Darkover 20 - Das Schwet des Aldones
hohen Alters zusammen, ohne daß es einen Übergang gab.
Der Vorhang schloß sich, und das Gefühl der Fremdheit verschwand. Ich betrachtete die gemusterten Wände und spürte die beruhigende Wirkung gleichmäßiger, diffuser Schallwellen. In dem alten Flügel hatte ich ein kleines Matrix-Laboratorium, doch hiermit ließ es sich nicht vergleichen.
Da war der reguläre Überwachungsschirm, auf dem winzige Sterne aufblitzten, einer für jede lizenzierte Matrix aller Ebenen in diesem Teil Darkovers. Da war ein speziell modulierter Dämpfer, der telepathische Obertöne ausfilterte, ohne normale Gedanken zu verwirren oder zu behindern. Und da war ein riesiges Paneel mit dem Schimmer geschmolzenen Glases, dessen Zweck ich nur erraten konnte. Es mochte einer der fast legendären psychokinetischen Transmitter sein. Seltsam prosaisch wirkten dagegen ein Schraubenzieher und ein paar Stücke glänzender Isolierseide auf einem Tisch.
Callina fragte: »Du weißt natürlich, daß sie mit der Sharra-Matrix haben fliehen können?«
»Wenn ich auch nur soviel Verstand wie ein Maultier hätte«, entgegnete ich heftig, »hätte ich sie irgendwo auf Terra in einen Konverter gesteckt. Dann wäre ich sie los gewesen - und auch Darkover wäre sie los gewesen!«
»Das hätte die Energien für immer außer Kontrolle gebracht. Sharra hat nur geschlafen, solange die Matrix diesem Planeten fern war. Mit der Matrix wäre jede Hoffnung zerstört worden, die aktivierten Stellen zu normalisieren. Sharra erscheint nicht auf dem Hauptschirm, mußt du wissen. Es ist eine illegale Matrix - nicht überwacht. Überwachen können wir sie erst dann, wenn alle diese Stellen aufgespürt und die freie Energie unter Kontrolle gebracht ist. Wie war das Muster?«
Ich bat sie, die Dämpfer auszuschalten, und versuchte, das Muster auf einen Überwachungsschirm zu projizieren. Aber auf der kristallenen Oberfläche entstanden nur verwischte Wirbel. Callina meinte zerknirscht: »Ich hätte dich so bald nach einer Kopfverletzung den Versuch nicht machen lassen dürfen! Komm nach nebenan und ruh dich aus.«
In einem kleineren Raum, dessen offene Fensterwand ins Tal hinunterblickte, ließ ich mich in einen weichen Sessel sinken. Callina betrachtete mich nachdenklich. Schließlich fragte ich sie: »Callina, wenn dir das Muster bekannt wäre, könntest du die Matrix dann duplizieren und die aktivierten Stellen mit dem Duplikat überwachen?«
Sie brauchte nicht erst darüber nachzudenken. »Nein. Ich kann eine Matrix der ersten oder zweiten Ebene duplizieren wie diese hier… « Sie berührte die winzigen Kristalle, die ihr blaues Kleid über der Brust zusammenhielten. »Und ich wäre vielleicht imstande, ein Matrix-Gitter zu konstruieren, das der Sharra-Matrix entspricht - obwohl ich nicht die geringste Lust habe, so etwas allein zu probieren. Zwei identische Matrices der vierten oder höheren Ebene können jedoch in ein und demselben Universum nicht ohne Raumverzerrung gleichzeitig existieren.«
»Cherillys Gesetz«, erinnerte ich mich. »Nur eine Matrix ist einzigartig, und da sie in der Raumzeit ohne ein Gegenstück existiert, hat sie die Fähigkeit, Energie zu übertragen.«
Callina nickte. »Jeder Versuch, ein genaues molekulares Duplikat einer Matrix wie der, die Sharra beherrscht, herzustellen - gehört sie der neunten oder der zehnten Ebene an? -, würde den halben Planeten aus der Raumzeit werfen.«
»Das habe ich befürchtet, aber ich sagte mir, genau werde es nur eine Bewahrerin wissen.«
»Bewahrerin!« Sie lachte kurz auf.
Dann sagte sie: »Du weißt es wohl von Linnell? Lew, mir macht nicht nur das Bündnis Sorge. Wenn sie sich entschlossen haben, mich aus dem Weg zu schaffen, damit ich die Macht im Rat nicht an mich reiße - nun, dann werden sie es tun. Ich kann es nicht mit ihnen allen aufnehmen, Lew. Wenn sie meinen, das Bündnis werde den Comyn helfen, wer bin ich, daß ich dagegen streite? Hastur ist kein Dummkopf. Sie könnten recht haben. Von Politik verstehe ich gar nichts. Wäre ich keine Bewahrerin, hätten sie mich nicht einmal der Form halber um meine Zustimmung gebeten. Sie würden sagen: Heirate! Und ich würde heiraten. Vermutlich ist ein Ehemann so gut wie ein anderer.« Wieder hatte ich den merkwürdigen Eindruck von großer Jugend und Naivität, die die reife Frau vor mir überlagerten. Sie sprach von ihrer eigenen Heirat so passiv, wie es ein kleines Mädchen tun könnte, das
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