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Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters

Titel: Darkover 25 - Der Sohn des Verraeters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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knapp und hoch besteuert, auch wenn niemand hungert. Es gibt Programme zur Ernährung der Armen, und ein Teil der Steuern wird dazu benutzt, diese Programme zu finanzieren. Die Mahlzeit, die ich gerade zu mir genommen habe, würde auf Terra einen ganzen Tageslohn kosten und müsste vier Leute satt machen. Falls man so eine Köstlichkeit wie dieses Huhn überhaupt bekäme.
Aber was isst man denn dann?
Die Armen leben von einer künstlichen Pampe, von der jedem Hund schlecht würde. Sie wird in riesigen Bottichen gezüchtet, riecht wie Bier, das sauer geworden ist, und … ich weiß nicht, wie das Zeug schmeckt, weil ich mich nie überwinden konnte, es zu probieren. Aber es scheint nahrhaft zu sein, jedenfalls hält es die Leute am Leben und einigermaßen bei Gesundheit.
War es denn schon immer so?
Nein. Als ich in der Abgeordnetenkammer anfing, bevor die Expansionisten wieder an die Macht kamen und die Sparpolitik einführten, war alles anders. Wasser war zwar schon rationiert, aber Güter waren damals noch nicht so teuer, und man konnte es sich leisten, hin und wieder in einem Restaurant zu essen. Im Laufe der Zeit wurde es nur immer schlimmer. Millionen von Leuten auf Terra finden keine Arbeit, verdienen kein Geld und müssen deshalb von öffentlicher Unterstützung leben. Es gibt Wartelisten für Siedler, aber sie haben in letzter Zeit nicht mehr viele bewohnbare Planeten entdeckt. Die meisten älteren Welten der Föderation sind in derselben Verfassung oder in einer noch schlimmeren. Es gab Unruhen um Nahrung und um Wasser – Dinge, die du dir einfach nicht vorstellen kannst. Letztes Jahr ist auf einem Kontinent das gesamte Netz zusammengebrochen, und drei Tage lang gab es keinen Strom.
Was ist das Netz?
Das Netz ist ein Geflecht aus Kraftwerken und Verbindungsleitungen, das den gesamten Planeten überzieht. Aufgrund der vorsätzlichen Knausrigkeit der Expansionisten gibt es angeblich kein Geld für die Erweiterung des Netzes, obwohl sich alle einig sind, dass es dringend nötig wäre. Deshalb übersteigt seit einigen Jahren die Nachfrage nach Energie gelegentlich die Fähigkeit des Netzes, sie zu liefern. Und so geht erst eine Unterstation vom Netz, dann eine zweite, und bald steht alles still. Das bedeutet zum Beispiel, dass die Aufzüge, mit denen die Leute in ihre Wohnungen fahren, nicht mehr funktionieren, und da viele Gebäude mehr als fünfzig Stockwerke hoch sind, gibt es dann keine Möglichkeit, in die Wohnungen zu kommen oder hinaus, bis der Strom wieder da ist. Und das ist, wie gesagt, nur ein Beispiel.
Domenic schrubbte sich mit einem rauen Tuch die Arme ab und dachte über diese Mitteilungen nach, Anders als sein Bruder, der ein bisschen weltraumverrückt war, hatte er nie den Wunsch verspürt, andere Welten zu besuchen. Und seit er glaubte, Darkover im Kopf zu hören, hatte er überhaupt kein Verlangen mehr, wegzugehen. Ein Teil von ihm glaubte, falls er je ganz darkovanischen Boden verlassen würde, müsse er Sterben oder verrückt werden, als wäre er an die Welt als Solche gebunden. Obwohl die Geräusche, die in seinem Geist widerhallten, oft Unbehagen und Angst auslösten, empfand er sie gleichzeitig als etwas Richtiges. Sicher, er konnte sich nicht vorstellen, warum von allen Leuten ausgerechnet er diese besondere Fähigkeit hatte, aber je länger es andauerte, desto mehr gewöhnte er sich daran. Zwar hatte er sich noch nicht Völlig mit der Sache angefreundet, aber wie Herm am Morgen gemeint hatte, schien sie ihm zumindest nicht zu schaden.
Und Herm war der erste Mensch, dem er von seiner seltsamen Verfassung erzählte – er hatte sich nicht einmal Alanna anvertraut, mit der er so viele Geheimnisse geteilt hatte, als sie noch jünger waren.
Aber die Planeten der Föderation hatte er sich immer als Orte vorgestellt, wo alle Leute in Luftautos herumflogen und in lichtdurchfluteten Palästen lebten, mit Unmengen von Geräten, die für jeden erdenklichen Komfort sorgten. Irgendwie hatte er nie gedacht, dass jemand arm sein oder Mangel an Genussmitteln leiden könnte, was ziemlich dumm gewesen war, wie ihm nun klar wurde. Was fingen diese Leute nur mit ihrer Zeit an, wenn sie keine Arbeit hatten?.
Das klingt ja furchtbar! Warum leben sie so? Ich meine, Wenn alle Wasser sparen und Steuern dafür zahlen müssen ich verstehe das überhaupt nicht, Onkel Ian – warum machen die es nicht einfach anders?
Eine gute Frage – über die haben sich schon klügere Leute als ich den Kopf zerbrochen.

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