Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)
hochgeschätzten Bürgermeister von Porterville! Ich springe auf, laufe ins Zeitungsarchiv und finde sofort ein aktuelles Bild von ihm. Es besteht kein Zweifel. Sir Thomas Adamius Field ist Angus Hudson.
Unter Fields Kupferstich befindet sich ein Datum: 1881. Das Zeitungsfoto ist aus dem 21. Jahrhundert. Wie ist das möglich? Die Ähnlichkeit ist so gravierend, dass ich ausschließe, dass es sich um einen Vorfahren handelt. Kupferstich und Foto zeigen dieselbe Person.
Bereits die ersten Seiten dieses Tagebuchs überfordern meinen Verstand. Mir wird schwindelig.
›Ich muss mich dringend ausruhen‹, denke ich.
Nur ein wenig. Kraft sammeln, um gewappnet zu sein für das, was noch vor mir liegt. Für das, was ich noch finden werde.
Einige Zeit später wache ich auf und sehe mich desorientiert um. Ich kann weder sagen, wie viel Zeit vergangen ist, noch was mich geweckt hat. Mein Rücken schmerzt, weil ich verkrümmt auf den Putzlappen gelegen habe. Ich richte mich mühsam auf, strecke mich und spähe durch den Türspalt. Das Zeitungsarchiv dämmert in der Dunkelheit vor sich hin. Dann höre ich etwas. Sehr leise. Ein Schluchzen. Eine weinende Frau. Gänsehaut läuft meinen Rücken hinunter. Ich richte mich vorsichtig auf und schleiche durch das Archiv. Es besteht kein Zweifel. Irgendwo auf dem Flur oder in einem der benachbarten Räume weint eine Frau. Vorsichtig schiebe ich die Stahltür zum Flur auf. Es ist stockdunkel. Auch wenn jemand direkt vor mir stünde, ich würde ihn nicht erkennen. Vorsichtig, eine Hand nach vorn gestreckt, schleiche ich dem Geräusch entgegen. Kurz vor der Treppe gibt es eine Nische im Flur. Etwa zehn mal zehn Meter groß. Erfüllt vom leisen Brummen und dem unruhigen Neonflackern von Getränkeautomaten. Eine Person sitzt an einem schlichten Pausentisch. Ihr Kopf ist gesenkt. Mir stockt der Atem.
Es ist Sarah! Was um alles in der Welt macht sie hier?
Martin »Sarah?«
Die Frau hört auf zu weinen, hebt den Kopf und sieht in meine Richtung. Eine schwarze Silhouette. Ihre Augen sind nicht zu erkennen. Ich nähere mich vorsichtig. Es ist Sarah, doch irgendetwas stimmt nicht. Die Frau trägt die Patientenkleidung aus dem ›Kennedy Medical Center‹. Dieselbe, die Sarah in Sullivans Wohnung trug. Doch ihre langen schwarzen Haare hängen ihr wirr ins Gesicht. Es ist kaum zu erkennen.
Martin »Sarah?«
Sarah »Martin.«
Ich nähere mich ihr von der Seite. Ihr Kopf folgt mir und taucht ins Licht. Es ist Sarah.
Martin »Sarah!«
Ich stürme auf sie zu und will sie umarmen, doch sie reagiert nicht. Sie sieht mich nur an.
Sarah »Mir geht es gut. Es ist alles in Ordnung.«
Ich schüttele ungläubig den Kopf.
Martin »Du kannst wieder sprechen! Was ist passiert? Wie bist du aus Sullivans Wohnung rausgekommen?«
Erst in diesem Moment realisiere ich, dass Sarah nicht ohne Kenntnis der Herren von Porterville hier sein kann. Man hat sie hierher geschickt. Zu mir. Entsetzt springe ich auf und weiche auf den Flur zurück. Nervös sehe ich mich um und warte darauf, dass die Polizei den Keller stürmt. Doch es passiert nichts. Es bleibt ruhig. Sarah folgt mir. Ihre nackten Füße patschen auf dem Betonboden.
Sarah »Hab keine Angst, Martin! Sie wissen nicht, dass du hier bist.
Martin »Doch, das tun sie! Sonst wärst du nicht hier!«
Sarah »Richtig.«
Martin »Wie … wie meinst du das?«
Sarah »Ich bin nicht hier, Martin.«
Es verschlägt mir die Sprache. Ich spüre etwas. Tief vergraben in meinem Unterbewusstsein. Noch dringt es nicht zu mir durch.
Martin »Was? Wieso …?«
Sarah »Du wirst es verstehen. Es dauert nicht mehr lange. Ich muss dich um etwas bitten.«
Vorsichtig trete ich ihr entgegen.
Martin »Ich tue alles für dich. Das weißt du. Was soll ich machen?«
Sarah »Such nicht mehr nach mir.«
Ich habe einen Kloß im Hals. Tränen schießen mir in die Augen.
Martin »Ich will dir helfen. Ich lass dich nicht im Stich! Ich liebe dich, Sarah!«
Sarah »Du kannst mir nicht helfen, Martin.«
Ich lasse den Kopf sinken. Verzweiflung ergreift von mir Besitz.
Sarah »Du musst noch etwas für mich tun …! Versprichst du mir, dass du es tun wirst?«
Ich nicke niedergeschlagen.
Martin »Was soll ich tun?«
Sarah »Du musst aufwachen, Martin! Wach auf! Wach auf!«
Ein heftiger Ruck richtet mich in der Abstellkammer auf. Alles ist so, wie ich es in Erinnerung habe. Als wäre ich gerade erst eingeschlafen. Doch ich bin außer Atem, und mein Herz rast, als wäre ich 4.000
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