Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)
Hand den Telefonhörer abschirmte.
»Er besteht darauf, sofort mit Ihnen zu sprechen. Er kommt mir ziemlich seltsam vor.«
»Bin unterwegs«, sagte ich und drückte die Aus-Taste.
»Fuck!«, fluchte ich so vehement, dass mich Howard verblüfft ansah.
»Ich melde mich«, flüsterte er und verließ das Zimmer.
Eine Lawine an Schwierigkeiten rollte auf mich zu, und ich fühlte mich gerade, gelinde gesagt, gar nicht gut.
Der junge Mann lehnte an der Rezeption. Ich war mir sicher, dass er ohne diesen Halt einfach zusammengebrochen wäre. Er sah aus, als wäre er aus längerer Kriegsgefangenschaft zurückgekehrt. T-Shirt und Hose hingen schlaff an seinem abgezehrten Körper. Der Mann starrte in meine Richtung, schien mich aber gar nicht wahrzunehmen. Irgendwie kam er mir bekannt vor. Er beugte sich vor und blinzelte. Es war offensichtlich, dass er schlecht sehen konnte.
»Ah ... da sind Sie endlich, Mrs. McFaden.«
»Was kann ich für Sie tun?«
Er schaute sich absichernd um, dabei endete seine klare Sicht garantiert jenseits des ausgestreckten Arms, mit dem er auf mich deutete.
»Wo finde ich Douglas Benchley? Ihre Angestellte ... die ... die hat gesagt, der Name wäre niemals registriert worden.«
Douglas Benchley, der Mann aus New York, der mit seinem kleinen Sohn Jerry hier aufgetaucht war, um nach den Verschollenen Sarah Freeman und Tom Lennox zu suchen. Er dürfte nach dem, was ihm und seinem Jungen in Porterville widerfahren war, kein Interesse mehr an einer erneuten Kontaktaufnahme haben.
Aber das teilte ich meinem Gegenüber nicht mit.
Stattdessen sagte ich: »Ich muss Sie enttäuschen, Sir. Ein Douglas Benchley ist mir nicht bekannt.«
Jetzt blinzelte der Mann nicht mehr, er hatte die Augen weit aufgerissen, und die Pupillen tanzten. Es war ein irritierender Anblick. Er wischte sich mit der Hand über das Gesicht, wie, um seinen Kopf klar zu bekommen.
»Das wissen Sie einfach so aus dem Gedächtnis?« Er schluckte und fuhr wispernd fort: »Ich muss ihn dringend sprechen. Kennen Sie eventuell seine Adresse in New York?«
»Ich kann Ihnen leider nicht helfen. Vielleicht wenden Sie sich an die Polizei, Mr. ... wie war Ihr Name?«
Der Mann murmelte etwas, starrte mich mit seinen irrlichternden Pupillen noch ein paar Sekunden an und entfernte sich dann in Richtung Ausgang.
Als ich ihm nachsah, fiel mir plötzlich ein, wo ich ihm begegnet war. Wie hieß er doch gleich ...? Ich nahm einen Notizblock von der Rezeption und schrieb seinen Namen auf.
»Lisa!« Ich reichte den Block an meine Angestellte weiter. »Teilen Sie Sheriff Parker mit, dass dieser Bursche hier im Hotel war.«
Es war meine Pflicht, den Sheriff über dieses Gespräch zu informieren. Ich konnte mir jetzt kein Fehlverhalten leisten. Außerdem zeigte der Zustand des jungen Mannes, dass er den Pfad der Selbstzerstörung betreten hatte. Porterville vernichtete die Neugierigen, Unvorsichtigen und ... Schwachen.
Wozu gehörte ich?
»Zu den Starken«, sagte ich mir.
»Mrs. McFaden ...«
Die Stimme riss mich abrupt aus meinen Gedanken.
Der junge Kellner stand freundlich lächelnd neben mir. »Es gibt ein Problem mit der heutigen Lebensmittellieferung. Sie sollten sich das besser mal ansehen. Es ist dringend.«
Ich war kurz versucht, die Sache an jemand anderen zu delegieren, aber im Haus war bekannt, welchen außerordentlichen Wert ich auf die Qualität der Waren legte. Normalität musste gewahrt bleiben.
Ich ging mit dem Kellner eine Treppe hinab, die ausschließlich dem Personal vorbehalten war. Unter dem ›Olympic Regent‹ befand sich ein umfangreiches Kellergewölbe mit zahllosen Vorratsräumen und Kühlhäusern.
Während wir in die in die Tiefe stiegen, sagte der Kellner: »Es sind die Meeresfrüchte.«
Er lächelte noch immer, aber plötzlich war mir seine Nähe unangenehm.
Victor von Zernecks Kommentar fiel mir ein: »Sie haben ja keine Ahnung!«
Der Kellner öffnete eine schwere Metalltür und gab so den Blick auf einen weiß beleuchteten Gang frei. Bis auf das leise Summen der Beleuchtung war es absolut still. Weiter hinten, wo der Gang eine scharfe Kurve vollzog, pulsierten die Neonröhren in düsteren Farbtönen. Giftiges Grün vermischte sich mit violetten Schlieren und bildete ein diffuses Zwielicht.
Ich stockte.
»Offensichtlich ein Defekt«, gab der Kellner tonlos von sich.
Als er mir eine Hand auf die Schulter legte und versuchte, mich mit sanftem Druck zum Weitergehen zu bewegen – etwas, das er
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