Darkyn 07 – Am Ende der Dunkelheit
mich geirrt.« Richard spürte tiefe Erschöpfung, als hätte er die letzten Stunden auf dem Schlachtfeld verbracht. »Wie viel von dem, was sie gesagt hat, könnte der Wahrheit entsprechen?«
»Das meiste oder sogar alles. Alexandra hat gestern Abend mehrere Stunden lang mit Liling Harper telefoniert. Das Mädchen hat sechzehn Jahre als Versuchsobjekt der Bruderschaft verbracht; sie muss eine Menge über sie, ihre Methoden und ihre Absichten wissen.« Cyprien musterte ihn aus zusammengekniffenen Augen. »Ich würde vorschlagen, nicht über eine Entführung von Liling nachzudenken. Jaus hat noch nie eine Belagerung verloren oder einen Feind verschont.«
»Mylord«, rief Sevarus und machte Richard damit darauf aufmerksam, dass die anderen Seigneurs ihre Unterhaltungen eingestellt hatten und ihn und Cyprien beobachteten. »Wir haben uns entschieden, wie wir auf die Angriffe der Bruderschaft reagieren wollen.«
Richard nickte Cyprien zu, und beide kehrten auf ihre Plätze zurück.
Der Highlord blickte über den Tisch hinweg. »In Ordnung. Bekennen wir uns zum Krieg?« Niemand rührte sich. »Wer unterstützt Cypriens Vorschlag, die Medien über die Existenz der Bruderschaft zu informieren?« Er beobachtete Michael, aber wie die anderen hob er seine Hand nicht. Richard seufzte. »Und wer befürwortet Dr. Kellers Vorschläge?«
Sieben Hände wurden gehoben.
»Ich sollte mir einfach eine Menge Ärger sparen und sie zum Highlord ernennen«, bemerkte Richard säuerlich. »Nun gut. Wir werden uns mit Lady Alexandra beraten und entscheiden, was zu tun ist.« Er schlug seine behandschuhte Hand auf den Tisch. » Le conseil supérieur ist vertagt.«
Richard war nicht danach, das zu feiern, was er als Alexandras Sieg betrachtete, doch er begleitete seine Seigneurs in Geoffreys Gärten, wo ihre Seneschalle und ihr Gefolge sich jeden Abend versammelt hatten. Die Nachricht verbreitete sich schnell unter den anwesenden Kyn, und die meisten begannen, intensiv die Enthüllungen und getroffenen Entscheidungen zu diskutieren.
Michael tauchte neben Richard auf. »Jahrhundertelang mussten die meisten unserer Männer sich mit den Annehmlichkeiten begnügen, die Menschenfrauen geben konnten«, sagte er, während er die anderen beobachtete. »Zumindest gibt es jetzt die Chance, dass noch mehr von uns ihre Lebensgefährtin finden.«
»Wenn Euer verdammter Blutegel uns nicht vorher alle heilt.« Richard sah, dass Alexandra sich ihren Weg durch die Menge in ihre Richtung bahnte. »Ah, da ist sie ja. Wappnet Euch, ich gehe davon aus, dass sie vorhat, eine Menge Salz in unsere Wunden zu streuen.«
Doch Alexandra stolperte kurz vor ihnen und umklammerte ihren Kopf.
Michael versteifte sich. »Sie benutzt ihr Talent.« Er ging zu Alex und führte sie zu einer Bank.
Richard, der sich durchaus der Tatsache bewusst war, dass Alex die Gedanken von Kyn-Killern genauso lesen konnte wie von menschlichen Mördern, schloss sich ihnen an.
» Chérie «, sagte Michael und legte einen Arm um sie. »Wer ist es?«
»Kyn.« Sie blinzelte mehrmals, als versuchte sie, wieder klar zu sehen. »Italienisch. Wirklich sauer. Irgendwo in der Nähe, vielleicht in der Stadt. Ich kann nicht sagen, ob es ein Mann oder eine Frau ist. Die Gedanken sind einfach nur … grauenhaft.« Sie warf Richard einen fragenden Blick zu. »Wer ist Beatrice, und was haben Sie ihr angetan?«
»Beatrice.« Siebenhundert Jahre verschwanden einfach, und wieder einmal blickte Richard in die Feuer der Hölle. »Beatrice ist tot.«
»Jemand, der sie geliebt hat, ist es nicht.« Alex stöhnte und schlug sich die Hände über die Ohren. »Ich weiß nicht, wer es ist, aber er hat Freunde mitgebracht. Und sie haben es auf Sie abgesehen, Richard. Sie haben es auf uns alle abgesehen.«
Salva ließ das Gelände von ihren Männern umstellen, während sie selbst nur in Begleitung von Caesar zum Tor von Geoffreys Herrenhaus fuhr.
»Du musst mit der Phiole sehr vorsichtig sein«, erklärte er ihr gerade. »Lass sie dir von niemandem abnehmen, und lass auch nicht zu, dass sie aus Versehen geöffnet wird.«
Ihr lieber, süßer Caesar. Er glaubte immer noch, dass sie die Tränen nur einsetzen wollte, um selbst den Thron des Highlords zu besteigen. Natürlich hatte Salva ihm auch nie Anlass gegeben, etwas anderes zu denken.
Die Darkyn glaubten von sich selbst, sie seien von Gott verflucht. Aber Salva wusste es besser. Die einzigen Sünden, die ihre unschuldige Schwester begangen hatte, war es,
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