Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer

Titel: Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley

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Herzschlag: 131. Rechtsverlagerung. Blinddarm: Kann das verdammte Ding mit dem Fluoroskop nicht finden. Röntgen - hm, was ist das? Weiblich - oh, nicht daran zu zweifeln, wenn man denkt, wie sie sich vorhin aufgeführt hat. Trotzdem sind da bestimmte Anomalien…
   Verwirrend. Er legte ihr die Elektroden für das EEG an, beruhigte sie, bat sie, still zu liegen, betrachtete die entstehenden Zacken, seltsam, unverkennbar, genau wie -
   Ein wilder Verdacht kam ihm. Er sah Jason an.
   Schon einmal, erst vor ein paar Minuten, hatten sie dies Muster gesehen, und sonst nie.
   Nie zuvor bei einem Menschen.
   Missy, die Lügnerin, die Nymphomanin, war ein Chieri.
   Und sie kam vom anderen Ende der Galaxis.
   David löste die Elektroden. Er gab sich Mühe, mit normaler Stimme und ein bißchen gelangweilt zu sprechen. »Das wär’s für heute«, sagte er, und als sie sich angezogen hatte und gegangen war, sahen die beiden Ärzte sich an.
   »Nun«, meinte David schließlich, »wenn wir wissen wollen, aus was Telepathen gemacht sind, war das ein guter Anfang. Und ich bin noch schlimmer durcheinander, als ich heute morgen war.«
   »Das geht uns beiden so«, antwortete Jason aus Herzensgrund.

5
Eine kleine Karawane aus Packtieren zog durch den Nieselregen langsam über die Berge. An der Spitze des Zuges ritten die beiden darkovanischen Führerinnen, die in der Stadt nahe dem Raumhafen angeworben worden waren. Beide waren Mitglieder der Gilde Freier Amazonen und trugen die übliche Tracht: niedrige Stiefel aus weichem, ungefärbtem Leder, pelzbesetzte Reithosen, Pelzjacken, die kurz genug zum Reiten waren, und schwere gestickte Lederjacken mit Kapuzen. Eine hatte rötliches Haar, das eingeflochten, tief im Nacken aufgesteckt und unter der Kapuze verborgen war, die andere kurzgeschnittene dunkle Locken. Beide hatten das etwas harte, knabenhafte Aussehen von Frauen, die im Widerspruch zu allen Regeln einer patriarchalischen Gesellschaft Männerarbeit tun und sich die Männern zustehende Freiheit nehmen. Außerdem hatte die Amazone mit dem Haarknoten die flache Brust und die strenge Kieferlinie einer künstlich zum Neutrum gemachten Frau. Die Operation war auf Darkover verboten, ließ sich aber wie fast alles, was illegal ist, für einen bestimmten Preis durchführen.
   »Das ist der verdammt kälteste Frühling in vierzig Jahren«, beklagte sich die Amazone mit dem Haarknoten bei ihrer Kameradin und zog ihren Mantel zusammen. »Was zwickt diese blöde Außenweltlerin, daß sie in dieser Jahreszeit in die Berge reisen muß?«
   »Sie sagt , sie will Pelztiere exportieren und entsprechende Untersuchungen machen«, antwortete das jüngere Mädchen mit skeptischem Schulterzucken. »Sie muß von einer kalten Welt stammen; zumindest scheint das Klima sie nicht zu stören. Ich habe ihr angeboten, sie mit Pelzmänteln und Decken zu versorgen, und sie sagte, ich solle mich nicht bemühen. Auch reitet sie ohne wasserfesten Mantel im Regen, aber wenn sie ihre Tage verkrüppelt von Rheumatismus beenden will, ist das ihre Sache. Außenweltler sind alle verrückt, wenn du mich fragst, verrückter als die Terraner selbst. Aber was stimmt mit dem Klima nicht, Darilyn? Ich bin in diesen Bergen aufgewachsen. Es fällt zu wenig Regen für diese Jahreszeit - es nieselt, wenn es gießen sollte -, und es ist viel zu kalt.«
   Darilyn wies mit dem Kopf grimmig zu den fernen Höhenzügen hin. Statt im gräulichen Grün und Blau der dichtwachsenden Koniferen lagen die Hänge kahl und schwarz da. »Waldbrände«, stellte sie fest, »was sonst? Denke an die jämmerlichen Kinder, die in den letzten drei oder vier Dörfern am Weg standen. Bettler - und das in den Bergen!« Sie sprach voller Abscheu und Zorn. »Es hat eine Zeit gegeben, als unsere Leute lieber verhungert wären, als daß sie solche Schande auf sich geladen hätten, Menella.«
   »Vielleicht sind zu viele von ihnen verhungert«, überlegte Menella. Sie hatten die Kuppe eines kleinen Hügels erreicht. Menella blickte hinab, und ihr Mund verzog sich vor Bitterkeit beim Anblick der grauen, schmutzigen Rinnen, in denen die Erdkrume weggespült wurde. »Sieh dir das an! Und das bei diesem bißchen Regen! Wenn in diesem Sommer ein Geisterwind weht, bleibt hier nichts übrig als nackter Fels.«
   Andrea Closson, die ein paar hundert Fuß hinter ihnen ritt, hatte wenig Interesse an den beiden Darkovanerinnen. Ihre Gedanken waren bei ihren eigenen Plänen, und