Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)
unerklärliche Schreie im Wald. Dann wieder über unheimliche Prozessionen von Fremden, die sich von einem Moment auf den anderen in Luft auflösten. Und immer wieder war auch von mysteriösen Wetterphänomenen wie damals beim Gefecht am Beaver Creek die Rede.
Zwischen 1820 und 1875 galt das Gebiet bei den Bewohnern der umliegenden Siedlungen regelrecht als verflucht. Mit der Entstehung Portervilles hörten diese Erscheinungen dann plötzlich auf, und im Laufe der Zeit gerieten die seltsamen Wesen aus den Wäldern offenbar in Vergessenheit. Die Reihe mysteriöser Vermisstenfälle setzte sich jedoch auch weiterhin fort – die jüngsten Opfer waren Scott Harrison und sein Freund Toby gewesen. Auch sie waren im Shaden Forest verschwunden.
Aber stimmte das wirklich? Ich überflog die Dokumente ein weiteres Mal. Welche Schlüsse ließen sich tatsächlich aus den bekannten Fakten ziehen? Ein fleckiger Zettel mit einer handgeschriebenen Notiz von Falkner bestärkte meinen Zweifel.
Dort stand: »Das Netz einer Spinne ist weit gefächert. Wo sie ihre Beute ablegt, sagt nichts darüber aus, wo das Opfer ins Netz ging.«
Ich überlegte angestrengt. Im Grunde war tatsächlich nur bekannt, dass Scott im Shaden Forest wieder aufgetaucht war. Wo er und Toby damals verschwunden waren, ging aus den Unterlagen nicht hervor. Dasselbe galt auch für die anderen vier Zurückgekehrten: Sie waren zwar alle auf dem Gebiet des Shaden Forest entdeckt worden, doch über ihren Aufenthaltsort in den Stunden oder Tagen zuvor war nichts bekannt. Der Auffindungsort der Vermissten musste also keineswegs gleichbedeutend mit dem Tatort ihrer furchtbaren Schockerlebnisse sein. Doch was sollte ich mit dieser Erkenntnis nun anfangen?
Die entscheidende Frage, die ich mir stellte, war: Hatte sich Mr. Falkner so stark in die verrückte Idee von den Erdgeistern hineingesteigert, dass er schließlich mental zusammengebrochen war? Wie aber passten dann seine seltsamen Worte ins Bild, die auch Scott Harrison benutzt hatte? Während ich weitergrübelte, stieß ich plötzlich auf etwas, das alles grundlegend veränderte. In einem vergilbten Briefumschlag fand ich ein schwarzes Stück Pappe, auf das ein alter Kinderreim aufgeklebt war, datiert auf das Jahr 1880. Schon nach dem Lesen der ersten Strophe stockte ich, und mein Herzschlag schien für einen Moment auszusetzen.
Willst du spielen, spiel’ mit mir,
am Abend und am Tag.
Auf Feld und Wiese und im Wald,
doch nicht im Darkside Park.
Willst du gehen, geh’ mit mir,
gemeinsam sind wir stark.
Zu zweit erobern wir die Welt,
nur nicht den Darkside Park.
Und willst du sterben, stirb’ mit mir,
ich zeig’ dir uns’ren Sarg.
Er wartet offen schon auf uns,
ganz tief im Darkside Park.
Der Gesang der Ratten – Teil 1
von Christoph Zachariae
Kapitel 3 - Band 1
Ich war allein in dieser Stadt. Ich war allein, obwohl ich gerade erst mit meinem Freund Tom hierher gezogen war. Das Gefühl ließ sich nicht abschütteln. Es versteckte sich.
Zwei Gedanken später tauchte es wieder auf, lüftete den Hut und grinste mich an: »Hallo, schöne Frau! So allein?«
Ich stellte mich vor ihn hin, in der frisch tapezierten Küche, sah ihn an und konnte es nicht in Worte fassen. Es war zu unbestimmt. Zu flüchtig.
Er lächelte, legte mir die Hände auf die Wangen und gab mir einen Kuss. Ich war dankbar dafür. Ich wollte die Stimmung nicht kaputt machen. Denn eigentlich war alles prima.
Mein Name ist Sarah Freemann. Ich werde demnächst 23 und bin zum ersten Mal verliebt. Ich habe große Schmetterlinge im Bauch, wenn ich an ihn denke, und es schmeckt nach Metall. Ich und Tom Lennox. Wir sind angekommen … in dieser Stadt. In Porterville. Meine Stimmungsschwankungen kenne ich bereits. Es war dieser kurze, unbeobachtete Moment, in dem ich merkte, dass es Tom genauso ging. Er sah aus dem Fenster auf die Straße. Seine Augen waren trauriger als sonst. Ich liebe seine großen, traurigen Augen … aber in diesem Moment machte ich mir Sorgen. Es begann in unserer Lieblingspizzeria, im New Yorker Eastend. Er saß mir gegenüber und grinste mich an.
Tom »Rate!«
Sarah »Mach’s nicht so spannend! Erzähl schon!«
Tom »Ich hab das Stipendium!«
Sarah »Super! Das ist doch toll!«
Tom »Ja, aber es ist nicht da, wo ich hinwollte. Es ist Porterville und nicht Yale. Tut mir Leid.«
Er hatte ein bezahltes Stipendium bekommen. Er war der Held der Stunde. Und was machte er? Er entschuldigte sich.
Sarah »Das ist
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