke ist gerächt… «
   Die Frau erschauerte plötzlich. Ihre tadellose Haltung splitterte und riß. Hastig stand sie auf, und der Mann reichte Kerwin den Kristall zurück, als seien ihre Bewegungen irgendwie synchronisiert.
   »Es steht uns nicht zu, uns in die Angelegenheiten der Vai Leroni einzumischen«, sagte die Frau mit ausdrucksloser Stimme. »Wir können Ihnen nichts sagen.«
   Kerwin drängte: »Aber… aber Sie wissen etwas… Sie können mich doch nicht… «
   Der Mann schüttelte den Kopf. Sein Gesicht war leer, es ließ sich nichts daraus ablesen. Warum habe ich das Gefühl, ich müßte erkennen, was er denkt? fragte sich Kerwin.
   »Gehen Sie, Terranan . Wir wissen nichts.«
   »Was sind die Vai Leroni? Was… «
   Aber die beiden Gesichter, sich in ihrer Zurückhaltung und Arroganz so ähnlich, waren verschlossen und unbewegt - und hinter der Unbewegtheit verängstigt, das sah Kerwin.
   »Das geht uns nichts an.«
   Kerwin meinte, vor Enttäuschung explodieren zu müssen. Er streckte die Hand in einer vergeblich flehenden Geste aus. Der Mann trat zurück, um eine Berührung zu vermeiden, und die Frau wich ihm zimperlich aus.
   »Aber, mein Gott, dabei können Sie es nicht belassen. Wenn Sie etwas wissen - dann müssen Sie es mir sagen - «
   Das Gesicht der Frau wurde ein bißchen weicher. »Soviel will ich Ihnen sagen. Ich glaubte, das… « - sie wies auf den Kristall - »… sei zerstört worden, als… als die Goldene Glocke zerbrochen wurde. Da man es richtig fand, es Ihnen zu lassen, mag man es eines Tages richtig finden, Ihnen eine Erklärung zu geben. Aber wenn ich Sie wäre, würde ich nicht darauf warten. Sie sollten… «
   » Latti! « Der Mann berührte ihren Arm. »Genug! - Gehen Sie«, setzte er, an Kerwin gewandt, hinzu. »Sie sind hier nicht willkommen. Nicht in unserm Haus, nicht in unserer Stadt, nicht auf unserer Welt. Wir haben keinen Streit mit Ihnen, aber Sie bringen schon mit Ihrem Schatten Gefahr über uns. Gehen Sie.« Dagegen gab es keinen Einspruch mehr. Kerwin ging.
   Halb und halb hatte er mit so etwas gerechnet. Wieder war ihm eine Tür vor seinem Gesicht zugeknallt worden, ebenso wie der Computer so kodiert war, daß er die Daten seiner eigenen Geburt nicht abrufen konnte. Aber er konnte die Sache nicht mehr fallenlassen, obwohl er es sich wünschte und obwohl er langsam Angst bekam.
   Er vergaß die Vorsichtsmaßnahme nicht, sein Haar zu bedecken, und wenn er auch den darkovanischen Mantel nicht trug, so nahm er doch sorgfältig alle Abzeichen des Raumdienstes ab, damit nichts ihn mit den Leuten vom Raumhafen in Verbindung bringen konnte.
   Die Adresse war in einem zerfallenen Slum-Gebiet. Es gab keine Glocke, und nachdem er geklopft hatte, mußte er lange warten. Fast war er schon entschlossen, wieder zu gehen, als sich die Tür öffnete und eine Frau auf der Schwelle stand, die sich mit unsicherer Hand am Türrahmen festhielt.
   Sie war klein und mittleren Alters, gekleidet in formlose Tücher und Röcke, nicht gerade Lumpen und nicht eigentlich schmutzig, aber im allgemeinen machte sie den Eindruck der Verwahrlosung und Liederlichkeit. Sie sah Kerwin mit müder Gleichgültigkeit an. Es kam ihm vor, als könne sie ihre Augen nur unter Schwierigkeiten auf ihn fokussieren.
   »Wollt Ihr etwas?« fragte sie interesselos.
   »Ein Mann namens Ragan schickt mich.« Kerwin reichte ihr das bekritzelte Papier. »Er sagte, Ihr wäret eine Matrix-Technikerin.«
   »Früher einmal«, antwortete sie, als sei jede Gemütsregung in ihr abgestorben. »Man hat mich vor Jahren von den Hauptrelais abgeschnitten. Oh, ich kann immer noch arbeiten, aber es wird Euch etwas kosten. Wenn es legal wäre, wäret Ihr nicht hier… «
   »Was ich möchte, ist nicht illegal, soweit mir bekannt ist. Aber vielleicht ist es unmöglich.«
   Ein schwacher Funke des Interesses glomm in den trüben Augen auf. »Kommt herein.« Sie winkte ihn ins Innere. Ihr Zimmer war recht sauber und hatte einen stechend-vertrauten Geruch; Kräuter brannten in einer Kohlenpfanne. Die Frau schürte das Feuer, so daß neue Wolken des beißendes

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