Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer
geschehen ist.«
Schon vorher hatte David Furcht in Kerals Gesicht gesehen. Jetzt war es nacktes Entsetzen, das sich in dem Gesicht des Chieri widerspiegelte.
David bemühte sich, sachlich zu sprechen. »Glaubst du, es ist Missy, auf die du reagierst? Biologisch, meine ich, auf die einfache Tatsache, daß du zum ersten Mal in Gesellschaft eines geschlechtsreifen Mitglieds deiner eigenen Rasse bist?« Es wäre, so erkannte er erschrocken, eine perfekte und einfache Lösung. Diese beiden, die letzten ihrer Rasse, könnten einen neuen Anfang machen…
»Nein.« Kerals Stimme verriet seinen Abscheu. »Das ist unmöglich bei mir. Es ist einer der Gründe, warum mein Volk ausstirbt, und doch… wir sind von Anfang an falsch konstruiert gewesen. Ich habe die Geschichte oft genug gehört. Der Sexualtrieb ist zu schwach, die… die Sensibilität zu stark. Ich habe kein Recht, Missy zu verurteilen, da ich ihr Schicksal kenne. Ich habe Mitleid mit ihr. Ich habe so viel Mitleid mit ihr, daß ich fast krank davon bin. Wenn ich mir vorstelle, wie schrecklich es für sie gewesen sein muß… Des Überlebens wegen war sie dazu gezwungen, ihre Gaben nur zu benutzen, um fremde Männer mit ihrem Körper zu faszinieren! Aber sie ist, was sie durch ihr Leben geworden ist, und ich… ich bringe es nicht fertig, dem nahe zu kommen.«
David fiel etwas ein, das Regis gesagt hatte, und mit immer noch etwas Bitterkeit erinnerte er sich an seine eigene Jugend. »Ich nehme an, das ist so das übliche bei Telepathen. Es kommt selten vor, daß sie - sexuell - etwas mit solchen zu tun haben, die dieses - Bewußtsein in der Intimität nicht erwidern können. Ich habe eine scheußliche Zeit durchgemacht, und als Folge davon… « - er lachte ein bißchen - »… sind meine eigenen Erfahrungen mit Frauen - sagen wir minimal. Ein paar Experimente - und ich habe ihnen mehr oder weniger abgeschworen. Bei Conner muß es noch schlimmer gewesen sein - bis er Missy fand. Er hielt es überhaupt nicht aus, mit anderen Leuten zusammen zu sein, und sie war die erste, die ihn ertrug.«
»Es ist sicher schwer für dich gewesen«, sagte Keral mit diesem sofortigen Verständnis für eine Emotion, das für David etwas so Neues und so Willkommenes war.
»Ich muß gestehen, es ist mir in letzter Zeit durch den Kopf gegangen: Wenn es hier auf Darkover Telepathen gibt, mag es auch Frauen geben, die fähig sind… « David errötete leicht. »Nicht daß ich viel Zeit hätte, darüber nachzudenken, aber wenn ich Regis mit diesem Mädchen sehe, das kürzlich sein Kind geboren hat - und jetzt mit Linnea, man merkt sofort, daß sie sich beide sehr lieben… « Wieder lachte er verlegen. »Wenn man unter Telepathen lebt, kann man nicht umhin, seine Einstellung in gewissen Dingen zu ändern. Ich meine, Sex wird zu einer so offenkundigen Sache. Keral, ist es dir unangenehm, darüber zu sprechen? Gott helfe mir, ich bin mir nicht einmal sicher, ob du ein Mann oder eine Frau bist!«
Keral hielt seinem Blick ruhig stand. »Wie alle meines Volkes. Beides. Wir - verändern uns, wie die Gelegenheit es erfordert. Und, wie ich sagte, wenn wir - zusammenkommen, muß das Gefühl sehr stark beteiligt sein, sonst - in eurer Sprache bin ich immer noch nicht sicher, aber ich habe etwas über eure Technik gelernt - sonst kann keine Befruchtung stattfinden. Oh, wir haben alles versucht, was sich da anbietet, David. Künstliche Befruchtung. Unsere Frauen, oder vielmehr die von uns, die sich in der weiblichen Phase befanden, paarten sich unter Drogen, die ihr Bewußtsein betäubten, mit Männern von anderen Rassen in der verzweifelten Hoffnung… «
»Und ihr konntet euch nicht mit anderen Rassen kreuzen?«
»Nicht - willkürlich«, antwortete Keral, »obwohl es hier auf Darkover Legenden gibt… es heißt, die Comyn-Telepathen haben Chieri-Blut. In einer Legende hat eine Frau unseres Volkes… du hast Missy gesehen… «
»Ja. Sie veränderte sich, und du meinst, der Kontakt mit dir habe es ausgelöst. Sie war in der - weiblichen Phase, sagst du? Aber du… «
»Ich glaube, ausgelöst wurde die Veränderung durch den Kontakt mit Conner«, erwiderte Keral. »Nach dieser ganzen Zeit mit Männern, die Fremde für sie waren, fast wie Tiere, riß die erste Begegnung mit jemandem, der ihre Gedanken und Gefühle erreichen konnte, sie aus der Phase, die wir emmasca , Neutrum, nennen. In der Neutrumsphase hätte sie - passiv - Geschlechtsverkehr mit
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