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Darkover 20 - Das Schwet des Aldones

Titel: Darkover 20 - Das Schwet des Aldones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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war nicht schnell genug.
   Eine Flut schierer Bosheit strömte von ihm aus. Ich sprang auf die Füße, und unter schrecklicher Anstrengung gelang es mir, sie aus meinem Bewußtsein auszuschließen. Dann stürzte ich mich auf Lerrys, packte ihn mit meiner einen Hand und versuchte, seinen Geist zu überwältigen.
   Es war nicht Lerrys!
   Ich traf auf eine perfekte, festgeschlossene Abschirmung - und Lerrys allein hätte sich nie vor meinem Angriff verbarrikadieren können. Ich setzte mehr Energie ein als bei Dyan - und die Ridenows sind besonders verwundbar gegenüber einer telepathischen Attacke. An das, was den jungen Ridenow benützte, kam ich nicht heran, aber es folterte ihn . Er wand sich, sackte zusammen, schlug um sich und leistete dem Ding, das ihn festhielt, verzweifelten Widerstand. Stark wie ein Wahnsinniger oder ein Berserker, brach er meinen einhändigen Griff. Und von irgendwoher kam ihm zusätzlich die Kraft, den Kontakt mit mir endgültig zu zerreißen. Ich knirschte mit den Zähnen und ließ ihn los. Wenn der Geist, von dem er besessen war, sich plötzlich zurückziehen sollte und die volle Wucht meiner Gedanken Lerrys traf, war er tot oder wahnsinnig, bevor ich abschalten konnte.
   Nach Atem ringend, lag Lerrys einen Augenblick still. Dann sprang er auf. Ich machte mich auf einen neuen Angriff gefaßt, aber statt dessen sagte er gänzlich unerwartet: »Sieh mich nicht so verblüfft an! Überrascht es dich, daß du wichtig für Darkover bist? Denke darüber nach, was ich dir gesagt habe, Lew. Dein Bruder war ein Mann mit Vernunft, und du mußt auch etwas davon haben. Ich könnte mir vorstellen, daß du zu dem Schluß kommst, ich habe recht.« Freundlich lächelnd streckte er mir die Hand hin. Benommen berührte ich seine Finger. Ich war auf der Hut vor einem weiteren Trick.
   Seine Gedanken waren frei von jeder Bosheit, das fremde Wesen war verschwunden. Er wußte nicht einmal, was er getan hatte .
   »Was ist los? Du siehst ein bißchen blaß aus«, bemerkte er. »Wenn ich du wäre, würde ich einen Dämpfer anstellen und mich schlafen legen. Du brauchst immer noch Ruhe; dieser Schlag auf den Kopf war keine Kleinigkeit.« Er verbeugte sich und ging hinaus. Ich sank auf eine Couch und fragte mich, ob der Schlag auf den Kopf tatsächlich meinen Verstand erschüttert habe. Mußte ich bei jedem Menschen mit einem Angriff rechnen? Oder war ich total verrückt?
   Ein solcher Kampf ist nie leicht, und ich bebte in jedem Nerv. Andres kam durch den Vorhang, blieb stehen und starrte mich bestürzt an.
   »Gib mir etwas zu trinken.«
   Er setzte zu seinem üblichen Protest an, daß es ungesund sei, auf leeren Magen zu trinken, betrachtete mich noch einmal, hörte mitten in seinem Gebrummel auf und entfernte sich. Mehr als einmal habe ich ihn in dem Verdacht gehabt, daß er größere telepathische Fähigkeiten besitzt, als er zugibt. Als er zurückkam, brachte er mir keinen darkovanischen Likör, sondern den starken terranischen Schnaps, der schwarz in Thendara verkauft wird.
   Ich war nicht fähig, meine Hand um das Glas zu schließen. Zu meiner Schande mußte ich mich zurücklehnen und es mir von Andres an den Mund halten lassen. Ich verabscheute das brennende Zeug. Aber nachdem ich einen Schluck genommen hatte, klärte sich mein Kopf, und ich brachte es fertig, mich aufzusetzen und das Glas zu halten, ohne zu zittern.
   »Und hör auf, mich wie ein Baby zu behandeln!« schrie ich Andres an, der um mich herumzappelte, als fürchte er, ich könne in Stücke zerbersten. Aber sein vertrautes Murren hatte eine beruhigende Wirkung. Ebenso gemurrt hatte er, wenn ich von meinem Pony gefallen war und mir dabei ein paar Rippen gebrochen hatte.
   Ich winkte ab, als er mir verschiedene Vorschläge in Richtung Essen und Bett machte, und verließ meine Suite.
   Der Himmel war dunkel von einem sich nähernden Unwetter; über Nevarsin ging ein Wolkenbruch nieder. Schlechtes Wetter für die Terraner mit ihrer Abhängigkeit von Flugzeugen und Raketen und der stürmischen oberen Atmosphäre. Unsere in den Bergen aufgewachsenen Tiere ertragen Stürme, Blizzards und Regen. Wie könnte ein vernünftiges Volk sein Vertrauen auf ein unsicheres Element wie die Luft setzen?
   Ich überquerte den Hof und blieb da stehen, wo der Fels steil abfällt. Tausend Fuß unter mir breitete sich die Stadt Thendara aus. Ich stützte mich auf die niedrige Steinmauer. Wenn irgendwer die Terraner angreifen

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