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Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer

Titel: Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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verströmte - und die war verschwunden.
   Nun, auch dafür konnte man den Schock und die brutale Mißhandlung verantwortlich machen. Sie war offensichtlich gründlich zusammengeschlagen worden, und die Ärzte im Raumhafengefängnis hatten Angst gehabt, sie zu berühren. Was er ihnen nicht verdenken konnte.
   Glücklicherweise hatte Missy sich ihm gegenüber nie feindselig gezeigt. Als er sie damals untersuchte, war sie kooperativ, ja, sogar - in einem gewissen Ausmaß - freundlich gewesen. Nur auf David und Keral hatte sie mit Ablehnung reagiert.
  Jason hatte gehofft, sie unbemerkt auf die Krankenstation bringen zu können, aber - vielleicht mußte er sich an so etwas einfach gewöhnen, wenn er mit Telepathen zusammenarbeitete - sie waren alle da und warteten auf ihn. Er sagte den Männern, die die Bahre rollten, sie sollten anhalten, winkte David heran - wenigstens war David ein Kollege - und teilte ihm leise mit:
   »Die anderen müssen warten. Sie ist in sehr schlechtem Zustand, hat vielleicht eine Gehirnerschütterung oder innere Verletzungen. David, du kommst mit, und die übrigen bleiben hier.« Sein Blick wanderte rasch über ihre Gesichter: Regis, angespannt und verängstigt - warum? Conner, grau vor Qual und Verzweiflung, erweckte kurz Mitleid in ihm, und er legte dem Mann die Hand auf die Schulter. »Ich weiß, was du durchmachst«, sagte er. »Sobald ich es verantworten kann, lasse ich dich zu ihr, glaub mir. Sie braucht jemanden, der gut zu ihr ist, nachdem man sie so mißhandelt hat.«
   Zwar trat Conner zurück, aber David, in diesem Augenblick besonders empfänglich, nahm den hilflosen Zorn des Mannes wahr:
   Niemand sonst kümmert es, was aus ihr wird… sie braucht mich, für die Ärzte ist sie nur ein Fall… wie ich es nach dem Raumunfall war… und seine Gedanken verloren den Zusammenhang. Wut, Verzweiflung und Begehren verknäulten sich so ineinander, daß Conner selbst nicht mehr wußte, was was war. David fragte sich: Wie kann sie ihm soviel bedeuten? und schloß die Tür, froh, das dunkle und viel zu ausdrucksvolle Gesicht nicht mehr zu sehen.
   Missys Gesicht auf dem Kissen war weiß mit blutigen und blauen Stellen, ein Auge war unter einem großen purpurnen Bluterguß zugeschwollen, ihr helles Haar war verfilzt. Das Elend würgte David in der Kehle, und er fragte sich, ob die Emotionen, die er wahrnahm, die des Mädchens oder Conners waren oder ob in ihm nur diese flüchtige, schmerzliche Ähnlichkeit Missys mit Keral widerhallte. Es würden Narben auf diesem schönen, unberührten Gesicht bleiben, da auf der Wange hatte eine Faust oder ein stumpfer Gegenstand die Haut aufgerissen…
   Er trat an ihr Bett und begann, die Decken zurückzuziehen.
   Missy schlug die Augen auf. Sie waren kalt und glänzend wie Stahl. »Nein«, flüsterte sie, die blutigen Lippen unter Schmerzen bewegend, »faß mich nicht an. Faß mich nicht an!«
   Armes Kind, dachte Jason, nach dem, was sie durchgemacht hat, kann ich es ihr nicht verübeln. »Ist ja gut, Missy«, beruhigte er sie, »niemand wird dir jetzt mehr weh tun. Ich muß mir diese Schnittwunden in deinem Gesicht ansehen und dich untersuchen, ob du noch andere Verletzungen hast. Ich glaube, wir können dich wieder zusammenflicken, ohne daß zu viele Narben bleiben. Sag mir, hast du Schmerzen? Laß mich sehen… «
   Er faßte entschlossen nach der Decke und versuchte, Missys Finger zu lösen, die sie um ihren Körper festhielt.
   Im nächsten Augenblick schrie Jason auf und flog in einem feurigen Funkenregen durch die Luft. Er prallte von der gegenüberliegenden Wand ab, fiel unglücklich und blieb in einem zusammengestauchten Haufen liegen. Missy spie die Worte aus:
   »Faß mich nicht an!«
   »He… !« protestierte Jason und raffte sich verblüfft auf, »ich will dir doch nicht weh tun!« Missys Augen waren leer und blind in ihrem metallischen, kalten Starren. David, der neben dem Bett stand, fing einen Wirbelsturm von Gedanken auf, einen Tornado aus Entsetzen und Scham, der zu furchterregend war, um entwirrt zu werden…
   »Warte, Jason«, sagte er und beugte sich über Missy.
   »Kind, es ist alles vorüber; niemand wird dir etwas tun. Das ist nur der Arzt; er will nachsehen, wie schwer dich dieser Mann verletzt hat. Bitte sag es uns - hat er dich vergewaltigt? Es tut uns allen so leid… « Zum ersten Mal in seiner Laufbahn als Arzt bemühte David sich mit aller Kraft, die Barrikade aus Angst zu

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