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Darkover 20 - Das Schwet des Aldones

Titel: Darkover 20 - Das Schwet des Aldones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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abgeworfen. Rings um mich ging das Gebrüll in den Lärm des Nahkampfs über, Klirren von Eisen, Stampfen und Wiehern von verängstigten Pferden. Kadarin schrie in dem gutturalen Jargon der Waldläufer: »Weg von den Altons! Die will ich!«
   Er zog meinen Zügel hierhin und dahin und hielt so den Körper des Tieres ständig zwischen uns. Ich schwang mich zur Seite, lag beinahe auf dem Pferderücken und fühlte eine Kugel an meinem Ohr vorbeizischen. »Feigling!« rief ich, entriß ihm den Zügel und wendete das Pferd. Kadarin fiel zu Boden. In der nächsten Sekunde war er wieder auf den Füßen, aber diese Sekunde hatte mir genügt, abzuspringen und das Schwert zu ziehen - auch wenn es mir nicht viel nützen würde.
   Früher hatte ich gut mit dem Schwert umgehen können, und Kadarin hatte nie Fechten gelernt. Terraner lernen so etwas nicht. Er pflegte ein Schwert zu tragen und benutzte es, wenn er mußte. Anders ging es nicht in den Bergen.
   Aber ich hatte mir meine Geschicklichkeit erworben, als ich noch zwei Hände hatte, und ich trug nur einen leichten Galadegen. Wie dumm war ich gewesen! Ich hatte die Gefahr gerochen, die Luft hatte danach gestunken - und ich hatte nicht einmal eine taugliche Waffe mitgenommen!
   Marius kämpfte in meinem Rücken mit einem der nichtmenschlichen Waldläufer, einem mageren, gebückten Ding in Lumpen, das ein langes, böses Messer hatte. Das Muster seiner Streiche dröhnte in unsern vereinigten Gehirnen, und ich unterbrach rauh den Kontakt. Mit dem einen Kampf hatte ich genug zu tun. Mein Stahl klirrte gegen den Kadarins.
   Er war besser geworden. In ein paar Sekunden hatte er mich aus dem Gleichgewicht gebracht. Ich war nicht mehr fähig anzugreifen, ich konnte mich nur noch verteidigen. Und trotzdem war es eine Art von Lust, obwohl mein Atem in kurzen Stößen ging und sich Blut in den Schweiß mischte, der mir über das Gesicht lief. Er war hier, und diesmal gab es keinen Mann - und keine Frau -, die uns hätten auseinanderreißen können.
   Doch wer sich nur verteidigt, muß letzten Endes verlieren. Mein Verstand arbeitete schnell und verzweifelt. Kadarin hatte eine Schwäche: seine Unbeherrschtheit. Er konnte in flammenden Zorn geraten, und dann verlor er sein scharfes Urteilsvermögen und war minutenlang nichts als ein wildes Tier. Wenn es mir gelang, ihn für eine halbe Sekunde zu reizen, vergaß er seine inzwischen erworbene Geschicklichkeit im Schwertspiel. Es war eine schmutzige Art, zu kämpfen. Aber ich konnte es mir nicht leisten, wählerisch zu sein.
   »Sohn des Flusses!« beschimpfte ich ihn im Cahuenga-Dialekt. In keiner anderen Sprache gibt es solche Nuancen der Gemeinheit. »Sandalenträger! Diesmal kannst du dich nicht hinter den Unterröcken deiner kleinen Schwester verstecken!«
   Die schnellen, tödlichen Schwerthiebe veränderten sich nicht. Ich hatte auch kaum damit gerechnet.
   Aber eine halbe Sekunde lang ließ er die Barriere um seinen Geist sinken.
   Und dann war er mein Gefangener.
   Sein Geist hing im lähmenden Griff eines Alton-Telepathen, sein Körper erstarrte. Ich nahm ihm das Schwert aus den steifen Fingern. Die Schlacht um uns nahm ich nicht mehr wahr. Wir hätten allein auf dem Waldweg sein können. Kadarin und ich - und mein Haß. Jetzt würde ich ihn töten.
   Ich wartete eine Sekunde zu lange. Die Herstellung des Rapports mit Marius hatte mich bereits erschöpft, der Druck auf Kadarin ließ für einen Herzschlag nach, und Kadarin stürzte sich mit einem wilden Schrei auf mich. Er war wesentlich schwerer als ich; der Aufprall warf mich der Länge nach zu Boden, und dann krachte etwas gegen meinen Kopf, und ich fiel meilentief in Dunkelheit.
   Eine Million Jahre später kam das Gesicht des alten Hastur aus dem Nichts herangeschwommen. »Lieg still, Lew. Du bist angeschossen worden. Sie sind fort.«
   Ich wollte mich aufsetzen, gab aber den Händen nach, die mich behutsam zurückdrückten. Eins meiner Augen war zugeschwollen. Mit dem anderen zählte ich die Gesichter, die sich in der rötlichen Abenddämmerung um mich drehten. Von ganz weit weg hörte ich Lerrys' Stimme klagen: »Armer Junge.«
   Ich war zerschlagen und hatte Schmerzen, aber schlimmer war diese klaffende Leere, die mich einsam machte.
   Sie brauchten mir nicht zu sagen, daß Marius tot war.

5
Ich hatte eine Gehirnerschütterung. Kadarins zweite Kugel hatte einen Splitter von einem Knochen abgetrennt, und Marius' Tod war ein

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