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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sich in seinem Zimmer um.
   Es war groß und luxuriös, kein einzelnes Zimmer, sondern eine Suite. Die Möbel waren alt und die Tapeten verblaßt. In einem Innenraum stand ein großes Bett auf einer Plattform. Generationen von Füßen hatten die Fliesen des Fußbodens abgetreten, aber die Bettwäsche war frisch und weiß und duftete schwach nach Weihrauch. Ein paar alte Bücher und Schriftrollen standen und lagen auf Brettern, dazu zwei Musikinstrumente. Kerwin hätte gern gewußt, wer in diesem Raum gelebt hatte, und vor wie langer Zeit. Der kleine pelzige Nichtmensch öffnete Vorhänge, um Licht in den Außenraum zu lassen, zog sie im Innenraum zu und schlug das Bett auf. Bei seiner Erkundung der Suite entdeckte Kerwin ein Bad mit beinahe sybaritischem Luxus. Die versenkte Wanne war groß genug, um darin zu schwimmen. Die dazu passende Einrichtung sah fremdartig aus, doch er entdeckte, daß es alles gab, was ein Mensch sich wünschen konnte, und noch ein paar Dinge, die er sich selbst nie hätte einfallen lassen. Auf einem Brett standen ein paar kleine Krüge aus Silber und geschnitztem Elfenbein. Neugierig öffnete er einen. Er war leer bis auf einen eingetrockneten Bodensatz. Ein kosmetisches Mittel oder Parfum, ein geisterhaftes Überbleibsel einer lange toten Comyn - Leronis , die einst in diesen Räumen gelebt hatte. War das Zimmer mit Geistern gefüllt? Das Parfum weckte eine neue halb vergrabene Erinnerung in ihm. Er glaubte, es gerochen zu haben, als er sehr klein war, und er blieb ganz still stehen und suchte in seinem Gedächtnis. Aber die Erinnerung entschlüpfte ihm… Kerwin schüttelte entschlossen den Kopf und schloß den Krug. Die Erinnerung wich zurück, ein Traum innerhalb eines Traums.
   Er ging wieder in das Wohnzimmer der Suite. Dort hing ein Gemälde: Eine schlanke, kupferhaarige Frau wehrte sich gegen einen sie packenden Dämon. Nach den darkovanischen Legenden, die Kerwin in seiner Kindheit gehört hatte, identifizierte er die mythischen Figuren. Das war die Vergewaltigung Camillas durch den Dämon Zandru. Es gab noch andere Bilder von darkovanischen Legenden. Er erkannte Darstellungen der Ballade von Hastur und Cassilda , die legendäre Cassilda an ihrem goldenen Webstuhl oder am Ufer des Sees von Hali, wo sie sich über den bewußtlosen Sohn des Lichts beugte, Camilla, die ihm Kirschen und andere Früchte brachte, Cassilda mit einer Sternenblume in der Hand. Alar in seiner Schmiede, Alar, in der Hölle angekettet, wo die Wölfin an seinem Herzen fraß, Sharra, sich aus den Flammen erhebend… Camilla von dem Schattenschwert durchbohrt. Undeutlich erinnerte Kerwin sich daran, daß die Comyn den Anspruch erhoben, von dem mythischen Hastur, dem Sohn des Lichts, abzustammen. Er fragte sich, was der Gott der Legenden mit den heutigen Hasturs der Comyn zu tun haben mochte. Aber er war zu müde, um lange nachzudenken oder weitere Fragen zu stellen. Er warf seine Kleider ab und kroch in das große Bett, und nach einer Weile schlief er ein.

Als er erwachte, ging die Sonne unter, und einer der leichtfüßigen Nichtmenschen ging im Badezimmer umher und ließ Wasser einlaufen, aus dem ein schwacher Parfumduft aufstieg. Kerwin fiel ein, daß Mesyr gesagt hatte, bei Sonnenuntergang wollten sie zusammenkommen. Er badete, rasierte sich und aß etwas von den Speisen, die der Nichtmensch ihm brachte. Aber als das Pelzwesen zum Bett hinwies, wo es darkovanische Kleidung ausgebreitet hatte, schüttelte Kerwin den Kopf. Er zog die dunkle Uniform des Terranischen Zivildienstes an. Dabei machte er sich über sich selbst lustig. Unter Terranern fühlte er den Zwang, auf sein darkovanisches Blut hinzuweisen, und hier empfand er es plötzlich als Pflicht, sein terranisches Erbe nicht zu verleugnen. Er schämte sich nicht, der Sohn eines Terraners zu sein, was Auster auch sagen mochte, und wenn es ihnen Spaß machte, ihn Barbar zu nennen, so sollten sie es ruhig tun!
   Ohne anzuklopfen oder sich mit einem einzigen Wort anzukündigen, kam das Mädchen Elorie in sein Zimmer. Kerwin erschrak über ihr Eindringen. Zwei Minuten früher hätte sie ihn splitternackt angetroffen! Und wenn er jetzt auch bis auf die Stiefel angezogen war, störte es ihn doch.
   »Du Barbar«, sagte sie mit leisem Lachen. »Natürlich wußte ich es. Ich bin Telepathin, hast du das vergessen?«
   Bis an die Haarwurzeln errötend, steckte Kerwin den zweiten Fuß in den Schuh. Offenbar spielte sich das Leben in einer Gruppe von

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