Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer
einen dunklen Vorhang lugte, und wurde sofort wieder von Schichten anderer Erinnerungen zugedeckt. Scham, Entsetzen, Qual, Wahnsinn wurden zugedeckt mit Entschlossenheit, Härte, Zorn auf diese sich mehrenden Rassen, die lebten und sterben würden. Sogar die seit hundert Jahren vergessene Schuld.
Ich verdiene es nicht, unter meiner eigenen Sonne zu sterben…
Sie hatte ihre Assistenten entlassen und sie gut dafür bezahlt, daß sie in fernen Teilen der Galaxis verschwanden und verschwunden blieben. Sie hatte das Geschäft des Planetenvernichtens zur schönen Kunst erhoben, und sie war perfekt darin, daß zu der Zeit, wenn der Schaden festgestellt wurde, alle ihre Handlanger auf hundert Planeten über unzählbare Lichtjahre verteilt waren und niemals aufgespürt und identifiziert werden konnten, um Zeugnis abzulegen. Jetzt waren sie fort, niemand außer ihr wußte, welche Maßnahmen getroffen worden waren, und nichts wies auf sie als die Urheberin hin. Nur mit Verachtung dachte sie an die einzige vorhandene Verbindung, die beiden Freien Amazonen, die gesehen hatten, wie sie den sterilisierenden Virus vergrub. Einfache Frauen, die nichts ahnten!
So blieb sie von Tag zu Tag und von Woche zu Woche und redete sich ein, wenn die Frühlingsschmelze käme, werde sie abreisen. Die alte Liebe zu ihrer eigenen Sonne, ihrem eigenen Himmel konnte sie auf einer ruinierten Welt nicht in Versuchung bringen, dazubleiben und den Planeten sterben zu sehen.
Sei nicht sentimental. Er wird nicht sterben, er wird als blühender Markt des Imperiums in eine neue Lebensphase eintreten. Das ist anderen Planeten auch so ergangen, und es ist nichts Ungewöhnliches dabei.
Es war eine tiefeingewurzelte Gewohnheit von ihr, an jedem Ort, wo sie sich aufhielt, Spione zu beschäftigen und gut zu bezahlen. Etwa drei Wochen lag der Winterschnee, als einer von ihnen mit vage beunruhigenden Nachrichten zu ihr kam.
»In dieser Jahreszeit ist wenig Verkehr«, berichtete er ihr, »aber überall in den Bergen ziehen Karawanen. Und bei jeder sind zwei, drei, fünf von der Telepathen-Kaste. Sie scheinen alle auf Thendara zuzuhalten, auf die alte Comyn-Burg, die leersteht, seit der Comyn-Rat vor fünf oder zehn Jahren zerfiel. Ich weiß nicht, was das zu bedeuten hat, aber Ihr wolltet doch alles erfahren, was mit der Telepathen-Kaste zusammenhängt.«
Andrea dachte nach. Anderswo hatte sie das Gerücht gehört, das Terranische HQ suche in der ganzen Galaxis nach operanten Telepathen. Sie hatte sogar mit dem zynischen Gedanken gespielt, hinzugehen und sich ihnen selbst zum Studium anzubieten. Da würden sie einige Überraschungen erleben! Die schon zum Instinkt gewordene Gewohnheit, die Existenz ihrer Rasse vor anderen Wesen geheimzuhalten, hatte diese Idee ein kurzes Spiel bleiben lassen. Auf jeden Fall waren alle anderen ihrer Art lange tot, lange verschwunden - warum sollte sie jetzt noch auf sie aufmerksam machen?
Doch wenn irgendwer fähig war, herauszufinden, was mit Darkover geschah, dann diese Telepathen. Mit einem seltsamen, fast persönlichen Haß dachte sie an Regis Hastur. Wie war es diesem jungen Mann gelungen, vierzehn Attentätern hintereinander zu entkommen? War es möglich, daß sie die Comyn-Telepathen unterschätzt hatte?
Eins stand fest: Wenn sie sich, aus welchem Grund auch immer, alle an einem Ort vereinigten, bildeten sie ein bequemes Ziel.
Jetzt konnte sie ihre Arbeit zu einem genialen Abschluß bringen, warten, bis sie alle versammelt waren, und mit einem endgültigen Streich Darkover von dem letzten Hindernis befreien, ein weiteres Glied in der Kette der Imperiumsplaneten zu werden.
Auch wenn ihr alle Hilfsmittel der Gesellschaft für Planetenvernichtung zur Verfügung standen, erforderte ein Massenmord in diesem Umfang Zeit und Planung. Nun, sie hatte den ganzen, langen, bitteren darkovanischen Winter, um ihn zu planen.
Stunde um Stunde saß sie an ihrem Fenster und betrachtete die Schneestürme und die fernen Berge. Und hinter diesen Bergen kamen weitere Berge und weitere Wälder, und in diesen Wäldern…
Nichts. Niemand. Nur Tod und Verwüstung. Nicht einer war mehr am Leben. Bis auf mich, und das auch nicht mehr lange.
Das Isolierungszeichen war immer noch an Missys Zimmer, und das Krankenhauspersonal war es müde geworden, Conner immer wieder zu sagen: »Tut mir leid. Keine Besucher für diese Patientin.«
Conner war mit seiner Geduld am Ende. Am siebten Tag
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