Darkover 20 - Das Schwet des Aldones

sie gewesen war, fand ich nur noch eine leere Stelle in der Welt…
   Eine Minute lang riß ich mein Gehirn aus dem Delirium. Natürlich konnte ich keinen Kontakt mit Marja herstellen. Nicht, wenn ich solche Schmerzen hatte. Ich wollte nicht, daß sie sie teilte.
   Der Geist eines Menschen ist so allein, eingeschlossen in die Knochen seines Schädels.
   Wieder versank ich in graue Nacht.

Ich ging…
   Ein Arm lag um meine Schultern, und Kadarins Stimme sagte: »Immer mit der Ruhe! Er kann gehen. Es ist nur ein Kratzer, das Messer ist an den Rippen abgerutscht.«
   Meine Augen wollten sich nicht einstellen. Ich hörte eine scharfe Stimme: »Großer Gott! Kommen Sie hier herein, und setzen Sie sich.«
   Die Nebel teilten sich. Ich stand im Terranischen HQ, weit unter mir schlingerte der Raumhafen, und vor mir stand an einem großen Schreibtisch mit Glasplatte Dan Lawton und sah mich erstaunt und besorgt an. Kadarins Arm hielt mich immer noch aufrecht. Ich machte mich los. Von irgendwo außerhalb meiner Sichtweite erschien Regis Hastur, nahm mich fest bei den Schultern und drückte mich in einen Sessel.
   »Wer, zum Teufel, sind Sie?«
   Kadarin verbeugte sich leicht.
   »Robert Raymond Kadarin, z´par servu . Und Sie?«
   Hinter uns öffnete sich eine Tür, und Kathies Stimme fragte ängstlich: »Ist er wirklich - oh, hallo, Dan.«
   Der terranische Legat schüttelte den Kopf. »In einer Minute«, sagte er zu niemandem im besonderen, »fange ich an, zu lallen wie ein Idiot. Hallo, Kathie. Sind Sie es wirklich?«
   Kathie sah mich zweifelnd an. »Darf ich es ihm erzählen?«
   »Warten Sie, warten Sie. Immer nur eins auf einmal. Ich werde verrückt, wenn ich mehr als eine Sache auseinanderklauben soll. Kadarin, Sie habe ich schon seit geraumer Zeit einmal mit eigenen Augen sehen wollen. Sie wissen, daß Sie diesmal endgültig zu weit gegangen sind?«
   »Ich erhebe Anspruch auf Immunität«, erklärte Kadarin barsch. »Lew Alton wäre in Hali gestorben. Ich habe eine Tötungsabsicht gegen ihn eintragen lassen, und ich kann mit seinem Leben machen, was ich will. Aus freien Stücken habe ich ihn hergebracht, während ich für meine eigene Sicherheit hätte sorgen können, indem ich fernblieb und ihn sterben ließ. Ich erhebe Anspruch auf Immunität.«
   Lawton ächzte. Kadarin war im Recht. »Gut, gut. Aber keine telepathischen Tricks!«
   Kadarin lächelte bitter. »Auch wenn ich wollte, wäre ich dazu nicht fähig. Dyan Ardais ist mit der Sharra-Matrix geflohen. Ich bin so hilflos wie Lew hier!«
   Plötzlich kam Rafe Scott in das Büro. Es überraschte ihn offenbar sehr, mich und Regis und Kadarin und Kathie hier anzutreffen, doch er fuhr auf Lawton los.
   »Warum haben Sie Thyra oben eingesperrt?«
   »Kennen Sie diese Frau?« fragte Lawton scharf.
   »Sie ist meine Schwester«, erklärte Kadarin, während Rafe weitertobte.
   »Verdammt!« brüllte Lawton. »Jeder Unruhestifter auf dem Planeten ist so oder so herum mit Ihnen verwandt, Rafe! Sie hat versucht, Lew Alton zu ermorden, das ist alles. Als wir sie herbrachten, hatten wir mit einem Mal eine kreischende Wahnsinnige in Händen. Deshalb ließ ich ihr vom Doktor eine Spritze geben und sie zur Abkühlung in eine Zelle stecken.«
   »Lew«, wandte sich Rafe drängend an mich, »warum wollte Thyra… «
   »Laß ihn in Ruhe, du!« Regis stieß Rafe grob weg. Ich faßte Regis' Arm. »Fang keinen neuen Kampf an«, beschwor ich ihn. »Bitte!«
   Einen Augenblick wehrte er sich gegen mich, dann zuckte er die Schultern, setzte sich auf die Armlehne meines Sessels und funkelte Rafe böse an. »War Callina nicht bei euch?«
   »Der Arzt hat sie ebenfalls dabehalten«, berichtete Kathie. »Sie war nicht ganz bei sich, schlief dauernd ein.«
   War es wieder Trance? Ich richtete mich mit schwimmendem Kopf auf. »Ich muß zu ihr!«
   »Du kannst jetzt nichts tun«, sagte Regis.
   »Was machst du überhaupt hier?«
   Lawton antwortete für ihn. »Ich schickte gestern abend nach dem Regenten, und wir haben fast die ganze Nacht miteinander gesprochen.«
   Regis erklärte ruhig: »Wir sind am Ende, Lew. Der Comyn wird auf die Bedingungen der Terraner eingehen müssen. Das sieht sogar Großvater ein. Und wenn Sharra außer Kontrolle gerät… «
   Aldones' Schwert lag auf Lawtons Schreibtisch. Kadarin stellte sich davor. »Ich habe Sharra losgelassen«, sagte er. »Es war ein Experiment,