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Darkover 20 - Das Schwet des Aldones

Titel: Darkover 20 - Das Schwet des Aldones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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wollte, brauchte er sich nur eine stürmische Nacht mit Regen oder Graupelschauern auszusuchen. Dann saßen ihre Flugzeuge und Raketen fest, und sie hatten uns nichts mehr voraus.
   Hinter der Stadt hob sich die Bergkette schwarz vor dem dunklen Himmel ab, und in weiter Ferne sah ich auf den hohen Hängen Feuer glühen. Vielleicht war es das Feuer eines Jägers, aber der Schein erinnerte mich daran, daß irgendwo ein seltsamer weißer Rauch aus Flammen aufstieg, die keine gewöhnlichen Flammen waren, und sich eine unglaubliche Matrix der zehnten Ebene um sich selbst drehte.
   Wenn ein Mann einmal vor dem Feuer Sharras gestanden hat, hört es nicht auf, ihn zu rufen, spielt auf seinen Nerven wie eine schwere Hand auf Harfensaiten. Ich wußte genau, wenn ich dies Harfenspiel nicht zum Schweigen brachte, würde es mich vollständig zerstören. Deshalb kämpfte ich gegen die lebendige Wärme, die irgendwo in mir pulsierte und mich an Dinge erinnerte, die ich von ganzem Herzen verabscheute und fürchtete - und nach denen ich mich auf beschämende Weise sehnte, die ich liebte, begehrte.
   Wohin konnte ich gehen, um das Harfenspiel zum Schweigen zu bringen?
   Nur zu Callina.

8
Die Aillard-Suite war geräumig und glänzend. Schimmernde Wände streuten zarte Farben über Callina, die auf dem Boden kniete und mit einem gestreiften Tierchen aus den Regenwäldern spielte. Es sprang schnurrend auf ihre Schulter und zupfte mit zweizehigen Klauen an ihren seidenen Ärmeln.
   Linnell saß in ihrer Nähe, eine Harfe auf den Knien, und Regis stand neben Linnell. Sie alle spürten meine Anwesenheit sofort. Linnell legte die Harfe weg; Callina erhob sich hastig, setzte das Kätzchen-Ding auf den Fußboden und zog an ihren Röcken. Ich ging zu ihr und nahm sie in meine Arme. Sie konnte nicht ahnen, wie kostbar sie mir durch diesen Blick auf eine weniger reservierte, weniger hochmütige Callina geworden war. Ich hielt sie einen Augenblick fest. Dann kehrte die alte Frustration zurück und schob sich zwischen uns wie ein nacktes Schwert. Vorsichtig .
   Sie wich mir aus, indem sie von Linnell sprach. »Das arme Kind. Sie und Derik haben miteinander gestritten. Sie liebt ihn… «
   »Mich interessiert, wen du liebst«, unterbrach ich sie.
   »Ich bin Bewahrerin - und Comynara!«
   »Comynara! « Ich vermute, es klang ebenso bitter, wie mir zumute war. »Der Comyn würde dich ebenso bedenkenlos zum Tod verurteilen wie verheiraten, wenn es irgendeinem Zweck diente!«
   »Wenn es irgendeinem Zweck diente, würde ich mein Todesurteil selbst unterschreiben«, entgegnete sie ruhig. Meine Arme schlossen sich fester um sie.
   »Willst du dich von ihnen verkaufen lassen?« Ich schleuderte es ihr entgegen wie einen Fluch. »Was schulden wir dem Comyn? Er hat skrupellos seit dem Tag unserer Geburt für uns Schicksal gespielt!«
   »Lew, ich glaube, das verstehst du nicht. Ich war verrückt, dich denken zu lassen, wir könnten einander jemals gehören. Das können wir nicht. Nie.« Blindlings schob sie mich weg. »Ich kann Beltran heiraten - und trotzdem die Kraft behalten, dir und dem Comyn zu helfen… weil… weil ich Beltran nicht liebe. Verstehst du das?«
   Ich verstand. Ich ließ sie los, trat zurück und betrachtete sie bestürzt. Für einen Mann hat die Matrix-Arbeit ihre frustrierenden Aspekte. Aber ich hatte nie darüber nachgedacht - genauer gesagt, es hatte mich nie im geringsten gekümmert -, welche besonders raffinierten Höllenstrafen sie für eine Frau bedeutet. Bevor ich wütend losplatzen konnte, wandte Callina sich an Regis.
   »Ashara hat nach uns geschickt. Kommst du mit?«
   »Jetzt nicht«, antwortete er. Regis hatte sich in nur ein paar Stunden verändert, er wirkte irgendwie älter, härter. Sein bereitwilliges Lächeln war das alte, und doch fühlte ich mich nicht ganz wohl in seiner Anwesenheit. Es tat weh, daß Regis sich vor mir abschirmte, und doch war es in gewisser Weise eine Erleichterung.
   Ein Diener legte Callina eine Hülle um die Schultern, die wie ein grauer Schatten war. Wir stiegen die Treppe hinunter, und Linnell blieb zwischen den Vorhanghälften stehen und sah uns lächelnd nach. Die farbigen Lichter, die über ihr helles Kleid hinspielten, machten sie zu einer Regenbogen-Statuette in einer goldenen Aureole. Plötzlich kristallisierte sich mein vages Unbehagen zu dieser blitzartigen Vorausschau, die einen Telepathen in Augenblicken der seelischen Anspannung

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