Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer
von uns, daß wir uns in unsere Wälder zurückzogen und (in dem Wissen, ach, daß wir sterben, in Einsamkeit Klagelieder singend) warten und still in Schönheit und Erinnerungen leben. Vielleicht könnten jene, die nach uns kommen, von dem, was wir sind/was wir wissen, profitieren. Wir sollten zu ihnen gehen und von ihnen lernen, wir sollten in Erfahrung bringen, welch ein Volk auf unserer Welt leben wird, wenn wir nicht mehr sind…
Der Gedankenstrom erfüllte David mit einem fast schmerzhaften Gefühl der Einsamkeit. Er mußte seine Hand aus der Kerals lösen und schlucken, sonst hätte er angefangen zu weinen. Keral sah ihn an, neugierig, durchaus nicht gekränkt.
»Gehört es sich in eurer Kultur nicht, sich zu berühren? Verzeih mir. Ich könnte es nicht mit jedem tun, aber du bist - ich kann dich berühren, ohne daß es mich - ängstigt.« Keral suchte nach den Worten, und gerührt ergriff David von neuem die dünnen, kühlen Hände. Behutsam fragte er: »Warum stirbt dein Volk, Keral? Regis erzählte mir, es sei heute nur noch eine Legende.«
...Unendliche Traurigkeit, wie ein Abschied von fernen Ufern... Blätter fallen, Knospen verdorren, wir werden alt und sterben, ohne daß Kinder unsere Lieder erneuern… und ich, der einsamste von allen, weil ich hier im Exil sterbe… die Hände eines Fremden umschließen die meinen, es ist ein liebender Fremder, aber trotzdem ein Fremder…
David: Freiwillige Verbannung ist immer noch Verbannung.
… der mich mit den Wegen versöhnen wird, die ich allein beschreiten muß.
David: Berge trennen uns und eine Welt von Meeren… und in Träumen sehen wir…
Die Welle bäumte sich auf, brach sich und schäumte über ein stummes Ufer des Schmerzes. David schluckte schwer, und ihre Hände lösten sich. So vertraut sie sich schon waren, für kurze Zeit waren sie sich nähergekommen, als sie es zu ertragen vermochten, und so trennten sie sich wieder. Keral sagte: »Deshalb bin ich hergekommen, damit ihr erfahrt, was mein Volk ist. Viele der anderen sind zu alt; sie würden außerhalb ihrer Wälder sterben. Ich bin bereit, euch zu geben, was ich kann. Aber auch ich dürste nach Wissen. Laß mich an deinen Forschungen teilhaben, David. Laß mich erfahren, was du herausfindest, teile mit mir, was du lernst. Ich werde mir eure Sprache schnell aneignen; mein Volk hat eine Begabung dafür.«
»Du hast sie bestimmt«, stellte David überrascht fest. Noch gestern bei der Vorstellung hatte es Keral Mühe gemacht, ein paar Worte in Regis’ ziemlich schulmäßiger Casta -Sprache zu finden, und jetzt sprach er die Cahuenga oder lingua franca, die Terraner und Darkovaner auf dem ganzen Planeten benutzten, fließend. David hatte die Sprache mittels Lehrbändern auf der Reise hierher gelernt. Er sagte: »Ich habe nichts dagegen, und ich bin sicher, Jason und die Verwaltung werden dir dies Privileg gern einräumen, wenn du es möchtest. Und wenn du hierbleiben willst, werde ich tun, was ich kann, damit du dich weniger - eingeengt fühlst. Allerdings kann ich selbst nicht darüber entscheiden, und natürlich mußt du es mit Regis besprechen. Wenn du wissen möchtest, was wir herausfinden, sage ich dir mit Freuden, was ich selbst weiß. Willst du nun auch mir ein paar Fragen beantworten? Du warst gestern so verwirrt, und es war schwierig, zu dir durchzukommen und es dir verständlich zu machen. Zum Beispiel: Wie alt bist du?«
- Er sieht wie ungefähr siebzehn aus, obwohl er älter sein muß -
»Ich bin jung in meinem eigenen Volk«, antwortete Keral, »beinahe der Letztgeborene. Aber du wirst wissen wollen, wie viele Sonnenumläufe ich gelebt habe, und das kann ich dir nicht sagen. Ich glaube, ihr meßt die Zeit anders als wir. Für uns gehen viele Sonnenumläufe vorbei, und es ist wie ein Schlaf und ein Schlaf, Anfang und Ende eines Liedes. Ich muß versuchen, in anderen Begriffen zu denken, wenn ich mit euch spreche, und das ist der Grund, warum die Älteren unter uns es nicht mehr ertragen, mit euch zusammenzusein. Die Tage und das Fallen der Blätter scheinen eure Gedanken und eure Worte und die Vorgänge in euren Körpern zu - zu regulieren. Ich wurde geboren - wie kann ich das auf eine Weise bestimmen, die du verstehen würdest? Es war in der Zeit, bevor der große Stern über dem Polar-Eis an seinen jetzigen Platz rückte. Sagt dir das irgend etwas?«
»Nein«, gestand David, »ich bin kein Astronom, aber ich wette, irgendwer
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