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Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer

Titel: Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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durchdringen und das Mädchen dahinter zu erreichen. Missys Fremdartigkeit nahm er gar nicht mehr wahr; ebenso hätte er zu einem verängstigten Kind gesprochen. Der spezifisch sexuelle Inhalt der Furcht, wortlos, aber deutlich zu erkennen, führte David zu einer völlig falschen Schlußfolgerung. »Missy, wenn du Angst vor uns hast, möchtest du dann, daß eine der Frauen, Dr. Shield vielleicht, kommt und bei dir bleibt?«
   Eine noch heftigere Explosion aus Wut und Angst brach wie ein Sturm in den Raum los. Missys Augen waren glasig, und als David die Decke anfaßte, durchzuckte seine Hand ein lähmender Schlag wie von elektrischem Strom.
   Jason versuchte noch einmal, vernünftig mit ihr zu reden. »Miss Gentry, das ist albern. Wie können wir Ihnen helfen, wie können wir auch nur Ihre Wunden verbinden - sehen Sie, Ihr Gesicht blutet immer noch -, wenn Sie es nicht zulassen?«
   »Es hat keinen Zweck, mit ihr zu argumentieren«, meinte David mit leiser Stimme. »Ich glaube, sie hört nicht einmal, was wir sagen, Jason.«
   Die Tür öffnete sich, und Keral erklärte in seiner schüchternen Art: »Dr. Allison, ich glaube, ich weiß, was mit Missy geschehen ist. Sie wissen doch, sie ist eine von meinem Volk, von meiner Rasse. Das ist etwas, das sie nicht verstehen. Ich will versuchen, ihren Geist zu erreichen… «
   Keral sah angespannt aus, und David spürte seine Angst, die der Missys glich, wie Statik im Raum: Es ist der Wahnsinn der Veränderung… und wenn sie auf einer anderen Welt aufgewachsen ist und nicht weiß, daß so etwas geschehen kann, wenn es ohne ihr Wissen über sie kam…
   »Hör mich«, hauchte er. »Sei mit mir, Missy. Ich bin nicht dein Feind. Ich bin von deinem eigenen Volk… «
   Sie sank zurück. Ihre Augen waren immer noch glasig, aber ihr Körper erschlaffte. Ihr Atem kam und ging in einem harten, tödlichen Rasseln. David wußte, daß sie Keral hörte, auch wenn die Augen nichts verrieten. Kerals Stimme zitterte. Er mußte sich gewaltsam zusammennehmen, und doch lag eine Zartheit in seinem Ton, die beiden Zuhörern schmerzlich die Einsamkeit des Chieri bewußt machten.
   »Missy. Öffne deinen Geist und hör mich an. Ich kann dir helfen; du brauchst mich nicht zu fürchten, verirrter Nestling von unserer Welt, kleine Schwester, kleiner Bruder, kleiner verlorener Vogel… «
   Missys starrende Augen flackerten. Sie holte laut schluchzend Atem.
   Und dann explodierte das Zimmer. Keral schrie auf vor Qual und schlug wild auf die Flammen, die unter seinen Händen hochschossen. Wieder tobte ein Sturm los. Er kippte den Rollwagen mit den Verbänden und Instrumenten um; Metall klirrte, Glas splitterte. David duckte sich vor fliegenden Glassplittern, Jason brüllte etwas…
   Keral wich mit bleichem Gesicht zurück und preßte die verbrannten Hände in stummem Schmerz zusammen. Heiser flüsterte er: »Ich kann sie nicht erreichen, sie ist wahnsinnig… holt Desideria, sie versteht, mit Missy umzugehen… «
   Sie eilten auf den Flur hinaus und knallten die Tür hinter dem Chaos im Zimmer zu. Dann sahen sie sich entsetzt und deprimiert an. Die anderen drängten sich mit besorgten Fragen um sie. Jason winkte Desideria und fragte kurz: »Wie bändigst du einen verrückten Poltergeist? Regis, du bist der Experte; was tut ihr, wenn einer von euren Leuten zum Berserker wird?«
   »Mir ist bisher noch nie einer vorgekommen«, sagte Regis. »David, du kümmerst dich um Keral, er ist verletzt - Desideria, kannst du sie zur Ruhe bringen?«
   Linnea, die still am Rand der Gruppe stand, erbot sich: »Laß mich dir helfen, Großmutter. Wenn zwei Bewahrerinnen es nicht schaffen, eine Wahnsinnige zu bändigen, warum sind wir dann hier?«
   Jason trat zur Seite, damit die beiden Frauen ins Zimmer konnten. David zog Keral mit sich hinein. Schließlich war dies die Notaufnahme und der einzige Ort, wo es Verbandzeug und Medikamente für die Brandwunden an Kerals Händen gab. Wißbegierig sah er zu, wie Desideria und Linnea ein paar Schritte vor Missys Bett stehenblieben und sich an den Händen faßten. Desiderias schneeweiße Haarkrone und Linneas flammendes Kupferhaar waren dicht nebeneinander, und die starke Ähnlichkeit zwischen den beiden Frauen vermittelte einen merkwürdigen Eindruck von Macht. Zwei Paare grauer Augen, denen Missys so sehr gleichend, fokussierten sich wie ein sichtbarer Lichtstrahl…
   David bückte sich, richtete den Rollwagen auf, schob

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