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Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost , Ivar Leon Menger , John Beckmann , Raimon Weber , Hendrik Buchna , Christoph Zachariae
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bedeuten die Farben?«
    »Die geben an, in welche Himmelsrichtung die Gänge und Tunnel verlaufen. Gelb bedeutet von Osten nach Westen, Rot bedeutet von Norden nach Süden. Die meisten Gänge haben beide Farben. Die Dicke der Striche sagt dir dann, ob der Gang eher von Norden nach Süden oder eher von Osten nach Westen verläuft. Ist eigentlich ganz simpel.«
    Ich klappe den Stadtplan zu und verstaue ihn im Rucksack.
    »Was ist das?« Der Junge zeigt auf die kleinen Metallzylinder.
    »Blendgranaten.« Ich schultere den Rucksack. »Komm! Wir sollten hier unten nicht länger als nötig sein.«
    Der Junge sieht mich an. »Wofür brauchen Sie die?«
    »Komm einfach.«
    Ich gehe los, und der Junge folgt mir. Weit in der Ferne höre ich ein leises Klicken. Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein.

    In regelmäßigen Abständen passieren wir Einbuchtungen mit Leitern und Kreuzungen mit roten Linien. Dazwischen nur schwarze Platten. Wir reden wenig, die Sätze werden kürzer. Fast so, als würden die Platten sie verschlucken.
    »Haben Sie mal gezählt, wie viele Tunnel es gibt?«, fragt der Junge.
    »Das ist unterschiedlich«, sage ich.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Ich bin nie zu demselben Ergebnis gekommen. Meistens waren es so um die 20, die von Osten nach Westen verlaufen. Manchmal aber auch weniger. Einmal waren es sogar 34.«
    »Wie kann das sein?«
    »Der Verstand spielt einem hier unten viele Streiche, mein Junge.«
    Nach einer Weile fragt er: »Woher wissen Sie dann, wann wir abbiegen müssen?«
    »Ich zähle die Schritte.«
    Er schaut auf meine Beine. Das linke ziehe ich nach. Mein Knie schmerzt wieder. Ich bin heute schon so viel gelaufen.
    »Mach dir keine Gedanken«, sage ich. Und ich bin mir nicht sicher, ob ich mit ihm spreche oder mit mir.

    Irgendwann beginnt der Junge, immer wieder kurz stehen zu bleiben und nach hinten zu leuchten. »Hören Sie das?«, fragt er. »Da ist jemand!«
    »Vielleicht die U-Bahn«, sage ich. »Die 3er-Linie fährt in der Nähe.«
    »Nein. Hören Sie das denn nicht? Da ist ein Geräusch, ganz regelmäßig … als würde jemand mit Golfschuhen durch den Tunnel laufen.«
    Der Junge leuchtet noch einmal in die Dunkelheit. Dann gehen wir weiter. Und aus weiter Ferne hallt das Klicken heran. Es ist näher gekommen.
    »Da war es wieder«, sagt der Junge.
    »Komm!«, sage ich. »Es ist nicht mehr weit.«
    Bei der nächsten Kreuzung biegen wir nach Norden. Es ist der richtige Tunnel, ich erkenne die Linien: eine dicke rote und eine hauchdünne gelbe.
    Nach 513 Schritten stehen wir neben einer Einbuchtung.
    »Hier müsste es sein«, sage ich.
    Schwerfällig klettere ich die Leiter hinauf. Als ich den ersten Ausstieg erreicht habe, rufe ich nach unten: »Welches Stockwerk?«
    Der Junge versteht nicht, ich wiederhole die Frage.
    »Ich glaube, das dritte …«, sagt er. »Ja, das dritte.«
    Ich klettere weiter. Die ersten beiden Ausstiege ordne ich den Kellergeschossen zu, beim fünften Ausstieg verlasse ich den Schacht. Ich leuchte den Gang entlang, alle paar Yards zweigen weitere Gänge ab.
    »Woher wissen wir, welcher Gang zu welchem Zimmer führt?«, fragt der Junge.
    »Wir gehen erst mal raus«, sage ich. »Dann können wir uns besser orientieren.«
    »Ich denke, Sie waren schon mal hier.«
    »Hier oben noch nicht.«
    Der Junge will noch etwas sagen, aber da betrete ich schon den ersten Gang. Er ist so schmal, dass ich nur seitwärts hineinpasse. Nach wenigen Schritten entdecke ich eine rechteckige Vertiefung: Die Rückwand eines Kühlschranks. Ich hole das Messer heraus und stecke die Klinge in die Öffnung neben der Vertiefung. Die Rückwand gleitet zur Seite. Und wir blicken in die strahlend weiße Innenverkleidung eines ›Frozen King‹.
    »Du wartest hier«, flüstere ich. »Und mach die Taschenlampe aus!«
    Dann klettere ich in den Kühlschrank. Ich warte darauf, dass meine Augen sich an die Dunkelheit gewöhnen, doch sie ist vollkommen. Ich lege mein Ohr an die Innenseite der Kühlschranktür und horche. Hinter mir im Gang das Atmen des Jungen, sonst Stille. Ich drücke die Tür einen Spalt weit auf. Das Zimmer ist dunkel. Ich vergrößere den Spalt und warte. Nichts geschieht. Ich öffne die Kühlschranktür und klettere heraus. Vor mir das Krankenbett, es ist leer. Von der Straße her das Licht der Laternen. Mit wenigen Schritten durchsuche ich das Zimmer, es ist verlassen. Ich gebe dem Jungen ein Zeichen.
    »Welches Zimmer ist das?«, flüstert er. »Welche Nummer?«
    Ich hebe

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