Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
Telepathen nicht nach den Regeln ab, an die er gewöhnt war.
   »Kennard fürchtete, du könntest dich verlaufen, wenn du dich allein auf den Weg hinunter in die große Halle machst, und da sagte ich ihm, ich würde dich abholen.«
   Elorie trug nicht mehr die schwere, offizielle Robe, sondern ein leichtes Gewand, bestickt mit Büscheln von Kirschen und vielen Sternenblumen. Sie stand direkt unter einem der Gemälde legendärer Gestalten, und die Ähnlichkeit sprang sofort ins Auge. Kerwin blickte von dem Bild zu dem Mädchen und fragte: »Hast du für das Porträt gesessen?«
   Sie sah gleichgültig hoch. »Nein, das war meine Ururgroßmutter. Vor ein paar Generationen hatten die Frauen der Comyn eine Leidenschaft dafür, sich als mythologische Gestalten malen zu lassen. Aber ich habe das Kleid nach dem Bild kopiert. Nun komm.«
   Sie war nicht sehr freundlich, nicht einmal sehr höflich, aber offenbar akzeptierte sie ihn, wie sie es alle getan hatten.
   Am Ende des Flurs, wo es eine lange Treppe hinunterging, unterbrach Elorie ihren Weg und trat an eine Fenstervertiefung, die einen Ausblick auf die abendliche Landschaft erlaubte.
   »Sieh mal«, sagte sie und zeigte. »Von hier aus kannst du gerade noch die oberste Spitze des Bergs bei Thendara erkennen - wenn deine Augen sich darin geübt haben. Dort steht ein weiterer Comyn -Turm. Doch heute sind die meisten leer.«
   Kerwin strengte seine Augen an, sah aber nichts als die Ebene und die weit entfernten Vorberge, die in bläulichem Dunst verschwammen. Er gestand: »Ich bin immer noch ganz verwirrt. Ich weiß nicht recht, was die Comyn sind oder die Türme oder was eine Bewahrerin ist. Abgesehen davon«, setzte er lächelnd hinzu, »daß sie eine sehr schöne Frau ist.«
   Elorie sah ihn nur an, und vor diesem direkten Blick senkte Kerwin die Augen. Sie ließ ihn empfinden, daß das Kompliment sowohl grobschlächtig als auch aufdringlich gewesen war.
   Schließlich sagte sie: »Es wäre wohl einfacher, dir zu erklären, was wir tun, als was wir sind . Was wir sind… Da gibt es so viele Legenden, soviel alten Aberglauben, und irgendwie müssen wir uns nach dem allen richten… « Einen Augenblick lang sah sie in die Ferne, dann fuhr sie fort: »Eine Bewahrerin arbeitet vor allem in der zentralen Position, zentralpolar, wenn du willst - innerhalb eines Kreises von Matrix-Technikern. Die Bewahrerin… « Eine leichte Falte erschien zwischen Elories hellen Augenbrauen. Offenbar überlegte sie, wie sie es in Worte fassen konnte, die er verstand. »Eine Bewahrerin ist, technisch gesehen, nichts anderes als eine besonders ausgebildete Matrix-Arbeiterin, die alle Mitglieder ihres Telepathenkreises zu einer einzigen Einheit zusammenfassen und die mentalen Verbindungen koordinieren kann. Das Amt versieht immer eine Frau. Wir verbringen unsere gesamte Kindheit mit der Ausbildung dafür, und manchmal… « - sie wandte sich dem Fenster zu und blickte über die Berge hinweg- «… manchmal verlieren wir unsere Kräfte schon nach wenigen Jahren. Oder wir geben sie aus eigenem Entschluß auf.«
   »Ihr verliert sie? Gebt sie auf? Das verstehe ich nicht«, sagte Kerwin. Elorie zuckte nur leicht die Schultern und antwortete nicht. Erst lange Zeit später sollte Kerwin erkennen, wie sehr Elorie seine telepathischen Fähigkeiten überschätzt hatte. Nie in ihrem Leben hatte sie einen Mann - und auch keine Frau - kennengelernt, der auf so kurze Entfernung nicht jeden Gedanken lesen konnte, den sie formulierte. Im Augenblick wußte Kerwin noch gar nichts über die unglaubliche Ausgeschlossenheit, in der die jungen Bewahrerinnen lebten.
   Endlich sprach sie weiter. »Das Amt versieht immer eine Frau. Seit dem Zeitalter des Chaos hat niemals mehr ein Mann legitim als Bewahrer gearbeitet. Die anderen - Überwacher, Mechaniker, Techniker - können Männer oder Frauen sein. Allerdings findet man heutzutage eher Männer für die Arbeit. Aber auch das ist nicht leicht. Ich hoffe, du wirst mich als Bewahrerin anerkennen und imstande sein, sehr eng mit mir zusammenzuarbeiten.«
   »Das hört sich nach einer angenehmen Arbeit an.« Wohlgefällig betrachtete Kerwin das schöne Mädchen vor ihm. Elorie fuhr herum und starrte ihn an. Ihr Mund stand vor Unglauben offen. Dann rief sie mit flammenden Augen und glühenden Wangen: »Hör auf! Hör auf damit! Es hat eine Zeit auf Darkover gegeben, du Barbar, als ich dich hätte töten lassen können dafür, daß du

Weitere Kostenlose Bücher