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Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost , Ivar Leon Menger , John Beckmann , Raimon Weber , Hendrik Buchna , Christoph Zachariae
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hysterisch. »Melindaaa!!!«
    Ich erkannte die Stimme und rannte los. Zerrte im Laufen den Schlüssel zum Tor aus meiner Jackentasche und rief: »Ich bin hier!«
    Das schmale Gesicht auf der anderen Seite des Gittertores, ... ich hatte es in ganz anderer Erinnerung. Dunkle Ringe zeichneten sich unter den verweinten Augen ab. Die langen Haare von der Farbe reifer Weizenähren waren schwarz gefärbten Stoppeln gewichen.
    Ich öffnete das Tor.
    »Melinda! Sie haben mir mein Baby genommen!«
    Meine Schwester fiel mir in die Arme und weinte hemmungslos.

    Während ich versuchte zu verstehen, Christine sich bebend an mich drückte, tauchte in einer finsteren Fensterhöhle des ›Abidias Asylum‹ ein Schädel auf. Selbst aus der Entfernung erkannte ich die verwüsteten Gesichtszüge eines Obdachlosen.
    »Wir müssen hier verschwinden«, sagte ich leise.
    Ich hatte meinen Wagen hinter der nächsten Kurve geparkt.
    Christine erstarrte plötzlich. »Was wollen die?«
    Zwei Obdachlose standen auf dem Bürgersteig und starrten zu uns herüber.
    »Da sind noch mehr.« Christines Stimme flatterte.
    Drei weitere zerlumpte Gestalten näherten sich jetzt aus der anderen Richtung. Sie alle schwankten, als würden sie sich auf unebenem Grund bewegen. Ich glaubte, den Gestank ihrer schmutzigen Kleidung wahrzunehmen.
    Ich hatte von diesen Leuten, nichts zu befürchten. Ihr Interesse galt meiner Schwester. Sie mussten bemerkt haben, dass sich Christine von der Reisegruppe entfernt hatte und einen völlig aufgelösten Eindruck machte.
    Sie wollten Christine ... überprüfen. Das gehörte zu ihren Aufgaben.
    »Was ist geschehen?«, bedrängte ich meine Schwester. »Was ist mit deinem Baby?«
    »Es ist hier!« Christine klammerte sich an mir fest und sah mit schreckgeweiteten Augen zu den Obdachlosen hinüber. Sie waren nur noch etwa 20 Meter von uns entfernt.
    »Dein Kind soll in Porterville sein? Das ist unmöglich!«, erwiderte ich völlig verwirrt.
    Einer der Obdachlosen, ein riesiger schlaksiger Kerl mit einer zertrümmerten Nase, streckte seinen rechten Arm aus und deutete auf uns. Er öffnete den zahnlosen Mund und stieß einen grellen Schrei aus. Die Stimme schraubte sich in eine Tonlage, von der ich niemals geglaubt hätte, dass ein erwachsener Mann sie überhaupt erreichen konnte.
    Es war dieser unmenschliche Laut, der meinen Zustand von Verwirrung in Panik abstürzen ließ. Und gleichzeitig wurde mir auch die Bedeutung des Schreis klar: »Gib sie uns!«
    Ich sollte ihnen Christine ausliefern. Von mir wollten sie nichts. Sehr wahrscheinlich wussten sie sogar, wer ich war: Melinda McFaden, Vize-Managerin des ›Olympic Regent Hotels‹. Eine der Eingeweihten.
    Wie gering mein Wissensstand in Wirklichkeit war, sollte ich erst später erfahren.
    »Gib sie uns! Gib sie her!«
    »Nein!«, brüllte ich dem Kerl entgegen.
    »Hierher, Schätzchen!«, vernahm ich eine heisere Stimme neben mir.
    Aus einer halb geöffneten Tür winkte mir eine alte Frau zu. Sie trug eine riesige Brille, und ihr Gesicht verschwand beinahe vollständig unter einem Vorhang aus grauen fettigen Haarsträhnen.
    »Ich beiße nicht.« Sie deutete mit einer von Altersflecken bedeckten Hand in die Richtung der Obdachlosen. »Bei denen kann man hingegen nie wissen.«
    Ich hatte keine Wahl. Ich legte einen Arm um Christine und zerrte sie einfach mit. Sie war federleicht. Erschreckend leicht, fiel mir auf. Sie musste viel Gewicht verloren haben.
    Die alte Frau verriegelte die Tür hinter uns. Christine und ich fuhren zusammen, als nur einen Augenblick später etwas Schweres gegen die Haustür schlug.
    »Ihr Bastarde!«, keifte die Alte und hämmerte mit ihrer knochigen Faust gegen die Innenseite der Pforte. Sie drehte sich grinsend nach uns um. »Ahorn!«, gab sie kund. »Uralt und aus den Wäldern New Hampshires. Praktisch unzerstörbar.«
    Ich brauchte einen Moment, um zu verstehen, dass sie von der hölzernen Eingangstür sprach.
    Sie spuckte geräuschvoll auf den Boden. »Ich bin Madame Rose.«
    »Melinda McFaden«, stellte ich mich vor. »Und das ist meine Schwester Christine.«
    Madame Rose legte den Kopf schief und lauschte.
    »Die sind noch da draußen. Die haben alle Zeit der Welt.« Sie reichte Christine einen verschmutzten Lappen, den man kaum als Taschentuch bezeichnen konnte.
    »Putz dir die Nase, Kleines.«
    Christine ignorierte die ausgestreckte Hand und räusperte sich. »Danke, dass Sie uns geholfen haben.«
    Madame Rose winkte ab. »Ach, halb so wild!

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