Darkyn 07 – Am Ende der Dunkelheit
würde.
»Guten Abend, Meister.« Philippe betrat den Raum mit einer Flasche Blutwein in der Hand und goss Michael ein Glas ein. »Lady Liling hat angerufen und eine Nachricht für Alexandra hinterlassen.« Er sah sich im Zimmer um. »Ich werde sie auf die Krankenstation bringen.«
Michael fühlte ein kurzes Aufflackern von Hoffnung. »Hatte Liling Neuigkeiten von John?«
»Nein, sie sagte, sie hätte bei ihrem Gespräch mit Alex heute Morgen etwas vergessen. Sie hat mich gebeten, es aufzuschreiben.« Damit zog er einen Zettel aus der Tasche. »Sie sagte, es waren siebenundvierzig Mädchen in ihrer Gruppe und nur drei Jungen.«
»Welche Gruppe?«
»Ich weiß es nicht, Meister. Alex hat mich sehr früh am heutigen Morgen gebeten, Suzerän Jaus zu kontaktieren. Sie hat den Anruf in Geoffreys Bibliothek angenommen und ist über den Sonnenaufgang hinaus dortgeblieben.«
Michael sah auf die Uhr. »Ich denke, ich werde selbst in Chicago anrufen.«
Valentin Jaus schien nicht überrascht, von Michael zu hören, und verzichtete auf die üblichen Formalitäten. »Ich hoffe, beim conseil supérieur läuft alles gut, Seigneur.«
»Es könnte besser sein, mon ami , aber es könnte noch viel schlimmer sein. Ich habe gehört, dass unsere Frauen sich letzte Nacht unterhalten haben. Hat Liling Ihnen gegenüber erwähnt, warum Alex sie kontaktiert hat?«
»Ja, sie hat sofort nach dem Telefonat mit mir gesprochen«, antwortete Jaus kühl. »Eure Sygkenis hat ein paar unangenehme Erinnerungen in meiner Lady aufgewühlt, aber Liling hat mir versichert, dass es für Lady Alexandra sehr wichtig war.«
»Bitte überbringt Liling meine Entschuldigung«, erwiderte Michael. »Alex hat die Verletzungen vieler Kyn-Flüchtlinge behandelt, und in solchen Zeiten achtet sie nicht mehr auf die Gefühle anderer.«
»Sie war ja nicht unfreundlich.« Jaus seufzte. »Ihr wisst, wie Alex sein kann, wenn sie etwas wissen will. Sie hat Liling viele Fragen über die Zuchtzentren der Bruderschaft gestellt, in denen sie den ersten Teil ihres Lebens verbracht hat. Liling war damals noch ein Kind, Michael, und die Brüder haben sie und ihren Bruder jahrelang eingesperrt und gefoltert. Ich glaube nicht, dass sie jemals problemlos über diese Tage sprechen kann.«
»Ich werde mich trotzdem mit Alex unterhalten.« Er rieb sich das Kinn. »Hat man schon etwas von ihrem Bruder gehört?«
»Nein, nichts, und ich kann auch keinen Hinweis darauf finden, dass er die Stadt verlassen hätte. Ich werde die Suche fortsetzen, aber wenn er wieder in die Hände der Bruderschaft gefallen ist …«
»Ich verstehe. Danke, Valentin.« Michael beendete das Telefonat und sah Philippe an. »Weißt du, was Alexandra letzte Nacht getan hat, bevor sie in Chicago angerufen hat?«
Philippe wirkte unangenehm berührt. »Ich habe sie selbst nicht gesehen, aber einer der Seneschalle erwähnte, dass er beobachtet hat, wie sie durch den Südflügel ging, in der Nähe der Gemächer des Highlords.«
Michael nickte. Wenn es irgendwen gab, der Alexandra wirklich wütend machen konnte, dann war es ihr Lehnsherr. »Ich denke, es wäre vernünftig, dass du die Krankenstation besuchst, während ich mich mit Richard und den anderen treffe. Vielleicht könntest du Alexandra bei den Patienten helfen. Sie braucht eventuell jemanden, mit dem sie reden kann.«
Philippe nickte. Er verstand, was Cyprien meinte. »Ich denke, ich kann ihr beistehen, bis le conseil supérieur vorbei ist.«
Michael ging in den Empfangssaal, den er hinter Zhang und Tristan betrat. Die beiden Seigneurs diskutierten gerade die möglichen Standorte von Zellen der Bruderschaft in ihren Territorien. Beide verstummten, als sie ihn bemerkten, nickten ihm jedoch zu, bevor sie ihre Plätze einnahmen.
Michael bemerkte noch andere, verdächtig verstohlene Blicke, aber er hielt seine Miene ausdruckslos. Er wusste, dass sein Widerstand gegen den Krieg ihn von den anderen Kyn-Herrschern isolierte, und er hatte mit gewissen Gegenreaktionen gerechnet.
Richard betrat den Raum als Letzter und nahm seinen Platz am Kopfende des Tisches ein. Er wollte gerade das Wort ergreifen, als ein Diener kam und ihm etwas zuflüsterte. Als er nickte, ging der Diener zur Tür und bat Alexandra in den Raum.
Michael, Richard und die anderen Seigneurs erhoben sich von ihren Stühlen.
Alexandra hatte ihren Laborkittel abgelegt und trug eines der Kleider, die Michael für sie gekauft hatte. Der dunkelgrüne Stoff betonte vorteilhaft den
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