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Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost , Ivar Leon Menger , John Beckmann , Raimon Weber , Hendrik Buchna , Christoph Zachariae
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Schuhcreme und Bohnerwachs roch, und er die Tür zur Dachgeschosswohnung öffnete, öffnete ich meinen Mund und konnte ihn nicht mehr schließen. Die Wohnung war ein Traum. Sie war hell, groß, alt und gemütlich. Urgemütlich. Den Balkon, auf dem zwei Korbsessel im Sonnenlicht standen, konnte man in einen Wintergarten verwandeln. Über dem großzügigen Kamin hingen noch vier Strümpfe für Santa Claus. Eine Familie musste hier gewohnt haben. Aber warum hatten sie die Strümpfe zurückgelassen? Unwichtig!
    Das große Badezimmer war mit handgemalten Kacheln in warmem Orange ausgelegt. Die Decken waren hoch und mit Stuck abgesetzt. Die Türzargen und der Parkettboden aus edlem, dunklem Mahagoni. Ich war nicht dazu in der Lage, meine Begeisterung zurückzuhalten.
    Sarah »Die Wohnung ist super! Sie ist so toll! Oh Tom. Lass sie uns nehmen, bitte, ja?«
    Tom »Schauen Sie sich die an. So will sie den Preis drücken.«
    Sarah »Egal, wie viel sie kostet. Ich such mir einen Job, du wirst Anwalt. Wir werden hier glücklich. Bitte!«
    Tom »Ich werde Anwalt – in fünf Jahren bin ich Anwalt, wenn alles gut geht.«
    Der Makler verzog keine Miene, während er routinemäßig Heizungen und Fenster überprüfte.
    Makler »Wir würden die Miete erhöhen, wenn wir dürften. Aber wir haben mit ›Macintosh & Partner‹ einen Vertrag. Leider. Wenn wir vorher gewusst hätten, wie sich die Mieten hier entwickeln … außerdem, wenn man ehrlich ist: Sie ist alt, und sie hat keinen Keller. Wenn Sie noch andere Wohnungen sehen wollen … sie liegen näher am Campus. Normalerweise bevorzugen Studenten Wohnungen, die näher am Campus liegen.«
    Tom »Warum? Ich meine, die Wohnung hat durchaus einen gewissen Charme.«
    Tom untertrieb maßlos. Ich sah das Leuchten in seinen Augen. Auch er war der Wohnung verfallen. Mit dem nüchternen Desinteresse eines Snobs überspielte er erfolgreich, dass er aus ärmsten Verhältnissen stammte. Seine Eltern waren gestorben, als er sechs war.
    Der Makler war auf Toms Frage nicht vorbereitet.
    Makler »Warum ziehen Studenten nicht hierher? Gute Frage. Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.«
    Sarah »Oh Tom. Sie ist so schön. Lass sie uns nehmen, bitte. Bitte, bitte, bitte!«
    Tom »Ich denke, die Entscheidung ist gefallen. Die anderen Wohnungen brauchen Sie uns nicht mehr zu zeigen.«
    Makler »Wie Sie wünschen.«
    Ich konnte mich nicht zurückhalten. Ich begann, wie ein Gummiball durch die Wohnung zu hopsen und zu quieken wie ein Meerschweinchen. Der Makler beobachtete meine Leibesertüchtigung interessiert und überreichte Tom lächelnd den Wohnungsschlüssel.
    Makler »Meinen Glückwunsch! Sie haben einen ausgezeichneten Geschmack!«
    Der Umzug gestaltete sich erstaunlich problemlos. ›Macintosh & Partner‹ hatten alles bestens organisiert. Schon am nächsten Tag kamen die Möbel. Der Service gehörte zum Stipendium. Genau wie alle Behördengänge. Alle An- und Ummeldungen. Gas, Wasser, Strom. Um nichts brauchten wir uns zu kümmern. Es war, als würde Tom bereits bei ›Macintosh & Partner‹ arbeiten und wäre in eine andere Stadt versetzt worden. Tom schien, das keine Angst zu machen. Nach dem Tod seiner Eltern war er in einem Waisenhaus in New Jersey aufgewachsen und fest entschlossen, sein Leben auf eine solide Basis zu stellen. Etwas, gegen das ich prinzipiell nichts einzuwenden hatte, doch irgendwie mochte ich den Gedanken nicht, mit 20 zu wissen, was man die nächsten 50 Jahre macht.
    Ich war nicht der Typ für große Pläne. Ich freute mich darauf, mit einer Tasse heißem Tee im Wintergarten zu sitzen und ein Buch zu lesen. Ein gutes Buch. Was für mich nicht unbedingt bedeutete, dass es literarisch hochwertig sein musste. Große Literatur war keine Garantie für gute Unterhaltung. Ich hatte zwar Dostojewski, Updike, Joyce und all die anderen gelesen, aber mein Herz gehörte den Meistern der Spannung. H.P. Lovecraft, Edgar Allan Poe und Stanislaw Lem. Besonders der polnische Science-Fiction-Autor hatte Bücher geschrieben, die ich mir neu kaufen musste, weil ich sie bereits kaputt gelesen hatte. Etwas ungewöhnlich für eine Frau. Zugegeben. Aber ich war eben keine ›normale‹ Frau. Zumindest bildete ich mir das gern ein. Nach der Schule hatte ich mein Hobby zum Beruf gemacht und war Buchhändlerin geworden. Doch die romantischen Vorstellungen, die ich zu Beginn meiner Ausbildung noch hatte, wurden schnell von nüchterner Realität ersetzt. Es gab pro Saison fünf Titel, die die

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