Darkover 22 - Die Weltenzerstoerer
hilflos schluchzte. Auch Keral weinte. Sie klammerten sich in einer Art blinder Panik aneinander. Endlich brachte David mühsam, ächzend heraus: »Was sollen wir tun? Was sollen wir tun?«
Langsam beruhigte Keral sich. Er drückte David an sich, seine Lippen lagen auf Davids Haar, und zum ersten Mal in dieser Nacht wurde sich David der Weichheit von Kerals Haut, der femininen Leichtigkeit seiner Berührung bewußt. Keral flüsterte ihm in seiner eigenen Sprache etwas zu, das David nicht verstand, doch es mußten Koseworte sein. Dann murmelte er: »David, mein Lieber, darauf hätten wir uns gefaßt machen müssen. Wir waren beide zu - zu angespannt, zu verkrampft. Vielleicht braucht die Liebe ein bißchen Wahnsinn. Weißt du nicht mehr, was du über Sackgassen gesagt hast?«
»Es ist also hoffnungslos?«
»Nein. Nein. Ein Fehler, keine Katastrophe. Wir hatten Angst und waren - nun, unsicher.« Er richtete sich auf, küßte David und strich ihm das Haar aus den Augen. »Bleib hier neben mir liegen, David. Wir hatten es beide zu eilig. Als müßten wir uns einer des anderen auf der Stelle vergewissern.«
»Ich schäme mich… « murmelte David.
»Vorher habe ich mich geschämt, aber es ist leichter für mich, wenn ich weiß, daß auch du dich fürchtest«, erklärte Keral einfach. »Du wirktest so selbstsicher, ich fragte mich, ob du überhaupt eine Ahnung hättest, wie schwer es für mich war… «
»Ich habe nur so getan«, flüsterte David an Kerals Hals. »Ich wollte dir Zuversicht einflößen.«
Allmählich beruhigten sie sich. Sie lagen dicht nebeneinander, spürten den Rhythmus ihrer Herzschläge. So war es schon einmal gewesen, erinnerte David sich, nur waren sie damals nicht so ehrlich miteinander. Wärme und Geborgenheit hatten ihr Werk getan. David spürte die neue Erektion, und Keral schmiegte sich vertrauensvoll an ihn. Lächelnd umarmte das Chieri ihn.
»Hab keine Angst. Wir können es versuchen.«
David konnte die Öffnung nicht gleich finden, und Keral mußte ihm helfen. Er. Sie. Verdammt, verdammt. Neue Furcht, Unbeholfenheit - ein scharfes Atemholen von Keral und eine Spannung, die David fast wieder hätte erschlaffen lassen. Dann merkte er, daß er eingedrungen war. Er widerstand dem Instinkt, sich zu bewegen, beherrschte sich und flüsterte:
»Keral?«
»Es ist gut… « Aber die Stimme war nur ein Hauch.
»Keine - Angst?«
»Ein bißchen, aber - mach weiter, ich möchte es… «
Es ging schwer, und anfangs mühten sie sich hilflos miteinander ab. Von neuem wurden sie von Angst gepackt. Keral schluchzte in einem letzten Aufflackern von Panik. Und plötzlich stellten sie fest, daß sie zueinander paßten, und David war so ungeheuer erleichtert, daß er wieder hätte in Tränen ausbrechen mögen. Er ruhte sich eine Minute aus, küßte das nasse Gesicht unter dem seinen, und dann verschwanden Spannung und Furcht vor den Fluten des Begehrens.
Sie umklammerten sich beinahe wild, sie lernten es, sich dem Rhythmus und den Bewegungen des anderen anzupassen. Keral schluchzte immer noch, aber nicht mehr aus Furcht. Und dann war es in einer betäubenden Lichtexplosion für David vorbei.
Als er wieder zu Atem gekommen war, beugte er sich nieder und küßte Keral. Zerknirscht spürte er seine Tränen und zog ihn an sich.
»Nicht weinen, da gibt es doch gar nichts zu weinen - nicht wahr? Habe ich dir so sehr weh getan? Ich habe versucht...«
»Nein, nein, weh getan hast du mir nicht, ich hatte so Angst, es würde wieder etwas schiefgehen, und jetzt - jetzt möchte ich weinen, lachen, fliegen… «
Schweigen herrschte, und draußen vor dem Fenster wisperte der weich fallende Schnee. David hatte gar nicht gemerkt, wie völlig die Fremdartigkeit verschwunden war, und doch war dies immer noch Keral. Er brachte es nicht fertig, in Keral eine Frau zu sehen - ach, zum Teufel! Warum mußte allem ein Etikett aufgeklebt werden? Keral war Keral, er liebte ihn, und sonst kümmerte ihn nichts. So schlief er in Kerals Armen ein.
14
An einem Tag spät im Winter guckte Jason ins Laboratorium und sagte: »David? Regis Hastur hat mir gerade eine Botschaft geschickt. Er möchte, daß wir alle zur Burg hinaufkommen. Warum, hat er nicht gesagt. Willst du mit mir gehen?«
David holte seinen dicksten Mantel - es war ein darkovanischer; die Mäntel, die er auf anderen Planeten getragen hatte, waren hier Sommerkleidung - und schloß sich
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