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Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer

Titel: Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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die verstreuten Instrumente aus dem Weg, drückte Keral auf einen Stuhl nieder und suchte in einem Schrank nach Brandsalbe - Gott sei Dank für die standardisierten Etiketten, darkovanische Schrift wäre im Augenblick zuviel für mich! schoß es ihm durch den Kopf, als er das bekannte Flammensymbol auf einem Päckchen mit Betäubungsspray erspähte. Vorsichtig öffnete er Kerals verkrampfte Finger und zog bestürzt die Luft ein. Die Handflächen waren voller Blasen. Hinter sich spürte David die Spannung im Raum. Missy kämpfte wortlos, zitternd gegen den vereinigten Druck der beiden Frauen an…
   Desideria erklärte kalt: »Tu, was du tun mußt, Jason. Sie wird ruhig bleiben.«
   Linnea holte tief Atem. »0 Großmutter, nein… o Evanda, habe Erbarmen! Das arme Ding… «
   David zog die Verbände an Kerals Händen fest. Er benetzte seine Lippen. »Das wird in ein oder zwei Tagen heilen, Keral. Ein bleibender Schaden ist nicht angerichtet. Bist du in Ordnung? Fühlst du dich schwach?« Das Chieri war totenbleich, sein Mund zuckte. David war schrecklich wütend auf Missy und mußte sich mit aller Gewalt zusammennehmen. Und als Jason ihn bat: »David, wenn du fertig bist, hilf mir hier«, versuchte er, professionelle Ruhe wie einen Mantel über seine Furcht und seinen Zorn zu legen.
   Jason zog die Decke weg, und es war deutlich zu sehen, daß er fast zurückgesprungen wäre. Aber diesmal lag Missy still. Sie wirkte halb bewußtlos. Jason entblößte den schlanken Oberarm und stieß eine Nadel in das schlaffe Fleisch. Nach einem Augenblick der Spannung schlossen sich Missys Augen, und sie begann in langen, schläfrigen Zügen zu atmen.
   Jason wandte sich an die Frauen: »Das wird sie ruhig halten. Danke; sie hätte uns alle drei töten können.« Grübelnd sah er sie an. Der Konflikt zwischen der ärztlichen Ethik - man untersucht keinen Patienten vor den Augen von Außenseitern - und die Abneigung, mit der gefährlichen Patientin alleingelassen zu werden, fochten einen deutlichen Kampf in seinem Gesicht aus.
   David riet: »Laß sie bleiben, Jason. Sie wissen mehr über Telepathen - und über fremde Lebewesen - als wir.«
   Seltsam losgelöst sah er Jason zu, der Missy auszog. Mitleid überkam ihn. Kein Wunder, daß die Veränderung sie verrückt gemacht hatte; ihr eigener Körper war zu einem fremden und furchterregenden Ding geworden… aber er unterdrückte diese völlig subjektive Empathie (Keral! Was hatte das mit Keral zu tun?) und versuchte, die neuen Merkmale mit kühler Wissenschaftlichkeit festzustellen.
   Die Brüste hatten sich in Umfang und Form entschieden verändert. Natürlich waren sie nie groß gewesen, nicht viel größer als die eines Mädchens von zwölf. Trotzdem war der Unterschied auffallend. Die Textur der Haut schien auch anders zu sein, obwohl er sich da nicht ganz sicher war. Sie hatte allen Glanz verloren. Das merkte er, als er Jason half, die Schnittwunden und Abschürfungen zu reinigen. Die Umwandlung der Genitalien war deutlicher. Schon vorher war Missy ein weibliches Wesen mit kleinen Anomalien gewesen. Jetzt hätte jeder sie auf den ersten Blick für männlich gehalten. Für einen etwas unterentwickelten Mann, ja, aber trotzdem zweifellos männlichen Geschlechts. Armes Kind, was war ihr da Gräßliches widerfahren! Ihr? Aus Gewohnheit dachte er an Missy immer noch als an ein Mädchen, und als ihm Conner einfiel, begann sein Gesicht zu brennen, so entsetzte er sich für ihn. Hier tut mir Missy leid, aber wie soll ich Conner erklären, daß sein Mädchen nicht einmal ein Mädchen ist?
   »Da haben wir eine verdammt große Büchse mit Würmern aufgemacht«, bemerkte Jason Stunden später. Missy lag immer noch still in ihrem Betäubungsschlaf. David blätterte die Seiten des medizinischen Berichts um, den er gerade las. Massive Schwankungen, noch andauernd und wahrscheinlich unstabil, zwischen männlichen und weiblichen Hormonen - kein Wunder, daß das Ergebnis emotionale Instabilität gewesen war! »Ob wohl alle Chieri so sind? Du bist Kerals Freund; vielleicht kannst du ihn dazu bringen, daß er dir die ganze Geschichte erzählt. Hat er nicht gesagt, die Chieri seien vor Tausenden von Jahren auf der Suche nach einem Weg, ihre Rasse zu retten, in den Raum gezogen und dann zum Sterben nach Hause gekommen? Offenbar ist Missy eine von ihnen, die verlorengegangen ist, irgendwie und irgendwo. Hat wahrscheinlich gar nicht gewußt, was sie ist - zum Teufel, wenn

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