Darkover 23 - Asharas Rückkehr
Teufel mit diesem Ashara-Ding!
Ihr Zorn wirkte reinigend, beinahe erfrischend, obwohl sie dann noch erschöpfter war. Und das Fieber folgte ihren Zornausbrüchen, als wäre es eine Art besonderer Musik, die ihre Aufmerksamkeit forderte. Sie war überzeugt, das Fieber würde sie in Ruhe lassen, wenn sie aufhören könnte, wütend zu werden.
Es schien jedoch sehr vieles zu geben, worüber sie wütend werden konnte, als hätte sie sich allen Zorn ihres Lebens bis jetzt aufgehoben. Gelegentlich hörte sie, wie die Leronis ihr in Gedanken Recht gab, was zugleich tröstend und beängstigend war. Sie wollte niemanden in ihrem Geist haben, nie wieder! Margaret schrie sie jedes Mal an, wenn es passierte, allerdings konnte sie nie sagen, ob sie aus ihrer wunden Kehle oder in ihrem gequälten Geist schrie.
Manchmal listete sie alle Leute auf, denen sie böse war; das schien die Angst fern zu halten. Da war ihr Vater, und bei dem
geriet sie ins Grübeln. Sie wollte ihm verschiedene Dinge sagen, falls sie ihn je wieder sah, die alle weder freundlich noch respektvoll waren. Seltsamerweise war sie jedoch auf Lew Alton weniger wütend als auf andere - auf Thyra, auf den silber-äugigen Mann, dessen Namen sie nicht kannte, auf diesen Dyan Ardais, der sie an Ashara, ihre Peinigerin, ausgeliefert hatte, und am meisten auf Ivor, weil er gestorben war und sie allein gelassen hatte. Sie hasste es, auf Ivor wütend zu sein, auch wenn ihr Zorn ihn nicht mehr verletzen konnte, aber offenbar war sie machtlos dagegen.
Es war unmöglich, die Wut aufrechtzuerhalten, und als sie vorbei war, hatte Margaret wieder Angst. Es war ein endloser Kreislauf, den sie anscheinend nicht durchbrechen konnte. Trotz Istvanas gegenteiligen Beteuerungen war sie überzeugt, dass das Ashara-Ding zurückkommen und sie wieder einschließen würde. Sie stemmte sich mit ihrem ganzen Willen gegen den Schlaf, denn Schlaf bedeutete Träume, und sie wollte nicht träumen. Was ihrem aufgewühlten Verstand an Logik geblieben war, sagte ihr, dass sie das Wesen im Spiegelturm vernichtet hatte, aber der Rest von ihr stimmte nicht zu. Wie konnte man etwas zerstören, das nur an jenem anderen Ort, in der Oberwelt, existierte? Krank, wie sie war, wollte sie nur das Schlimmste glauben.
Selbst Klang, ihr alter Verbündeter, wurde zum Feind, denn das leiseste Geräusch ließ sie winseln. Das Flüstern des Regens am Fenster, sonst ein angenehmes Geräusch, das sie mochte, erinnerte sie an die Stimme Asharas in ihrem Geist. Die gedämpften Stimmen von Istvana oder Rafaella im Zimmer machten sie rasend vor Angst, bis sie es schließlich aufgaben, zu flüstern, und in normaler Lautstärke sprachen. Seltsamerweise half das.
»Bitte, Marguerida, versuch zu schlafen.«
»Lasst nicht zu, dass sie mich holt!«
»Es gibt keinen Grund, sich zu fürchten.«
»Sie wird wiederkommen und mir wehtun.«
»Nein, Chiya, nein, sie ist weg, für immer.«
»Das glaube ich dir nicht. Mach, dass es nicht mehr wehtut.« »Du tust dir selbst weh mit deiner Angst. Ruh dich aus. Versuch zu schlafen.«
»Wenn ich schlafe, holt sie mich.«
Es gab eine Reihe solcher Gespräche. Während ihrer seltenen ruhigen Phasen sah Margaret ein, dass die alte Beltrana und Istvana Recht hatten. Aber sie konnte die Flut der Angst nicht eindämmen, die sie jedes Mal überrollte, wenn sie sich nur im Mindesten entspannte. Fast kam es ihr so vor, als sei das alles ein letzter Trick Asharas - wenn sie Margaret nicht beherrschen konnte, würde sie sie eben töten. Was geht da vor sich, Isty? Ich habe einige Anfalle von Schwellenkrankheit gesehen, aber noch nie so etwas wie das hier. Ich auch nicht, Mari. Ich weiß nicht genau, was geschieht, aber was es auch ist, ich fühle, dass es normal ist.
Normal? Sie hat seit drei Tagen nicht geschlafen. Sie hatte Anfälle, die jede andere umgebracht hätten. Ich weiß, du bist eine Empathin, aber das hier kann unmöglich normal sein!
Ja, ich weiß. Aber wir haben es mit einer unglaublichen Situation zu tun. Sie ist eine Erwachsene, die etwas durchmacht, was sonst nur Jugendliche durchmachen. Wir wissen einfach nicht, wie der Körper darauf reagiert.
Sie ist ausgetrocknet und am Verhungern! In diesen Worten lag viel Empörung, und trotz ihrer Schmerzen stimmte Margaret lautlos zu, dass es empörend war. Sie fing an, Lady Marilla sympathisch zu finden, doch dann erinnerte sie sich daran, dass sie für sich bleiben musste, dass die Leute starben, die sie zu nahe kommen ließ. Dieser Gedanke
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