Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer
exquisiter Schönheit. Massen von silbrigem Haar fielen ihr offen wie eine Wolke um das schmale Gesicht, und sie sah ihn mit unergründlichen, leuchtenden grauen Augen an. Die Wirkung dieser Augen war derart, daß er in Verwirrung geriet und später nie erklären konnte, warum er auf sie zugegangen war, als stehe er unter einem Bann. Er war kein Anfänger bei Frauen - das war bei einem Schiffsoffizier gar nicht vorstellbar, besonders nicht bei einem, auf dessen Streifen sieben kleine Edelsteine vom Dienst auf sieben Planeten sprachen. Aber er fand fast keine Worte, er konnte nur wie ein verlegener Jüngling fragen: »Frierst du nicht? In dem leichten Kleid, auf einem solchen Planeten?«
Missy lächelte geheimnisvoll. »Ich friere nie«, antwortete sie, »aber ich bin sicher, wir könnten einen wärmeren Ort finden als diesen hier.«
Später fragte er sich, warum ihm ein so primitiver Eröffnungszug im Zauber des Glanzes, der sie umfloß, neu und seltsam faszinierend vorgekommen war. Während der ganzen nächsten Stunde, an die er sich kaum erinnern konnte, blieb er unter diesem Zauber, und hingerissen folgte er ihr durch die dunklen Straßen in das trostlose kleine Zimmer. Sie hatte nichts von ihm verlangt. Lange Erfahrung hatte sie gelehrt, daß die Männer hinterher bereitwilliger, großzügiger waren. Sie wußte nicht warum, sie schrieb es dem merkwürdigen Glanz zu, den sie bei solchen Gelegenheiten um sich zu werfen vermochte. Auch zweifelte sie nicht ernstlich daran, daß sie ihn hinterher überreden konnte, sie an Bord seines Schiffes zu schmuggeln. Nicht weniger als zehnmal hatte ein Schiffsoffizier oder -kapitän seine Karriere aufs Spiel gesetzt, indem er das tat, und ihr dann für das Privileg gedankt. Ihr war es ein Balsam und ein Trost, in ihrem Inneren sein Begehren, sein drängendes Verlangen zu spüren - nach ihrem Mißerfolg bei David (war Keral daran schuld?) brauchte sie die Selbstbestätigung, um das schreckliche Gefühl zu verbannen, daß sie sich veränderte, sich selbst fremd wurde.
Seine Hände, seine Berührung, sein Mund auf dem ihren wurden fordernd. Sie legte sich zurück und gestattete ihm, daß er sie entkleidete. Ihre Augen waren riesengroß und leuchtend, und der Schiffsoffizier bewegte sich wie ein Mann in einem Traum. Unsicher, zitternd vor Erregung streifte er ihr die leichte Seidenwäsche ab…
Und dann schlugen seine rauhen Hände zu, schleuderten Missy durchs halbe Zimmer, und seine harte, plötzlich wütende Stimme war krank vor Enttäuschung und Abscheu:
»Verdammter, dreckiger, stinkender Perverser! Lausiger Bastard von einem Ombrédin - ich habe gehört, Darkover sei voll von euch gottverdammten Läusen, aber gesehen habe ich nie einen… «
Angst schlug ihre eisigen Krallen in Missys Herz. In dem gesprungenen, unklaren Spiegel hatte sie bisher kaum ihr Gesicht gesehen, aber nun gab er mit gnadenloser Schärfe ihren nackten Körper zurück, die unglaublichen, wahnsinnigen Veränderungen daran. Sie sah den nackten, tobenden Mann mit erhobenen Fäusten auf sich zukommen und duckte sich, immer noch ungläubig.
Das konnte nicht geschehen! Das war unmöglich! Und in einem Anfall von Unlogik: Irgendwie hat mir Keral das angetan… Sie starrte nach unten, die Pupillen so erweitert, daß die Augen schwarz wirkten, hinunter auf ihren eigenen Körper, als sei sie im Spiegel eines verrückten Vergnügungsparks gefangen, der nicht die ihr vertraute Gestalt, sondern ein noch unentwickeltes und doch unmißverständliches Abbild der Merkmale des Wüterichs vor ihr wiedergab: Die Brüste waren noch vorhanden, aber geschrumpft, und unten ragte klein, aber unübersehbar ein rosiges männliches Glied vor…
Missy kreischte, weniger vor Schmerz als vor Entsetzen. Sie kreischte von neuem, als die Fäuste des Mannes ihr Gesicht trafen, riß unsicher die schlanken Hände hoch, um es zu schützen. Sie verstand die Schimpfwörter nicht einmal, die er über sie ausgoß, ihre Ohren nahmen sie nicht auf. Nur mit ein paar schwachen Bewegungen versuchte sie, die wilden, brutalen Schläge abzuwehren. Sie spürte Blut aus ihrer Lippe hervorsprudeln, fühlte eine Rippe unter seinem Tritt brechen.
Und dann wurde Missy wahnsinnig.
Irgendwie hatte sie immer gewußt, daß sie stärker war als jede andere Frau. Es war Teil ihrer körperlichen Abnormität; sie hatte nie die geringste Angst vor einer Vergewaltigung gehabt und sich bei verschiedenen Anlässen in
Weitere Kostenlose Bücher