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Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost , Ivar Leon Menger , John Beckmann , Raimon Weber , Hendrik Buchna , Christoph Zachariae
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gekommen war, wie oft man mich in den verchromten Raum getragen hatte. Ich verlor den Faden. Ich wusste plötzlich nicht mehr, worüber ich gerade nachdachte. Es erschien mir unsinnig. Warum nachdenken? Worüber? Ich erinnerte mich nicht mehr. Und weil es kein Gestern gab, gab es auch kein Morgen. Vergangenheit und Zukunft hatten aufgehört zu existieren.
    Ich hörte und sah mehr als jemals zuvor. Jedes Detail hatte Bedeutung. Jeder Laut und jede Luftbewegung, jede Schwingung, jeder Geruch war plötzlich vielschichtig, vertrackt, labyrinthisch. Ich begann, die Dinge aufzuschlüsseln in ihre Bestandteile. Ich hörte nicht nur das Pfeifen und Quieken der Ratten. Ich begann, sie voneinander zu unterscheiden. Ich konnte jede von ihnen identifizieren, jedes Barthaar spüren, jedes Kratzen, Zerren, Schubsen.
    Ich fühlte die Angst der Personen in den anderen Säcken, ihr Entsetzen und das, was danach kam. Ich konnte ihre Gedanken hören. Sie sagten mir, dass es nicht mehr lange dauern würde.
    Eine Flut ungefilterter Wahrnehmungen brach über mich herein. Mein Verstand hatte die Fähigkeit verloren, Wichtiges von Unwichtigem zu trennen. Das normale Dasein verursachte Schmerzen, und es gab keine Aussicht auf Heilung. Denn diesmal kam der Schmerz von innen.
    Sie begannen, den Ledersack hin und her zu schaukeln, wie eine Mutter die Wiege ihres Kindes. Ich ahnte, dass es nur noch eines kleinen Stoßes bedurfte, um das Kartenhaus zum Einsturz zu bringen.
    Genau in diesem Moment, als hätte die ganze Inszenierung auf mein Stichwort gewartet, riss der Ledersack. Der Ruck durchfuhr meinen Körper, als hätte ich einen Schlag auf den Hinterkopf bekommen. Ich zuckte spastisch, als ich den Verstand verlor.
    Wie ein Neugeborenes aus der platzenden Fruchtblase glitt ich auf meinen Exkrementen aus dem Ledersack.
    In der Erwartung gefressen zu werden, wurde das, was von meiner Person noch übrig war, von einem heftigen Windstoß erfasst, und das Kartenhaus fiel lautlos in sich zusammen.
    Und zum ersten Mal konnte ich ihn hören … den Gesang der Ratten. Ich schloss die Augen … und fiel weich. Sie fingen mich auf. Hilflos wie eine kaputte Puppe auf einer Werkbank schwebte ich auf einem fliegenden Teppich aus rauen Rattenhaaren über den Stahlbeton. Sie trugen mich vorbei an den anderen Gefangenen. Ich fühlte, wie sie sich in Gedanken vor mir verneigten. Ich versuchte, ihnen die Angst zu nehmen. Doch sie verstanden mich nicht. Sie konnten mich nicht verstehen. Niemand konnte das. Die Erfahrung lag jenseits des Verstandes. Ich wurde neu geboren. Und mein neues Leben hatte keine Gemeinsamkeiten mit meinem alten.
    Ich hätte nicht sagen können, wie viel Zeit vergangen war. Bruchstücke eines dunklen Traumes blitzten auf und verschwanden, so schnell wie sie gekommen waren.
    Ob ich erwachte oder mein Bewusstsein wiedererlangte, konnte ich nicht unterscheiden. In jedem Fall war ich an einem anderen Ort. Ich weiß nicht, wie ich dorthin kam, oder was vorher passiert war. Alles war verzerrt und durcheinander.
    Der Mann, der sich mir näherte, war verhältnismäßig jung. Seine runde Brille erinnerte mich an etwas, das mir im Moment jedoch nicht einfiel. Er stieß einen Schrei aus, als er mich fand. Ich lag klapperdürr, ausgemergelt und dreckig vor dem Eingang eines großen Steingebäudes. Das Gebäude, der Mann und der Ort, alles kam mir bekannt vor, doch ich konnte den Dingen beim besten Willen keine Erinnerung zuordnen. Ich wusste nur, dass ich das alles schon einmal gesehen hatte und dass das alles irgendwie zusammengehörte. Ich wusste, dass ich dieses Muster gesucht hatte. Dieses Muster war mein Ziel.
    Der Mann wich zurück, zog ein Gerät aus der Hosentasche und hielt es ans Ohr. Dann zögerte er und entfernte das Gerät wieder. Sein Gesichtsausdruck veränderte sich. Er schien mich zu erkennen. Ich war mir dessen jedoch nicht sicher, ich konnte sein Gesicht nicht lesen. Ich verstand seine Gefühle nicht.
    Der Mann schrie einen Namen in meine Richtung, als ob ich taub wäre. Meine Ohren schmerzten entsetzlich, als würden sie mit heißen Nadeln traktiert. Alles war unerträglich laut, zu hektisch und viel zu hell für mich. Selbst in der hintersten Ecke des Eingangsportals erreichte mich das kreischende Brüllen der Maschinen auf den Straßen, der Maschinen in der Luft und der unzähligen Geräte überall. Sie brüllten und lärmten um die Wette. Es war zu viel für mich. Ich wimmerte vor Schmerz, versuchte mich mitzuteilen, dem Mann

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