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Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer

Titel: Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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irgendeiner Person, die das Recht hatte, dort zu sein. Doch außerhalb des Krankenhauses gab sie ihm Autorität. Die Menschen wichen vor ihm zurück, und David drängte sich hindurch, erbarmungslos seine Ellenbogen und breiten Schultern benutzend.
   Er sah Keral, und sein Herz setzte aus. Das Chieri hatte sich zusammengeduckt, die Arme um den Kopf geschlungen, und war so bleich, daß David sich entsetzt fragte, ob Keral sich buchstäblich zu Tode geängstigt habe. Ein zartes, empfindsames Wesen, das überhaupt nicht an die Gesellschaft von Menschen gewöhnt war - was hatte ihn veranlaßt, sich hinauszuwagen? Dann flatterten seine Lider, und David trat zu ihm, legte ihm die Hand auf die Schulter und sagte mit leiser Stimme: »Es ist alles in Ordnung; in ein paar Sekunden habe ich die Leute hier weggeschickt.«
   Er drehte sich zu den Schaulustigen um. »Gehen Sie weiter, hier gibt es nichts zu sehen. Oder soll ich erst die Raumpolizei rufen?«
   Die meisten Anwesenden waren Terraner, und David war klar, daß sie nichts Böses im Sinn hatten. Sie gafften nur müßig ein seltsames Geschöpf an. Plötzlich schämte David sich, ein Mensch zu sein. Langsam zerstreute sich die Menge. David legte die Hand unter Kerals Ellenbogen und zog ihn auf die Füße. »Sie sind weg, aber du solltest besser für eine Weile mit mir hineingehen.«
   Kerals Atem ging schnell, sein Gesicht war weiß. Er stammelte: »Ich wollte dich besuchen, ich war überzeugt, den Weg zu finden. Aber auf dem Raumhafen habe ich mich verirrt, und sie folgten mir und starrten mich an. Und als ich zu laufen begann, wurde es noch schlimmer. Ich glaube, manche wußten gar nicht, warum die Menge sich zusammengeschart hatte, sie dachten, es werde ein… ein Flüchtling gejagt.«
   »Jetzt ist es vorbei.« David führte Keral den Weg zurück, den er gekommen war. Zweimal mußte er sich erkundigen, denn es gab kein Signal mehr, dem er hätte folgen können. Es war eisig kalt, der Wind wurde von Minute zu Minute heftiger, und David war völlig durchgefroren. Mit einer schnellen Bewegung legte das Chieri eine Ecke seines eigenen langen Mantels um Davids Schultern.
   Die Wärme des HQ-Gebäudes schloß sich um sie, und David entspannte sich dankbar. Aus Kerals Richtung kam eine schwache Welle erneuter Panik, und er wandte sich ihm besorgt zu. Mit schwacher Stimme erklärte Keral: »Ich bin es nicht gewöhnt, innerhalb von Mauern zu sein. Aber das macht nichts, es ist besser als die Menschenmenge.«
   Ein Bild blitzte in seinen Gedanken auf, schnell, seltsam und schön, in vielen Dimensionen und viele Sinne ansprechend: - sanfter Wind in den Blättern, tausend Düfte, davon jeder bekannt, willkommen geheißen, geliebt, ein Dach, das nach Blättern roch und dem Wind nachgab und doch sicher vor dem peitschenden Regen schützte, sprudelndes Wasser, elastischer Boden unter den Füßen…
   »Deine Heimat?«
   David brauchte keine Antwort. Er zog das Chieri in die erste Kabine des Irrgartens von gestaffelten Aufzügen, die er in einem großen Gebäude für selbstverständlich hielt, und irgendwie war ihm, als müsse er sich entschuldigen. Verdammt, David , schalt er sich selbst, sei nicht so romantisch! Es mag großartig sein, in einem Wald zu leben, aber du bist hier und hast hier Arbeit zu tun.
   Trotzdem quälte ihn der Kontrast, als er Keral in sein eigenes trostloses unpersönliches Zimmer einließ. Hatte er tatsächlich jahrelang, nichts sehend und hörend als seine Arbeit, in einer Umgebung gewohnt, die so kahl wie eine Gefängniszelle war? Er machte sich in dem Zimmer zu schaffen, bot seinem Gast einen Platz an und spürte, wie die zitternde Spannung in dem Chieri langsam nachließ.
   »Du sagtest, du wolltest mich besuchen, Keral. Natürlich bist du mir willkommen, selbst zu dieser Stunde. Doch was hattest du auf dem Herzen?«
   »Mir ist der Gedanke gekommen«, erwiderte Keral mit dieser hellen, fremdartigen Stimme, »daß ich auch von euch lernen könnte, während ihr von mir lernt, und das wäre einfacher für mich, wenn ich hier unter euch wohnen würde statt allein. Ich spreche eure Sprache noch nicht fließend genug. Es geht leichter, wenn ich dich berühre...« Er faßte nach Davids Hand und hielt sie in lockerem Griff, und eine Flut von Bildern erreichte den Terraner:
   … eine Zivilisation, neu und seltsam, und doch nicht so verschieden von der, die mein Volk vor Jahrtausenden kannte. Vielleicht war es selbstsüchtig

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