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Darkover 17 - Die blutige Sonne

Titel: Darkover 17 - Die blutige Sonne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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fürchte, zuerst mußt du die anderen hier kennenlernen. Natürlich brennen wir darauf, alles über dich zu erfahren, besonders die unter uns, die noch keine Gelegenheit hatten, dich von Angesicht zu Angesicht zu sehen.«
   Kerwin wischte das Blut ab, das immer noch von seiner Lippe tröpfelte. Wenn sie ihm doch Gelegenheit gäben, sich zu säubern, bevor sie ihn Fremden vorführten! Er wußte noch nicht, daß Telepathen selten auf das Äußere eines Menschen achten. Er ging über einen Hof, der von kasernenartigen Gebäuden umgeben war, und einen langen Durchgang entlang, den ein hölzernes Tor abschloß. Am Geruch erkannte Kerwin, daß in der Nähe ein Pferdestall sein mußte. Erst als sie sich dem Turm näherten, fiel ihm auf, wie die klare Linie der Architektur von den niedrigen Gebäuden an seinem Fuß verunstaltet wurde. Sie durchquerten zwei weitere Außenhöfe, und endlich erreichten sie einen Bogengang, über dem ein dünner, regenbogenfarbener Nebel schimmerte.
   Hier blieb Kennard stehen und sagte zu Kerwin: »Kein lebender Mensch außer jenen aus reinem und unverfälschtem Comyn -Blut hat je diesen Schleier durchschritten.«
   Kerwin zuckte die Schultern. Er merkte, man erwartete von ihm, daß er sich beeindruckt zeige oder etwas dergleichen, aber allmählich wirkten Überraschungen nicht mehr auf ihn. Er war müde und hungrig, er hatte achtundvierzig Stunden lang nicht mehr geschlafen, und es machte ihn nervös, daß alle, sogar Auster, gespannt waren, was er jetzt sagen oder tun werde. Gereizt fragte er: »Was ist das, ein Test? Geht es hier entlang?«
   Sie blieben stehen, deshalb entschloß er sich und ging durch den zitternden Regenbogen.
   Er fühlte sich schwach elektrisch an, wie tausend Nadelspitzen, als sei sein ganzer Körper ein eingeschlafener Fuß. Als Kerwin zurückblickte, konnte er die anderen nur noch als ganz undeutliche Schatten erkennen. Plötzlich begann er zu zittern. War das alles nur ein kunstvoll angelegter Plan, ihn in eine Falle zu locken? Er stand allein in einer winzigen fensterlosen Kammer, einer Sackgasse, und nur der Regenbogen hinter ihm spendete schwaches Licht.
   Dann kam Taniquel durch den Schleier, und Auster und Kennard folgten ihr. Kerwin stieß einen Seufzer törichter Erleichterung aus… Wenn sie Böses im Schilde führten, hätten sie es nicht nötig gehabt, ihn so weit fort zu bringen!
   Taniquel machte Zeichen mit ihren Fingern, nicht unähnlich denen, die Auster zur Steuerung des Flugzeugs benutzt hatte. Das Kämmerchen schoß so plötzlich nach oben, daß Kerwin schwankte und beinahe wieder gefallen wäre. Der Aufzug erbebte und hielt, und sie gelangten durch einen weiteren offenen Bogengang in einen erleuchteten Raum, der auf eine breite Terrasse hinausging.
   Der Raum war von ungeheurer, widerhallender Größe und Höhe, und trotzdem vermittelte er paradoxerweise gleichzeitig den Eindruck von Wärme und Intimität. Die Fliesen des Fußbodens waren uneben, als seien schon sehr viele Füße darüber geschritten. Am hinteren Ende des Raums brannte ein Feuer, das nach Weihrauch duftete. Dort hockte ein pelziges, dunkles, nicht menschliches Wesen und fachte die Flammen mit einem langen Blasebalg von seltsamer Form an. Als Kerwin eintrat, wandte ihm das Geschöpf große, pupillenlose grüne Augen zu und musterte ihn mit einem intelligent fragenden Blick.
   Zur Rechten des Feuers standen ein schwerer, geschnitzter Tisch aus einem glänzenden Holz, ein paar verstreute Armsessel und ein großer Diwan in der Art einer Plattform, die mit Haufen von Kissen bedeckt war. Gobelins schmückten die Wände. Eine Frau mittleren Alters erhob sich aus einem der Sessel und kam ihnen entgegen. Sie blieb einen Schritt vor Kerwin stehen und betrachtete ihn mit kühlen, klugen grauen Augen.
   »Der Barbar«, stellte sie fest. »Nun, er sieht ganz so aus mit dem Blut auf seinem Gesicht. Noch eine Schlägerei, Auster, und du kannst für eine Jahreszeit zurück nach Nevarsin ins Haus der Pönitenz gehen.« Nach kurzem Überlegen setzte sie hinzu: »Im Winter.«
   Ihre Stimme war tief und barsch. Das Haar, das einmal ingwerfarben gewesen sein mußte, war reichlich mit Grau durchsetzt. Ihr Körper unter den schweren Schichten aus Röcken und Umschlagtüchern, die sie trug, war dick und kompakt, aber sie war zu muskulös, um fett zu wirken. Aus ihrem Gesicht mit den von Fältchen umgebenen Augen sprach Humor.
   »Und welchen Namen haben die Terraner

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