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Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer

Titel: Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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stellten, gelogen. Auf jede Frage ohne Ausnahme, wie unter Zwang stehend. Wenn sie eine weit offene Telepathin ist, und das ist sie - wir wissen es beide von dem, was mit Conner geschehen ist -, warum hat sie es dann getan? Wie kann sie glauben, damit durchzukommen?« Beinahe zu spät fiel ihm ein, daß Keral bei der Untersuchung erstarrt und verstummt war, als das Thema »Sexualität« angesprochen wurde. Andererseits hatte Keral bis eben deutlich klinisch, wenn auch bedauernd, über sein Volk und dessen abnehmende Fortpflanzungsrate berichtet. Ein Rätsel…
   Keral sagte: »Ich weiß nur einen Weg, uns zu vergewissern, und er könnte gefährlich sein, aber versuchen wir es. Kannst du Missy herholen, ohne sie zu beunruhigen, David? Mir mag es gelingen, ihr die Wahrheit zu entlocken. Warum lügt ein Wesen? Nur aus Angst oder um sich einen Vorteil zu verschaffen, und welchen Vorteil könnten ihr ihre Lügen bringen? Vielleicht finden wir die Angst hinter ihren Lügen und sind imstande, sie ihr zu nehmen.«
   »Ich will es versuchen.« David ließ Keral allein zurück (er rollte sich auf Davids Bett zusammen und knabberte neugierig an einem Frucht-Nuß-Riegel) und ging den Krankenhaus-Korridor hinunter. Er erinnerte sich, daß sie alle - mit Ausnahme der Darkovaner - in diesem Flügel untergebracht worden waren. Verlegen fragte er sich, ob er vielleicht Conner und Missy im Bett antreffen würde. Oh, Teufel, wen interessiert das schon? Wenn ich zu Hause auf der Erde zwei Bekannte zusammen im Bett fände, würde ich mich entschuldigen und sie bitten, sich zu melden, wenn sie fertig sind. Es ist das verdammte Voyeur-Tabu, und schließlich werden sich Telepathen wohl daran gewöhnen müssen. Es schien Regis nicht zu stören, er fürchtete nur, es werde uns andere aus dem Gleichgewicht bringen, weil wir nicht daran gewöhnt sind, so etwas mitzubekommen.
   Wenn Missy nicht menschlich ist, aber frei und offen Geschlechtsverkehr mit Menschen hat, kann man die Chieri dann überhaupt nichtmenschlich nennen? Und wenn sie sich tatsächlich mit Menschen kreuzen, wieso sterben sie dann aus? Hölle, hier suche ich nach Antworten, noch bevor ich die richtigen Fragen kenne. Ich sollte mir lieber ein paar Tatsachen beschaffen.
   Missy öffnete die Tür ihres Zimmers, und David sah, daß sie allein war.
   David? Was mag er wollen? Ich habe gefühlt, daß er kam.
   Es ist idiotisch, daß wir uns mit Phrasen aufhalten, wo doch jeder die Gedanken und Emotionen des anderen wahrnimmt. Vermutlich ist noch keiner von uns daran gewöhnt.
   Laut sagte David, um die seltsame Unruhe zu beschwichtigen, die er in sich selbst und in ihr spürte: »Missy, wenn du Zeit hast, würdest du dann für einen Augenblick mit in mein Zimmer kommen? Wir hätten dir gern ein paar Fragen gestellt.«
   Neugier flackerte in ihren hellgrauen Augen. Sie meinte: »Warum nicht?« und kam mit. Wieder fiel David ihre schlanke Höhe und Grazie auf, nicht so überwältigend wie Kerals Schönheit, aber eindrucksvoll genug, daß sie auf jeder Welt bemerkenswert wäre. Missy reagierte mit leichter Überraschung auf die Anwesenheit Kerals, gab jedoch keinen Kommentar dazu ab. David spürte, daß sie auf der Hut war. Er bot ihr von den Fruchtriegeln an, die er aus der Cafeteria mitgebracht hatte, und Missy hockte sich neben Keral auf die Bettkante.
   Gewohnheiten in Bewegung und Sprache sind sämtlich kulturabhängig. Missy geht und benimmt sich wie eine hübsche Frau, die sich bewußt ist, daß sie begehrt wird, die darauf vertraut…
   Ob das Vertrauen so tief sitzt? Es ist etwas Verlorenes an ihr. Ja, das ist es; sie ist anders als alle übrigen…
   David versuchte, es zu einem normalen geselligen Beisammensein zu machen. »Tut mir leid, daß ich dir nichts anbieten kann. Wenn wir länger hier sind, wird alles besser organisiert sein. Irgendwo hier in der Nähe muß man sich doch etwas zu trinken besorgen können! Es wäre sonst der erste Imperiumsplanet, von dem ich gehört habe, wo es das nicht gibt. Missy, ich habe es vergessen - auf welcher Welt hat man dich gefunden?«
   - Wachsamkeit. Wachsamkeit. Aufbrechende Furcht wie die eines kleinen Tieres, das in sein Loch huscht.
   ...es waren so viele Welten…
   »Es ist eine von denen mit einem unaussprechlichen Namen«, behauptete sie.
   Keral fing mit seinen hellen Augen ihren Blick ein. Ein schwacher Funke sprang über. »Ich bin gut in Sprachen«, sagte er leichthin.

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