Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer
eingefallen, die telepathischen Gene gezielt zu züchten. Die Folge ist, daß die Telepathen-Familien sich mit anderen vermischt haben, bis die Gaben kaum noch auftraten, und die anderen haben wieder zuviel Inzucht getrieben, so daß bedauerliche rezessive Merkmale zum Vorschein kommen.«
»Das ist richtig«, pflichtete Jason ihm bei. »Nun, vielleicht bringt dies Treffen ein Ergebnis.« Damit passierten sie die hohen Tore der alten Burg. Die diensttuenden Wachposten sahen die beiden terranischen Arzte in ihren weißen Uniformen schief an, ließen sie jedoch durch. In den Gängen, die wie bei den meisten darkovanischen Gebäuden aus hellem, durchscheinendem Stein mit farbigen Lichtern hinter den Paneelen bestanden, sagte ihnen ein Diener, Lord Hastur habe Anweisung gegeben, sie in die Ratskammer zu führen.
David wußte bereits, daß Regis’ Befehl, jeden auf Darkover bekannten Telepathen nach Thendara zu bringen, zweihundertunddreißig erwachsene Männer und Frauen - was auf Darkover älter als fünfzehn Jahre bedeutete - hergeführt hatte. Rund hundert weitere hatten wegen ungünstiger Wetterverhältnisse, hohen Alters oder Krankheit nicht reisen können, und ein paar Frauen wegen weit fortgeschrittener Schwangerschaft. Das war keine große Anzahl für eine Bevölkerung von ein paar Millionen - eine Volkszählung war auf Darkover nie durchgeführt worden. David kannte die alten Schätzungen; früher hatte etwa jeder Hundertste meßbare telepathische Gaben gezeigt.
Regis ließ sie nicht lange im Zweifel, warum er sie zusammengerufen hatte. Nachdem er ein paar der bekannten Probleme zusammengefaßt und sie gebeten hatte, an dem von den Terranern unterstützten Projekt mitzuarbeiten, bei dem ihre Gaben gemessen und diejenigen, die latent waren, ausgebildet werden sollten, brach er die formelle Ansprache ab und verließ die hohe Rednerplattform.
David war oft genug mit ihm in Kontakt gewesen, um seine Hingabe an sein Amt zu kennen, aber für eine Führerpersönlichkeit hatte er ihn eigentlich nicht gehalten. Regis hatte auf ihn den Eindruck eines stillen, ziemlich schüchternen jungen Mannes gemacht, der gegen seinen Willen in eine Machtposition geschoben worden war und kein Vergnügen daran fand. Regis war nicht besonders groß, nicht einmal für einen Darkovaner - sie waren keine hochgewachsene Rasse. Er maß etwa fünf Fuß neun Zoll, und obwohl er feine Gesichtszüge besaß und das schneeweiße Haar ihn distinguiert erscheinen ließ, hätte er normalerweise nie aller Augen auf sich gezogen. Aber jetzt spürte David, daß Regis bei seiner Ansprache von einer Autorität Gebrauch machte, die über seine eigene Person hinausging.
»Unsere Welt wird von Verbrechern zerstört«, sagte er, »und ich kann euch nicht einmal drängen, Hilfe bei den Terranern zu suchen. Es mag besser sein, auf unsere Art zu sterben, als auf ihre Art zu leben. Nur glaube ich nicht, daß das unsere einzigen Alternativen sind. Unter den hunderttausend bewohnten Welten stellen wir etwas ganz Ungewöhnliches dar, und wir müssen bewahren, was wir haben.
Unsere traditionelle Regierungsform ist zusammengebrochen, und nichts Neues ist an ihre Stelle getreten. Das Terranische Imperium wartet nur darauf, dieses Vakuum zu besetzen.
Der Comyn und der Comyn-Rat, unsere alte Hierarchie, sind dahin. Ich bitte euch alle, mit mir einen neuen Rat zu bilden. Dieser Rat soll Darkover nicht regieren, sondern daran arbeiten, unsere Welt wiederherzustellen.
Hunderte von Jahren sind jene unter euch, die wie ich in Telepathen-Familien und -Kasten hineingeboren wurden, der Tradition gefolgt, ihre Gaben für das Wohl unserer Welt als Ganzes einzusetzen. Ihr habt euch geopfert und isoliert gelebt, ihr habt mit den Schirmen und Matrices gearbeitet, um uns mit einem Mindestmaß an Technik zu versorgen. Und diejenigen von euch, die in andere Familien und Kasten hineingeboren wurden, hat man als Außenseiter und Abnormitäten betrachtet, seltsam und unheimlich, und sie gleichzeitig verehrt und gefürchtet.
Ich fordere euch auf zum Zusammenschluß: Comyn und Volk, Bauer und Lord, Freie Amazone und Fremder, Talbewohner und Bergbewohner. Ich bitte euch, weiter für unser Volk zu arbeiten. Und im Augenblick bitte ich euch, eure Gaben den Terranern zur Verfügung zu stellen. Dafür werden wir die Hilfe bekommen, die wir zum Wiederaufbau unserer Welt benötigen. Aber ich gebe euch mein Wort, daß wir niemals eine weitere
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