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Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer

Titel: Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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sein. Immer wieder brachen sie in Lachstürme aus. War nicht schon ihre Anwesenheit auf ernste Weise komisch? Wovor hatten sie Angst gehabt? David merkte, daß er gefährlich nahe an den Rand der Betrunkenheit geraten war und schob ein drittes Glas von dem süßen, hellen Wein der darkovanischen Berge zurück. Keral folgte seinem Beispiel. »Ich habe nicht versucht, dich betrunken zu machen, David, aber kommt es darauf an, ob wir uns betrinken?«
   »Nur insofern, daß ich mir über die Wirkungen des Alkohols auf deinen Metabolismus nicht klar bin - und zu verdammt klar über die Wirkungen auf meinen!« lachte David. »Auf keinen Fall möchte ich etwas verderben, weil ich durch den vielen Wein wirr im Kopf bin.«
   »Bedeutet es dir so viel, alles exakt definiert zu haben? Vielleicht sollen die Dinge gar nicht so deutlich sein. Es wäre vielleicht gut, wenn sich die Kanten ein bißchen verwischten.« Keral kam zu David, beugte sich nieder und nahm Davids Kopf zwischen seine Hände. Es war eine seltsame und, wie David sofort erfaßte, eine ungewöhnliche und intime Geste. Keral flüsterte: »Schließlich ist es nur dann ungefährlich, in die Sonne zu sehen, wenn man es durch berußte Gläser tut.«
   »Dafür ist es mir zu ernst.«
   »Und du meinst, mir sei es nicht ernst?« Keral drückte David den Kopf in den Nacken, ihre Blicke begegneten sich, und irgend etwas in David riß auf. Er lebte nun schon seit Wochen damit, doch plötzlich war es kristallklar und ohne das gnädige Verwischen: Begehren und Zärtlichkeit, zu eng miteinander verflochten, um es voneinander zu unterscheiden. Keral sagte: »Wenn es für mich nicht ernster wäre, als du dir überhaupt vorstellen kannst - dann wäre ich gar nicht hier.«
   Er ließ sich auf den Fußboden sinken und legte seinen Kopf auf Davids Knie. Sein langes Haar fühlte sich weich und fein an. Ein leichter Schauer überlief ihn. David hätte ihn so gern in die Arme genommen, aber sein Verstand sagte ihm, daß er warten mußte. Für Keral würde dies ein langsam dem Höhepunkt zustrebender Prozeß sein, den jeder Schock möglicherweise aufhalten oder abbrechen mochte.
   Keral hob den Blick, und David, der den Gesichtsausdruck des Chieri jetzt genau deuten konnte, sah, daß ihm die Tränen nahestanden.
   »Ich habe Angst, David. Missy lag in den Armen eines Mannes, als die Veränderung über sie kam, und es nahm die falsche Richtung. Wie können wir sicher sein?«
   David geriet darüber beinahe in Panik. Keral war überzeugt gewesen, alles würde gutgehen. Wenn er seine Zuversicht verlor, was lag dann vor ihnen?
   Aber vielleicht war das unvermeidlich. Während die Persönlichkeit zwischen dem Männlichen und dem Weiblichen, dem Aktiven und dem Passiven schwankte, mußte es einige drastische Hormonstörungen geben. (David stellte fest, daß es ihn beruhigte, auf klinische Weise darüber nachzudenken.) Es machte Keral unsicher und labil. Allein das Wissen um die Unausweichlichkeit des Vorgangs erschütterte ihn. Er hatte etwas in Gang gebracht, das er nicht mehr ändern oder kontrollieren konnte… so unvermeidlich und drastisch wie eine Geburt…
   David dachte: Die Benutzung des männlichen Pronomens gehört wahrscheinlich auch zu dem, was mich stört. Soviel Mühe er sich auch gab, er konnte in Keral keine Frau sehen, ebenso wenig wie er Missy als männliches Wesen empfand, obwohl er sie tatsächlich als männliches Wesen gesehen hatte.
   Und doch war Weiblichkeit in Keral…
   Die versteckte Frau…
   Er mußte sie akzeptieren, ihr helfen, an die Oberfläche zu kommen.
   David beugte sich über Keral und wiederholte Kerals Geste, indem er seine Hände an das zarte, blasse Gesicht legte. »Fürchte dich nicht. Ich will versuchen, nicht… nicht schneller zu gehen, als du folgen kannst.«
   Keral lächelte, antwortete jedoch nicht. David ging im Geist sein Wissen um die fremde Physis durch. Kerals augenblickliche neutrale Phase, in der das Männliche noch leicht vorherrschte, würde sich, wenn der Stimulus stark genug war - und dies war ein großes Wenn -, wenn die psychischen und physischen Stimuli alle im Gleichgewicht waren, langsam in die weibliche Phase verwandeln: Hormone, Genitalien, Psyche.
   Vom rein Körperlichen her mußte ein Geschlechtsverkehr möglich sein, sogar jetzt schon. Das war alles, was sie wußten. Soviel ihnen von der Anatomie bekannt war, gab es keinen Grund, warum das nicht möglich sein sollte.
  

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