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Darkover 20 - Das Schwet des Aldones

Titel: Darkover 20 - Das Schwet des Aldones Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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geworfen - und durch mich in die tödliche Matrix in Kadarins Händen. Vor Jahren war Sharra ein Stützpunkt in meinem Gehirn eingeräumt worden. Und Energie fließt hin zum schwächeren Pol. Die Energie war auf die ungeschützte Linnell zugerast und hatte ihre jungen Nerven und ihren unreifen Körper überladen.
   Linnell war verlöscht wie ein abgebranntes Streichholz.
   Wahrlich, der Tod hatte reiche Ernte im Comyn gehalten. Linnell, die Ridenows, Derik, Dio. Ich lächelte bitter. Dio war vom Schicksal ihrer Brüder wahrscheinlich nur durch die Abschirmung, die ich ihr damals gegeben hatte, verschont geblieben. Und nach den Bosheiten, die sie mir gesagt…
   Blendendes Licht brach über mich herein. In Dio war nicht ein Fünkchen von Bosheit. Auf ihre eigene Weise hatte der verdrehte kleine Kobold mich gewarnt .
   Ein schmaler Streifen Mondschein lag kalt über meinem Gesicht. Aus den Schatten kamen eine Bewegung, ein Schritt und ein Flüstern. »Lew, schläfst du?«
   Das matte Licht ließ silbriges Haar aufschimmern, und wie ein blasser Geist blickte Dio auf mich nieder. Sie drehte sich um und zog die Vorhänge zurück. Die vier Monde lugten ihr über die Schulter und überfluteten das Zimmer mit ihrem Schein.
   Er kühlte mein heißes Gesicht. Ich fand keine Worte für eine Frage an sie. War ich eingeschlafen und träumte, Dio sei zu mir gekommen? Ihre Wange trug noch das Mal von meinem Schlag, und ich murmelte: »Es tut mir leid, daß ich dir weh getan habe.«
   Sie lächelte nur ein bißchen erstaunt und beugte sich über mich. Ihre Stimme war so traumartig wie das unwirkliche Licht.
   »Lew, dein Gesicht ist so heiß… «
   »Und deins ist so kühl«, flüsterte ich. Ich berührte das Mal mit meiner guten Hand und hätte es gern geküßt. Ihr Gesicht war im Schatten, sehr ernst und still. Plötzlich drängte sich mir der Gedanke an Callina auf, nicht an die weltabgewandte Bewahrerin, sondern die stolze, leidenschaftliche Frau, die dem Rat Trotz bot und sich vor Ashara weigerte, mir ihren Geist zu entblößen…
   Auch Dio hatte sich davor gefürchtet. Konnte überhaupt eine Frau diese Intimität ertragen, die tiefer geht als eine körperliche Vereinigung? Callina, fern, kostbar, unberührbar - und Dio, die mir alles gewesen war, was eine Frau einem Mann sein kann. Oder doch fast alles. Und warum dachte ich an Callina, wenn Dio bei mir war? Sie schien mir den Gedanken aufzuzwingen, so heftig, daß ich mich beherrschen mußte, den Namen »Callina« nicht auszusprechen. Dios blasses Gesicht flackerte, verwandelte sich in das Callinas. Es mußte ein Traum sein!
   »Warum bist du gekommen?«
   Dio antwortete ganz schlicht: »Ich weiß immer, wenn du Schmerzen hast oder leidest.«
   Sie zog meinen Kopf an ihre Brust. Ich schloß die Augen. Ihr Körper war gleichzeitig warm und kühl, und ihr Duft war mir gleichzeitig neu und vertraut, diese geheimnisvolle Mischung aus salzigen Tränen und dem Honigduft ihres Haares.
   »Geh nicht weg.«
   »Nein. Niemals.«
   »Ich liebe dich«, flüsterte ich. »Ich liebe dich.«
   Callina schluchzte - Callina? Callina? Sie war beinahe körperlich zwischen uns anwesend, oder vielmehr, die beiden Frauen verschmolzen zu einer. Welcher hatte ich meine Liebe gestanden? Ich wußte es nicht. Nur die weichen Arme um mich waren Wirklichkeit.
   Ich zog sie an mich, elend in der Überzeugung, daß ich ihr als Frau jetzt nichts zu bieten hatte. Die persönliche Hölle des Telepathen, so schmerzlich wie immer.
   Es kam jedoch nicht darauf an. Und plötzlich erkannte ich, daß die Dio, die ich auf Vainwal geliebt hatte, dies sinnliche, oberflächliche, emanzipierte Wesen, gar nicht die richtige Dio war. Dies hier war die richtige. Und ich war auch nicht der Mann von damals.
   Ich versuchte gar nicht erst, es in Worte zu fassen. Scham und die Bitte um Entschuldigung lagen in meinem Kuß. Sie erwiderte ihn sanft, ohne Leidenschaft.
   Wir schliefen ein, uns umarmend wie kleine Kinder.

13
Als ich aufwachte, war ich allein. Mehrere Minuten lang überlegte ich im morgendlichen Sonnenlicht, ob die ganze bizarre Episode ein Traum gewesen sei. Dann teilte sich der Vorhang, und Dio trat ein, und meine Mundwinkel verzogen sich zu einem bitteren Lächeln. In einem Traum hätte ich sie bestimmt besessen.
   »Ich habe dir noch einen Besuch mitgebracht«, verkündete sie. Ich begann zu protestieren; ich wollte niemanden sehen. Dio zog

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