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Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer

Titel: Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sehen. Offenbar war Sex unter Telepathen nicht so ganz ohne Tabus, wie er geglaubt hatte. Im stillen überlegte er, daß trotz des starken Tabus gegen homosexuelles Verhalten in terranischen Kulturen er sich oft mit seinen männlichen Freunden im Krankenhaus enger verbunden gefühlt hatte als mit den meisten Frauen.
   - Du stellst den Rapport schnell her , kam es von Regis. Ich bin nicht homosexuell!
   Würde es so viel ausmachen, wenn du es wärest? Rasch fing Regis sie alle mit dem Netz des Rapports ein. Conner und Missy, deren Finger leicht ineinander verflochten waren, hell und dunkel, trugen eine merkwürdige bittersüße Note zu dem Kontakt bei. Von Desideria ging Wärme aus: Ich liebe euch alle, obwohl keiner von euch mich je berührt hat oder berühren wird. Keral war immer noch voller Widerstreben und Furcht…
   - Die Vorspiele der Liebe… wie soll dieser tote Punkt überwunden werden…
   Lange Zeit herrschte Schweigen. Schneeflocken schlugen weich gegen die Fensterscheiben, und ein stummer Wind wirbelte weiß vor der Dunkelheit. In Kerals Geist war das Bild von einem Wald, der friedlich unter dem Schnee lag, leichte Gestalten schwebten im Schneeflockentanz unter den kahlen Bäumen dahin… einen Augenblick lang sahen und spürten sie es alle.
   Dann sagte Regis mit leiser Stimme:
   »In meinem Volk heißt es, wenn Männer mit Männern oder Frauen mit Frauen in Liebe zusammenkommen - wir nennen es die donas amizu , das Geschenk der Freunde -, ist es die Erkenntnis einer tieferen Wahrheit. Daß in jeder Frau ein Mann, in jedem Mann eine Frau versteckt ist. Und diesem inneren Selbst, dem Gegenpol des eigenen, gibt man seine Liebe.«
   »Der animus und die anima «, murmelte Jason.
   »Und bei den Chieri«, meinte Missy nachdenklich, »ist die innere Seite nicht versteckt; sie liegt näher an der Oberfläche. Auch mir ist das neu… «
   - aber nichts, dessentwegen man sich schämen müßte.
   Und wieder vereinigten sich ihrer aller Gedanken. David erkannte plötzlich, daß er seine eigene Wahrheit gefunden hatte. Mann oder Frau? Er berührte Conner für einen Augenblick und nahm ein ähnliches Gefühl des Nachhausekommens wahr, spürte Linnea wie eine Blume in seinem Bewußtsein blühen, streckte seine Hände nach ihr aus, zog sie an sich und küßte sie, fühlte sich selbst kurz von Jason umarmt, teilte dies mit dem einen und jenes mit dem anderen. Missy flammte wie ein Komet durch sein Bewußtsein. Diese Wärme und Liebe, das war Desideria. Und dann kehrte er glücklich zu Keral zurück.
   Auch wenn sie immer noch ängstlich waren, würden Keral und er den toten Punkt aus Scham und Furcht überwinden und irgendwie einen Weg zueinander entdecken.
   Der Rapport löste sich auf, und sie waren getrennt. Aber David wußte, daß er nie wieder allein sein würde.

Sie brachen auf, und jeder für sich mußte in Gedanken lachen, als er Linneas scherzhaften Protest hörte:
   »Ich liebe deinen Verwandten, Regis, aber muß er uns überall folgen, wohin wir auch gehen? Wird Danilo zu unsern Füßen schlafen? Können wir nie allein sein?«
   Und die schnelle, ernüchternde Antwort: »Möchtest du, daß dich Meloras Schicksal trifft? Allein?«
   Und während die letzten Fetzen des Kontakts zerflatterten, klang ein Gedanke auf, daß es Dinge gibt, die nicht einmal ein Leibwächter tun kann.

13
Sie trennten sich still, ohne sich zu verabschieden (wozu? Sie wußten, daß sie nun immer zusammen sein würden). David und Keral gingen durch die Stadt nach Hause. Die Lichter des Terranischen HQ leiteten sie wie ein weißer Turm vor dem sich aufklärenden dunklen Himmel. Sie hielten sich leicht bei den Händen, aber keiner von ihnen sprach. Erst als sie die Tore des Raumhafens hinter sich hatten, erklärte Keral, als beantworte er eine Frage Davids: »Mich kümmert es jetzt nicht mehr, ob sie es wissen.«
   »Mich auch nicht.«
   »Der Kontakt mit Conner hat Missy aus dem schlimmsten Wahnsinn der Veränderung zurückgeholt.«
   Dann schwiegen sie wieder und stiegen zu Davids Zimmer hinauf. Es hatte bereits die Vertrautheit eines Heims gewonnen.
   David machte von seinem Privileg Gebrauch und ließ sich das Abendessen bringen. Sie aßen, und immer stärker wurde das Gefühl, miteinander isoliert zu sein. Der rings um sie fallende Schnee trug dazu bei. Keral war in der fröhlichsten Stimmung, und das war ansteckend. Alles, was einer von ihnen sagte, schien witzig zu

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