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Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost , Ivar Leon Menger , John Beckmann , Raimon Weber , Hendrik Buchna , Christoph Zachariae
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muss den Gurt durchschneiden. Fünf Minuten später steht der ›Frozen King‹ offen. Ich ziehe die Abstellflächen heraus und klappe die Rückwand des Kühlschranks nach hinten. Dann trete ich zurück. Der Junge starrt mich an, sein Mund steht offen. Er beugt sich vor, betastet den Kühlschrank, den schwarzen Gang dahinter.
    »Was ist das?«, fragt er. Seine Stimme klingt dumpf. »Was zum Teufel ist das?«
    »Diese Gänge gibt es überall, sie durchziehen die gesamte Stadt. Es gibt unzählige Türen wie diese: In Kühlschränken, in Abstellkammern, auf Dachböden, in Kellern. In Standuhren. Überall.«
    »Wer …? Wer hat das gebaut?«
    Ich zucke mit den Schultern.
    Der Junge dreht sich um, schaut mich an. Sein Mund steht immer noch offen. »Die Regierung?«
    »Ich weiß es nicht«, sage ich. »Aber ich schätze, dass es schwer ist, so etwas im Nachhinein einzubauen.«
    Der Junge verlässt den Kühlschrank. »Das ist unmöglich! Die Stadt wurde im 19. Jahrhundert gegründet. Die Gänge müssen später gebaut worden sein.«
    »Schon vor der Gründung Portervilles gab es Berichte von verschwundenen Menschen«, sage ich. »Noch bevor das Gebiet überhaupt besiedelt wurde, erzählten sich die Indianer von Erdgeistern, von Wesen, die ihre Opfer in die Tiefe ziehen.«
    »Das ergibt keinen Sinn!« Jetzt ist er es, der auf- und abgeht. »Wenn das alles ein Experiment ist, wenn jemand eine ganze Stadt gebaut hat, um irgendetwas zu erforschen – dann kann er das unmöglich vor 150 Jahren geplant haben!« Er lacht; ein kurzes Prusten, dann noch eins. Innerhalb von Sekunden verwandelt es sich in ein hysterisches Kichern. Der Junge krümmt sich, hält sich an der Küchenzeile fest. »Das ist doch Schwachsinn!«, sagt er atemlos. »Völliger Schwachsinn!«
    »Es ist, wie es ist«, sage ich. Ich bedaure, keine bessere Antwort geben zu können.
    Plötzlich beruhigt sich der Junge. Sein Lachkrampf löst sich. »Falkner«, sagt er. »Falkner wusste davon.« Er atmet einige Male tief durch. »Der Artikel in der Erstausgabe der ›Porterville Times‹ …! Es hängt alles miteinander zusammen.«
    »Und das, was wir kennen, ist wahrscheinlich nur ein kleiner Teil der Wahrheit.«
    Der Junge ist immer noch außer Atem. »Diese Gänge führen in die psychiatrische Abteilung?«
    »Sie führen fast überall hin.«
    »Dann lassen Sie uns gehen!«
    Ich klettere in den Kühlschrank, hinein in den schmalen Gang, und der Junge folgt mir. Wir schalten die Taschenlampen ein. Der Junge leuchtet die Wände ab, den Boden, die Decke. Er betastet die glatten, schwarzen Platten, berührt die gelben und roten Linien.
    »Alles gut?«, frage ich.
    Er nickt. Und wir gehen los. Hinein in die Dunkelheit.

    Die Bewegungen und Gedanken werden langsamer. Selbst der Schall ist träge. Die Schritte, die Stimmen, alles dumpf. Wie in Watte gepackt. Jenseits der schwarzen Platten wütet die reale Welt: Fernseher schreien, Kinder übertönen sie, dazwischen das Stampfen von Waschmaschinen, Rauschen von Wasserleitungen. Das alles ist weit weg.
    »Ich fühl mich irgendwie seltsam«, sagt der Junge hinter mir.
    »Klaustrophobie?«, frage ich.
    Er schüttelt den Kopf. »Eigentlich nicht.« Seine Stirn ist schweißnass.
    »Du atmest zu schnell«, sage ich. »Es ist genug Luft da, atme ganz ruhig.«
    Man hyperventiliert leicht, gerade in den ersten Minuten. Wahrscheinlich weil die Gänge so schmal sind. Vielleicht auch, weil die Dunkelheit so unendlich erscheint.
    Wir erreichen die kleine Einbuchtung mit der Leiter. Der Junge leuchtet in den Schacht. »Wohin führt der?«
    »Runter. Zu den Tunneln.«
    Die Sprossen sind glatt, meine Hände rutschig. Ich hätte Handschuhe mitnehmen sollen. Ich war zu lange nicht mehr hier.
    Knapp 30 Sprossen später berührt mein Fuß eine ebene Fläche. Der Junge kommt kurz nach mir.
    »Er ist breiter«, sagt er und leuchtet den Tunnel ab. Unser Sichtfeld endet nach knapp zehn Yards.
    »Unter der Erde gibt es mehr Platz«, sage ich.
    Ich öffne den Rucksack und hole den Stadtplan heraus. Ich blättere zum Anfang, zur Gesamtübersicht. »Wir sind hier. Das ist der Tunnel, siehst du?« Mein Finger zeichnet Linien und Punkte aufs Papier. »Ich denke, es ist am besten, wenn wir erst mal nach Westen gehen. Etwa eine halbe Meile hinter der Neal Street biegen wir dann nach Norden ab. Von da ist es nicht mehr weit.«
    Der Junge betrachtet den Stadtplan, das Gewirr aus roten und gelben Linien. »Haben Sie das alles eingezeichnet?« Ich nicke. »Was

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