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Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition)

Titel: Darkside Park: Mystery-Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Simon X. Rost , Ivar Leon Menger , John Beckmann , Raimon Weber , Hendrik Buchna , Christoph Zachariae
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Weber
    Kapitel 8 - Band 2

    Jerry schrie.
    Der schrille Laut drang so heftig und unvermittelt aus seinem Mund, dass ich das Lenkrad verriss. Der Ford touchierte kurz die Leitplanke. Aus den Augenwinkeln sah ich, wie der rechte Außenspiegel davonflog.
    Schwer atmend brachte ich den Wagen auf dem Seitenstreifen zum Stehen. Ich wandte mich hastig um. Jerry schlief. Mein Sohn saß angeschnallt in seinem Kindersitz. Er hatte den Kopf ein wenig zur Seite geneigt, und wären da nicht die zwei Tränen auf seinen Wangen gewesen, hätte er absolut friedlich ausgesehen.
    Er hatte im Schlaf geschrien. Das tat er sonst nie. Jerry war jetzt vier Jahre alt. Selbst als uns seine Mutter verließ, hatte ihm das in den ersten Nächten nicht mehr als ein leicht beunruhigtes Glucksen entlockt.
    Aber jetzt hatte er geschrien. So, als sei er in Lebensgefahr. Können Vierjährige vom Tod träumen?
    Ich streckte die Hand nach ihm aus und berührte sanft sein Kinn.
    »Es ist gut«, flüsterte ich und spürte, wie mich die Liebe zu meinem Sohn überwältigte.
    Ich weiß nicht, wie lange ich so verharrte, während meine Fantasie Amok lief und mir in allen Facetten aufzeigte, was durch meinen Fahrfehler hätte passieren können.
    Mit einem Mal wurde es dunkel im Wageninneren. Ein riesiger Truck hatte sich zwischen uns und die Sonne geschoben. Der starke Dieselmotor wummerte im Stand und ließ das Armaturenbrett meines Wagens vibrieren. Ein Mann, zirka 50 Jahre alt, mit Baseballkappe auf dem runden Schädel, blickte aus der Höhe seines Führerhauses auf mich herab. Ich öffnete die Tür. Der Kopf des Mannes verschwand, und der Motor des Trucks erstarb mit einem mächtigen Schnaufen. Ich hörte, wie der Trucker auf der Fahrerseite ausstieg. Zwei Sekunden später baute er sich vor meinem Ford auf, ging in die Knie und inspizierte mit Kennermiene den Schaden.
    »Wie ist das denn passiert?«, fragte er, nahm die Kappe ab und kratzte sich ausgiebig am Kopf. Sein weißes Haar war so schütter, dass man die rosa Kopfhaut durchschimmern sah. Er hatte eine Knollennase und einen gezwirbelten Schnurrbart, was ihm eine gewisse komische Qualität verlieh.
    »Ich musste einem Tier ausweichen«, log ich.
    Truckfahrer gehörten wie Bauarbeiter zu jener Spezies Mensch, der ich mich instinktiv unterlegen fühlte. Sie entblößten gern ihre Oberkörper und vermittelten das Gefühl, dass sie sich für die Herren der Welt hielten.
    »Aha«, machte der Weißhaarige nur, aber sein Tonfall machte deutlich, dass er mir nicht glaubte. Er richtete sich auf und legte beide Hände, mächtige schaufelartige Pranken, auf die Motorhaube, als wollte er mit der Geste seinen Besitz auf mein Fahrzeug anmelden.
    »Ist da ein Kind auf der Rückbank?«, fragte er und blinzelte mit den Augen.
    Der Mann wirkte jetzt überhaupt nicht mehr komisch. Nur noch bedrohlich. Erst jetzt fiel mir die Stille auf. Es waren überhaupt keine anderen Fahrzeuge unterwegs. Deshalb blockierte Zwirbelbart auch wie selbstverständlich mit seinem Truck die gesamte rechte Spur. Ich zuckte zusammen, als ich ein metallisches Klicken wahrnahm. Es drang aus dem Inneren des Trucks, wiederholte sich zweimal und dann folgte ein Geräusch, das an eine elektrische Entladung erinnerte. Für einen Moment wurde mir schwindlig, mein Blick trübte sich, und ich tastete Halt suchend nach dem Wagendach.
    »Das ist die Kühlung«, hörte ich den Mann sagen. Er war nur noch eine unscharfe Silhouette zwischen Asphalt und Himmel. »Wegen dem Fleisch«, fuhr er fort. »Vergammelt sonst.«
    Mein Blick klärte sich wieder.
    Der Truckfahrer zwinkerte mir zu. »Niemand mag es, wenn ein Steak zu einem zweiten Leben erwacht. Stimmt’s, Mr.?«
    »Ja«, erwiderte ich mechanisch.
    Er nickte zufrieden. »Der Schaden an Ihrem Wagen ist nicht weiter tragisch. Sie kommen schon klar.« Der Kerl kletterte ins Führerhaus und rief mir dann noch etwas zu, das mich erschaudern ließ: »Passen Sie gut auf Ihren Jungen auf!«
    Der Truck setzte sich in Bewegung. Mit einer Beschleunigung, die ich eher einem Sportwagen zugetraut hatte. Ich konnte nur noch das gezeichnete rosafarbene Schwein auf der Ladeklappe erkennen. Es stand auf den Hinterpfoten und grinste gutgelaunt, obwohl man ihm bereits ein riesiges Stück Fleisch aus seinem Rücken geschnitten hatte. Die Wunde klaffte wie ein blutroter Halbmond.
    Ich atmete einige Male tief durch.
    Jerry hatte von dem seltsamen Zusammentreffen nichts mitbekommen. Er schlief selig in seinem Kindersitz. Ich

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